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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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erwähnenswert.«
    Ich schlüpfte aus den Sandalen und steckte die Füße zögernd ins Wasser. Zu meiner Überraschung war es angenehm warm. Ich spielte mit den Zehen im Wasser, was die Karpfen argwöhnisch beobachteten.
    »In der Nähe der Abtei gibt es mehrere Heilquellen, die heiß aus der Erde sprudeln«, erklärte Anselm. »Ein kleiner Teil des Mineralwassers wird von der nächstgelegenen Quelle hierher gepumpt. So kann der Koch zu allen Jahreszeiten frischen Fisch auf den Tisch bringen.«
    Eine Weile ließen wir unsere Füße in einvernehmlichem Schweigen im Wasser baumeln. Die Fische huschten vorbei, gelegentlich stieß sogar einer mit überraschender Wucht an unsere Beine. Die
Sonne kam durch und sandte ihre schwachen, aber doch wärmenden Strahlen auf uns herab. Anselm schloß die Augen.
    »Ihr erster Ehemann - Frank war doch sein Name? - muß, denke ich, Gott anempfohlen werden als jemand, dem Sie bedauerlicherweise Leid zugefügt haben, ohne etwas daran ändern zu können.«
    »Aber ich hätte etwas tun können. Ich hätte - vielleicht - zurückkehren können.«
    Er öffnete die Augen und betrachtete mich skeptisch.
    »Ja, vielleicht«, stimmte er zu. »Aber vielleicht auch nicht. Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen, daß Sie davor zurückgescheut sind, Ihr Leben zu riskieren.«
    »Es ging mir nicht um das Risiko«, sagte ich. »Oder jedenfalls nicht nur. Es war - zum Teil war es auch Angst, aber vor allem… vor allem konnte ich Jamie nicht verlassen.« Ich zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich - ich konnte es einfach nicht.«
    »Eine gute Ehe ist eines der kostbarsten Geschenke Gottes. Wenn Sie so klug waren, dieses Geschenk zu erkennen und anzunehmen, dann ist daran kein Fehl. Und bedenken Sie…« Er legte den Kopf schief zur Seite wie ein Spatz.
    »Sie sind vor fast einem Jahr aus Ihrer früheren Welt verschwunden. Ihr erster Mann wird allmählich beginnen, sich mit dem Verlust abzufinden. Er mag sie sehr geliebt haben, aber ein Verlust kann jeden Menschen treffen, und es ist uns gegeben, darüber hinwegzukommen. Vielleicht hat er begonnen, sich ein neues Leben aufzubauen. Wäre es ratsam, den Mann zu verlassen, der Sie so sehr braucht, den Sie lieben und an den Sie durch das Sakrament der Ehe gebunden sind, um zurückzukehren und das neue Leben ihres früheren Mannes wieder aus der Bahn zu werfen? Und falls Sie aus Pflichtgefühl zurückkehren möchten, obwohl Ihr Herz einem anderen gehört - nein.« Er schüttelte entschlossen den Kopf.
    »Kein Mann kann zwei Meistern dienen, und ebensowenig eine Frau. Falls das Ihre einzige gültige Ehe wäre und dies« - er deutete zum Gästeflügel -, »nur eine Liebschaft, dann läge Ihre Pflicht wohl anderswo. Aber Sie sind in Gott vereint, und ich denke, Ihre Pflicht liegt bei dem jungen Herrn.
    Was nun den anderen Aspekt angeht, nämlich die Frage, was Sie tun sollen - das muß genau erwogen werden.« Er zog die Füße aus dem Wasser und trocknete sie am Saum seiner Kutte ab.
    »Lassen Sie uns dieses Gespräch in die Küche verlegen, wo wir
vielleicht Bruder Eulogius dazu überreden können, uns ein warmes Getränk zu servieren.«
    Ich warf den Karpfen ein letztes Stückchen Brot zu und bückte mich, um mir die Sandalen anzuziehen.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, welche Erleichterung es für mich ist, mit jemandem darüber zu reden. Ich kann es immer noch nicht fassen, daß Sie mir tatsächlich glauben.«
    Er zuckte mit den Achseln und bot mir höflich seinen Arm, während ich die groben Riemen der Sandalen über den Fuß zog.
    » Ma chère , ich diene einem Mann, der auf wunderbare Weise die Brote und Fische vermehrt hat, der die Kranken geheilt und die Toten hat auferstehen lassen. Soll ich mich da wundern, wenn der Herr der Ewigkeit eine junge Frau durch die Steine der Erde geführt hat, um seinen Willen zu tun?«
    Das war jedenfalls besser, dachte ich, denn als Hure Babylon an den Pranger gestellt zu werden.
    Die warme Küche der Abtei hatte Ähnlichkeit mit einer Höhle. Die Decke war schwarz vom fettigen Rauch der Jahrhunderte. Bruder Eulogius steckte bis zu den Ellbogen in einem Schaff mit Teig, grüßte Anselm mit einem Nicken und rief einem Laienbruder auf französisch zu, er möge uns bedienen. Wir fanden eine ruhige Ecke, wo wir einen Krug Bier bekamen und einen Teller mit heißem Gebäck. Ich schob Anselm den Teller zu, da ich viel zu beschäftigt war, um mich für Essen zu interessieren.
    »Lassen Sie es mich so sagen«, begann ich und

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