Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
tun. Menschen verletzten einander, sobald sich die Gelegenheit bietet. Das ist ihm durchaus bekannt, weshalb er ab sofort tunlichst darauf achten wird, ihr keinen weiteren Zugang zu seiner Seele zu gestatten. Das ist nicht gut, er ist nicht sehr erfolgreich darin, so etwas zu verkraften.
    Hey, er ist ein Schwächling, schon vergessen?
    Im Grunde ist er nicht einmal davon überzeugt, dass sie ihn überhaupt mag. Ihm will nicht in den Kopf, wie man jemanden mögen geschweige denn lieben kann, wenn sein Körper für einen abstoßend ist.
    Aber was soll er tun? Ohne sie erscheint ihm das Leben sinnlos! Sie ist alles, was er braucht und wonach er gesucht hat. Wie soll er auch nur einen Tag überstehen, wenn sie nicht bei ihm ist?
    Wie?
    Unvermutet schlägt er die Hände vor das Gesicht und schluckt. Verdammt!

    Josie kann unmöglich geklopft haben. Als ihre Stimme neben seinem Bett ertönt, kommt es so unerwartet, dass er zusammenzuckt.
    »Andrew?«
    Der beschließt spontan, der Kent–Taktik eine Chance einzuräumen. Was er nicht sieht, ist nicht wirklich vorhanden. Er schaut sie nicht an, also ist sie auch nicht da ...
    Die Matratze bewegt sich, weshalb er schlussfolgert, dass sie sich zu ihm gesetzt hat.
    Fuck!
    Eine Weile herrscht Schweigen, aber dann – total überraschend – erklingt ein entsetzter Aufschrei: »Andrew!«
    Entsetzt? Ach ja, abgesehen von seinem Morgenmantel hat er ja nichts an. Verdammt! Entgegen aller Pläne hebt er endlich die Lider. »Geh raus, Josie!«
    Selbstverständlich gehorcht sie nicht, sondern fixiert erschrocken seinen Arm.
    Oh, das ja auch noch! Er schielt hinab und entdeckt, dass die Blutung bisher nicht gestillt ist. Ein großer roter Fleck bildet sich in beachtlicher Geschwindigkeit auf der obersten Mullschicht. Scheiße! Wütend zerrt er seinen Ärmel darüber. »Verschwinde aus diesem Raum!«
    Sie reagiert wieder nicht – offenbar ist sie spontan ertaubt, als er duschen war –, denn stattdessen nimmt sie seinen Arm. Bedeutend zorniger fegt er ihn aus ihrem Griff. »Zum letzten Mal: Geh raus!«
    »Nein!«
    Oh, sie kann wohl doch hören und scheint ihn nur nicht verstehen zu wollen . Verdammter Fuck! Er fährt zu ihr herum. »Ich bin unter diesem beschissenen Morgenmantel nackt!«, zischt er. »Du weißt genauso gut wie ich, was passiert, wenn du siehst, was sich darunter befindet. Also verdammt noch mal, beweg deinen kleinen Hintern hier raus !«
    Ha!
    Anstatt endlich zu tun, worum er sie so nett bittet, kapert sie sich wieder seinen Arm, schiebt den Stoff zurück und beginnt, den Verband zu lösen.
    »JOSIE!«
    »Halt still!«, kommandiert sie, während sie langsam Lage um Lage löst. Als sie die Wunde freigelegt hat, beißt sie sich auf die Unterlippe und sagt lange Zeit kein Wort. Schließlich sieht sie zu ihm auf und in ihren Augen blitzt die kalte Wut.
    »Warum?«, faucht sie. »Warum hast du das getan?«

    Kent Taktik.
    Andrew tut so, als wäre sie nicht anwesend. Was soll er denn auch schon sagen?
    Ich kann nicht damit umgehen, dass du mich nicht liebst. Die Wahl stand zwischen Heulen, Brüllen und einen belanglosen Schnitt in den Arm? Ach und übrigens, du hast mich mit deiner beschissenen Fragerei gezwungen, an Dinge zu denken, die besser ungedacht bleiben, weil sie mich nämlich fieserweise daran erinnern, dass ich meine Mom gekillt habe.
    Soll er ihr das erzählen? Was wird sie dann wohl tun, von ihrer sofortigen Flucht mal abgesehen?
    »Andrew?«
    Oh Himmel, hat ihr schon einmal jemand mitgeteilt, dass sie echt nervend sein kann? Weshalb akzeptiert sie nicht, dass er momentan nicht mit ihr sprechen will, verfluchter Mist? Schließlich hat sie mit dem Wein angefangen und kann doch unmöglich davon ausgehen, dass alles in Ordnung ist!
    Das bringt ihn auf die Frage, ob sie sich umgezogen hat. Ein rascher Blick bejaht das. Ihr Haar ist wieder nass und sie trägt nun einen Hausanzug. Ein weiteres Souvenir ihres gestrigen Einkaufs ...
    »Andrew, würdest du mir bitte antworten?«
    »Nein.«
    Ihr Seufzen treibt ihn bereits abermals an den Rand seiner Selbstbeherrschung. Warum fühlt er sich gerade wie ein störrisches Kind? Sie hat kein Recht, ihn so zu behandeln, schließlich ist sie schuld an dem ganzen Desaster und er muss zu allem Überfluss mit der Tatsache zurechtkommen, dass er die Kontrolle verloren hat. Zum ersten Mal seit beinahe fünfundzwanzig Jahren. Verdammt!
    »Josie GEH RAUS!«
    Mit einem hörbaren Ausatmen steht sie auf, und Andrew wagt es kaum zu fassen:

Weitere Kostenlose Bücher