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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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meinem eigenen Wagen hier.«
    »Das ist gut ...«, murmelt er. »Denke ich jedenfalls.«
    »Ja«, antwortet sie mit der gleich bleibend monotonen Stimme. »Ich gehe dann jetzt ...«
    Vermutlich benötigt sie Zeit, um die Dinge zu verarbeiten. Doch er muss unbedingt noch etwas sagen, bevor ...
    Nein! Lass sie. Morgen wirst du merken, ob sie nachtragend ist. Aber keine Angst, sie wird sich beruhigen. Das tun sie alle.
    Ja, so ist es wohl wirklich das Beste. »Dann ... gute Nacht.«
    Nach einem mechanischen Nicken tritt sie in den Flur hinaus. Obwohl Andrew ihr die Tür aufhält, hat sie für ihn nicht den flüchtigsten Blick übrig. Besorgt beobachtet er, wie sie zu den Aufzügen geht. Unverwandt fixiert sie dabei den Bereich vor sich, die Haltung wirkt seltsam verkrampft, der Gang steif. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr, und das ist allein seine Schuld!
    Ha! Deine Schuld? Leidest du abgesehen von Blutarmut im Kopf und Hirnschwund inzwischen auch an Amnesie? Das Flittchen war schon im Arsch, als es gestern Mittag hier auftauchte! Du hast alles getan, was du konntest! Sie ist alt genug, sie kann selbst für sich sorgen!
    Und genau das wagt Andrew, zu bezweifeln.
    Zehn Minuten wartet er, bevor auch er in die Tiefgarage fährt. Nur um zu vermeiden, ihr noch einmal zu begegnen. Währenddessen legt sich immer wieder seine Hand auf den Türgriff, und der DS muss schwere Geschütze auffahren, um ihn davon abzuhalten, ihr zu folgen.
    Du siehst sie morgen früh! Reiß dich zusammen, du Idiot!
    Aber zwischen jetzt und dem nächsten Morgen liegt eine verdammte Scheißnacht! Und mit einem Mal verspürt Andrew eine ziemliche Scheißangst vor der Scheißnacht.
    Schlappschwanz!
    Sicher. Möglicherweise liegt es daran, weil er am Nachmittag zum ersten Mal seit vierundzwanzig Jahren geschlafen hat, ohne vom M–Albtraum geweckt zu werden. Noch besser: Es war ein schöner Traum. Er handelte von ihr.
    Dämlicher Hosenscheißer!
    Seufzend beschließt Andrew, ihn zu ignorieren.

    »Nach Hause!«, ordnet er wenig später im üblichen Tonfall an.
    Unbeteiligte Miene Johnson antwortet ungerührt wie immer. »Sehr wohl, Sir.«
    In der Limousine lässt Andrew sich in die Polster sinken, lehnt den Kopf zurück und schließt die Augen. Er könnte schwören, ihren Duft in der Nase zu haben, als hätte der sich innerhalb der kurzen Zeit bereits unauslöschlich mit dem Material verwoben.
    Hmmm, und ich würde schwören, dass sich jetzt auch noch dein Geruchssinn verabschiedet ...
    Auch das ignoriert Andrew, der nebenbei versucht, die bevorstehende Nacht aus seinem Bewusstsein zu verbannen, die etliche Stunden in der Zukunft liegt. Vor Mitternacht geht er niemals zu Bett. Stattdessen macht er sich daran, sich mit dem vergangenen Tag auseinanderzusetzen, der sich so gänzlich von allen anderen unterscheidet, an die er sich zurückerinnern kann ...
    Und dann geschieht etwas, was dieses Datum wahrhaftig zum bisher ungewöhnlichsten seit vierundzwanzig Jahren werden lässt.
    Nach wie vor verzweifelt bemüht, nicht an sie zu denken und unter dem spöttischen Gejohle seines DS auf ganzer Linie scheiternd, reißt ihn Johnsons Stimme völlig unerwartet aus seiner Konzentrationsübung.
    »Sir!«
    Entgeistert fliegen Andrews Lider auf. Dass dieser Mann während der Fahrt spricht, ist mit Sicherheit ein Phänomen. »Ja?«
    »Das dürfte Sie vielleicht interessieren.« Zum ersten Mal, seitdem er ihn kennt, klingt sein Chauffeur nicht unbeteiligt. Johnson hat bereits die Geschwindigkeit gedrosselt, und der junge, derzeit leicht verwirrte Konzernchef beobachtet stirnrunzelnd, wie er den Sicherheitsgurt löst.
    Was zum Henker ...?
    Bevor er sich nach dem mentalen Befinden seines Fahrers erkundigen kann, wird Andrews Aufmerksamkeit von den Geschehnissen vor dem Wagen in Anspruch genommen. Und in den kommenden fünf Sekunden ist er dem grausamsten Emotionscocktail seines Lebens ausgeliefert. Panik, Angst, Zorn und Hass prügeln gleichzeitig auf ihn ein und paralysieren ihn. Jede Bewegung ist undenkbar und sein Blick wie festgefroren auf das gerichtet, was seinen Angestellten veranlasste, sich völlig wider dessen Natur zu verhalten.
    Der Weg zu seinem Haus am Rande der Stadt führt unter anderem durch einige dunklere, enge Straßen. In einer solchen sind sie zum Halten gekommen.
    Zuerst sieht Andrew nur die Gruppe aus sieben oder acht jungen Männern – alle von Kopf bis Fuß in Jeans bekleidet und eindeutig furchtbar amüsiert. Angetrunken vermutlich. Nicht

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