Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
machen,
bevor Frank nach Hause kam. Ich wußte, seine Grenze bei Sherry waren zwei Gläser, und so erwartete ich ihn bald zurück.
    Der Wind frischte auf, und selbst im Schlafzimmer war die Luft elektrisch aufgeladen. Ich zog die Bürste durch meine Haare, und prompt knisterten meine Locken und verhedderten sich wüst miteinander. Sie müssen heute abend ohne ihre hundert Bürstenstriche auskommen, dachte ich. Bei diesem Wetter würde ich mich damit begnügen, mir die Zähne zu putzen. Haarsträhnen klebten an meinen Wangen und blieben störrisch an Ort und Stelle, als ich versuchte, sie zu entfernen.
    Kein Wasser im Waschkrug; Frank hatte es verbraucht, als er sich frischmachte, bevor er zu seinem Treffen mit Mr. Bainbridge aufbrach, und ich hatte den Krug nicht wiederaufgefüllt. Ich nahm die L’Heure-Bleue-Flasche und schüttete eine Pfütze in meine Hand. Bevor sich der Duft verflüchtigen konnte, rieb ich meine Hände aneinander und fuhr mir mit ihnen durch die Haare. Ich kippte eine weitere Portion auf meine Haarbürste und fegte mir damit die Locken hinter die Ohren.
    Das ist sehr viel besser, dachte ich, als ich meinen Kopf von einer Seite zur anderen drehte, um das Ergebnis in dem fleckigen Spiegel zu überprüfen. Die Haare umrahmten mein Gesicht in schweren, schimmernden Wellen. Der verdunstende Alkohol hatte einen sehr angenehmen Duft zurückgelassen. Das wird Frank gefallen, dachte ich. L’Heure Bleue ist sein liebstes Eau de Cologne.
    Plötzlich zuckte in unmittelbarer Nähe ein Blitz, ein Donnerschlag folgte, und sämtliche Lichter gingen aus. Leise fluchend, kramte ich in mehreren Schubladen herum.
    Irgendwo hatte ich Kerzen und Streichhölzer gesehen; Stromausfälle kamen in den Highlands so häufig vor, daß Kerzen ein unentbehrliches Requisit aller Fremdenzimmer waren. Selbst in den vornehmsten Hotels hatte ich welche gesehen - dort waren sie allerdings parfümiert und präsentierten sich in eleganten Mattglashaltern.
    Mrs. Bairds Kerzen waren da weitaus gewöhnlicher, schlichte weiße Haushaltskerzen, aber es waren etliche, und drei Heftchen Streichhölzer lagen dabei. In einem solchen Moment wollte ich, was Stilfragen betraf, nicht allzu pingelig sein.
    Beim Licht des nächsten Blitzes steckte ich eine Kerze in den blauen Keramikhalter auf der Frisierkommode, dann zündete ich
weitere an, bis der ganze Raum von einem sanften, flackernden Schein erfüllt war. Sehr romantisch, dachte ich und drückte geistesgegenwärtig den Lichtschalter nach unten, damit der Strom, wenn er zu einem ungelegenen Zeitpunkt zurückkommen sollte, nicht die Stimmung verderben würde.
    Die Kerzen waren erst einen Zentimeter heruntergebrannt, als es Frank hereinwehte. Buchstäblich, denn die Zugluft, die ihm die Treppe hinauf folgte, löschte drei von den Kerzen aus.
    Die Tür schloß sich mit einem Knall, der noch einmal zwei auspustete, und Frank blinzelte im plötzlichen Dämmerlicht und fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare. Ich stand auf und zündete die Kerzen wieder an, wobei ich einige Bemerkungen fallenließ, die seine jähe Art, Zimmer zu betreten, betrafen. Erst als ich fertig war und mich umdrehte, um ihn zu fragen, ob er etwas trinken wolle, merkte ich, daß er blaß und ziemlich verstört aussah.
    »Was ist?« fragte ich. »Bist du einem Gespenst begegnet?«
    »Na ja«, sagte er langsam, »ich bin nicht sicher.« Zerstreut griff er nach meiner Haarbürste, um seine Mähne zu ordnen. Als ihm ein Hauch L’Heure Bleue in die Nüstern stach, rümpfte er die Nase, legte die Bürste aus der Hand und gab sich statt dessen mit seinem Taschenkamm zufrieden.
    Ich warf einen Blick aus dem Fenster; draußen schwankten die Ulmen wild hin und her. Irgendwo auf der anderen Seite des Hauses schlug ein Fensterladen gegen die Mauer, und mir kam der Gedanke, daß wir unsere vielleicht schließen sollten, obwohl es draußen recht spannend war.
    »Ein bißchen stürmisch für Gespenster, würde ich meinen«, sagte ich, »ziehen sie nicht stille Nebelabende auf Friedhöfen vor?«
    Frank lachte ein wenig verlegen. »Na ja, wahrscheinlich liegt es ja nur an Bainbridges Geschichten und daran, daß ich etwas mehr von seinem Sherry getrunken habe, als ich ursprünglich wollte. Vermutlich war es gar nichts.«
    Jetzt war meine Neugier geweckt. »Was genau hast du gesehen?« fragte ich und ließ mich auf dem Hocker vor der Frisierkommode nieder. Ich deutete mit dem Kopf auf die Whiskyflasche, und Frank machte sich sofort

Weitere Kostenlose Bücher