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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ich ihn nicht weit hinter den Toren des Klosters auf einem alten römischen Meilenstein sitzen.
    Er war barfuß, trug aber ein kurzes Wams und eine dünne Reithose, die, wie aus den Flecken zu schließen war, einem der Stallburschen gehörten.
    Ich brachte mein Pferd neben ihm zum Stehen und starrte ihn einen Augenblick lang wortlos an. »Deine Nase ist blau«, bemerkte ich im Plauderton, »und deine Füße auch.«
    Er grinste und wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab.
    »Und mein Sack auch. Möchtest du ihn wärmen?« Kälte hin oder her, er war offensichtlich guter Laune. Ich saß ab und stellte mich kopfschüttelnd vor ihn.

    »Es ist völlig zwecklos, nicht wahr?«
    »Was ist zwecklos?«
    »Mit dir zu schimpfen. Es ist dir anscheinend völlig egal, ob du dir eine Lungenentzündung holst oder von Bären gefressen wirst oder ob ich mich zu Tode sorge!«
    »Um die Bären mach ich mir wirklich keine Gedanken. Sie schlafen im Winter, weißt du.«
    Ich wurde so wütend, daß ich ausholte, um ihm eine Ohrfeige zu geben, aber er bekam mein Handgelenk zu fassen, hielt mich mühelos fest und lachte mich an. Nach kurzem, sinnlosem Kampf gab ich auf und lachte auch.
    »Kommst du jetzt mit, oder mußt du sonst noch etwas beweisen?«
    Er deutete mit dem Kinn die Straße zurück. »Nimm das Pferd mit bis zu dieser großen Eiche und warte dort auf mich. So weit will ich zu Fuß gehen, und zwar allein.«
    Ich biß mir auf die Lippen, um diverse Bemerkungen zu unterdrücken, die mir auf der Zunge lagen, und saß auf. An der Eiche blickte ich zurück. Ich merkte jedoch bald, daß ich es nicht mit ansehen konnte, wie er sich mühselig dahinschleppte. Als er das erste Mal hinfiel, drehte ich mich entschlossen um und wartete.
    Mit Ach und Krach gelangten wir zum Gästetrakt zurück. Jamie mußte sich an mir festhalten, und so stolperten wir den Korridor entlang. Ich entdeckte Bruder Roger, der besorgt um eine Ecke linste, und schickte ihn los, eine Wärmepfanne zu besorgen, während ich meine schwere Last ins Zimmer bugsierte und aufs Bett fallen ließ. Er knurrte mürrisch, blieb aber mit geschlossenen Augen liegen, als ich mich daran machte, ihm die schmutzigen Fetzen auszuziehen.
    »Und jetzt nichts wie ins Bett mit dir.«
    Er rollte sich gehorsam unter die Decke. Mit der Wärmepfanne fuhr ich zwischen den Laken am Fußende hin und her. Nachdem ich die Pfanne herausgenommen hatte, streckte er die langen Beine aus und entspannte sich wohlig.
    Leise ging ich im Zimmer herum, hob die Kleider auf, legte Holzkohle nach und streute ein wenig Echten Alant ins Feuer, um den Rauch zu versüßen. Ich dachte, er schliefe, und war überrascht, als er hinter mir zu sprechen anfing.
    »Claire.«

    »Ja?«
    »Ich liebe dich.«
    »Oh.« Ich war erstaunt, konnte aber nicht leugnen, daß ich mich freute. »Ich liebe dich auch.«
    Er seufzte und öffnete die Augen ein wenig.
    »Randall. Das war es, was er am Ende wollte.« Darüber war ich nun wirklich erstaunt und erwiderte vorsichtig: »Oh?«
    »Aye.« Er blickte angestrengt zum Fenster, durch das die tiefgrauen Schneewolken zu sehen waren.
    »Ich lag auf dem Boden, und er lag neben mir. Mittlerweile war auch er nackt, und beide waren wir mit Blut und sonstigem beschmiert. Ich erinnere mich, daß ich den Kopf heben wollte und nicht konnte, weil meine Backe mit trockenem Blut am Boden festgeklebt war.« Er runzelte die Stirn und starrte ins Leere, während die Erinnerungen hochkamen.
    »Ich war so hinüber, daß ich kaum mehr Schmerzen fühlte - ich war einfach nur entsetzlich müde, und alles schien weit entfernt und nicht sehr real.«
    »Um so besser«, warf ich ein, und er lächelte kurz.
    »Aye, kann man sagen. Ich dämmerte vor mich hin, keine Ahnung, wie lange wir dort lagen, aber ich wurde wach und merkte, daß er mich hielt und an sich preßte.« Jamie zögerte; es fiel ihm offenbar schwer, das auszusprechen, was jetzt kam.
    »Ich hatte mich bis dahin nicht gewehrt. Aber ich war so erschöpft, und der Gedanke, es noch einmal über mich ergehen zu lassen - der war einfach unerträglich… und so schob ich mich von ihm weg, gewehrt habe ich mich nicht direkt, ich wollte einfach Abstand. Aber er hatte mir die Arme um den Hals gelegt und sein Gesicht an meiner Schulter vergraben, und ich spürte, daß er weinte. Eine Weile verstand ich nicht, was er sagte, aber dann verstand ich es doch. ›Ich liebe dich, ich liebe dich‹, hat er gesagt, immer wieder, und seine Tränen und seine Spucke

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