Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
eigentlich? Mach nur so weiter! Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank, aber ich bin noch ziemlich hell in meinem alten Schädel. Und wenn du die Schlampe nicht durchnehmen willst ...
    ›Hör auf!‹
    Der DS hebt eine Augenbraue und knurrt: Wer hat dem Flittchen soeben das Leben gerettet?
    ›Das warst du ...‹
    So sieht’s aus! Hätte ich dir nicht mal wieder den verdammten Arsch gerettet, würdest du jetzt neben einer Leiche liegen! Hast du das vergessen?
    ›Nein ...‹
    Ohne mich bist du chancenlos! Du baust nur Scheiße! Warum hast du sie überhaupt hierhergebracht? Du weißt, dass sie irre ist! War doch klar, dass das nicht gut geht ...
    ›Aber, ich dachte ...‹
    Schnauze! Gedacht wird hier nur von einem und der bin ich! Sind wir damit nicht immer gut gefahren?
    ›Schon, aber ...‹
    ABER, du Idiot? Aber? Du bestreitest also, dass du verschissener Rest einer Fehlgeburt nicht einen bekotzten Cent auf deinem Konto hättest, wäre ich nicht gewesen, nachdem deine arme Mommy abgekratzt ist?
    Andrew kann sein Zusammenzucken nicht verhindern. Das ist nicht die übliche Taktik – der DS wird beleidigend, ja, doch er zieht niemals die M–Karte. Er muss ihn wirklich verärgert haben, und eines steht fest: Es ist schwer, mit einem gut gelaunten Drillsergeant auszukommen, mit einem mies aufgelegten allerdings fast unmöglich. Und momentan scheint der gute Mann vor Zorn zu rauchen.
    Rauchen vor Zorn? Ich? Mein Junge, du hast mich noch nicht erlebt, wenn das eintrifft! Aber das wirst du, solltest du das Flittchen jetzt nicht zurück in die Crackbude schaffen, aus der es gekrochen ist. Beweg dich!
    Er hat recht, es dämmert bereits. Denn wenngleich es angenehm warm ist, zeigt der Kalender erst März. Seine Uhr bestätigt die Vermutung, dass es inzwischen nach fünf ist. Nicht mehr lange und es wird dunkel sein. Andrew wirft Josie einen raschen Blick zu. Sie atmet ruhig und gleichmäßig und sieht hinaus aufs Meer.
    Ansprechen. Irgendwie sollte er sie ansprechen, und ... noch viel wichtiger: Er muss sich entschuldigen.
    Ha! Wofür denn? Du hast sie geküsst! Geküsst! Zumindest dazu hatte sie dir ja bereits die Erlaubnis gegeben, oder?
    Ja, doch Andrew hat viel mehr getan, und egal, was der DS auch sagt, damit ist er zu weit gegangen. »Josie?«
    »Ja?« Das kommt ruhig, beinahe unbeteiligt, und sie macht keine Anstalten ihn anzusehen.
    »Es tut mir sehr leid«, beginnt Andrew zögernd. »Ich hätte das nicht tun dürfen. Es war ...«
    »Nein, es ist alles in Ordnung.« Immer noch teilnahmslos.
    Argwöhnisch betrachtet er ihr Profil.
    »Ich habe dich geweckt, weil es bald dunkel wird«, fährt sie in diesem gleichgültigen Ton fort. »Ich dachte, wir sollten vielleicht los ...«
    Offensichtlich will sie nicht über diesen Vorfall reden, was Andrew nicht ungelegen kommt. Geschehen ist geschehen. Sein Verhalten war nicht sonderlich gentlemanlike, im Grunde ist jedoch nichts passiert. Sie hat nicht die ‘Neinkarte’ gezogen und er ist aus dem Schneider. »Musst du zurück ins Büro? Um deine Sachen zu holen, meine ich?«
    »Ja.« Es klingt verträumt. »Ja, ich bräuchte noch meine Tasche ...«
    Der Ton lässt Andrew abermals aufhorchen, und er mustert das Mädchen erneut. Doch es zeigt nicht die geringste Regung. Möglicherweise ist das ihre Art, mit den Dingen umzugehen und er sollte sie wohl nicht länger mit diesem Thema behelligen.
    Er nimmt sein Handy und informiert Johnson.

    Josephine lächelt kein einziges Mal.
    Weder, als Andrew ihr (unter den wütenden Protesten des DS) die Schuhe anzieht noch beim Einsteigen in den Wagen und gleichfalls nicht während der Fahrt, im Aufzug oder im Vorzimmer. Jede Frage beantwortet sie auf die gleiche, höfliche und gleichmütige Weise.
    Wenig später lehnt er in der Tür zu seinem Büro und beobachtet, wie sie in dem verlassenen und stillen Raum ihre Tasche und jene Sachen zusammensucht, mit denen sie am Morgen zur Arbeit erschienen ist. Noch am Mittag, darauf würde er wetten, wäre sie bei seinem forschenden Blick aus der Fassung geraten. Diese neue Josie scheint keine Verlegenheit zu kennen, ihn übrigens auch nicht.
    »Auf Wiedersehen«, sagt sie schließlich, als sie wieder vor ihm steht, dabei jedoch die Wand direkt hinter ihm fixiert.
    Er neigt den Kopf, will sie zwingen, ihn anzusehen. »Josie?«
    »Ja?« Unvermindert starrt sie durch ihn hindurch.
    »Soll ich dich besser heimbringen?«
    »Nein«, erwidert sie langsam und mit tief gerunzelter Stirn. »Ich bin mit

Weitere Kostenlose Bücher