Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
zu wichtig. »Was hat er getan?«
Längst betrachtet sie wieder das Tischtuch. »Er wollte es nicht kapieren. Nur ein Date, Josie! Eines ...«
»Aber du hast nicht eingelenkt ...?«, erkundigt er sich sanft und mit einem gewissen Stolz. Sie schüttelt den Kopf, ohne ihn zu heben. »Und ... gab er sich mit der Abfuhr zufrieden?« Josie entgegnet nichts, sondern starrt weiterhin nach unten. »Josephine!«
Hastig sieht sie auf. »Er hat es nicht verstanden ...«, sagt sie leise. »Er kapierte nicht, dass ich ...«
»Dass du was ...?«
»Dass ich nicht mit Männern ...«
Ihr Problem bestand also bereits zuvor; dieser Hurensohn hat es nur noch verstärkt. »Und dann hast du die Stadt verlassen?« Geflohen wäre wohl die korrektere Bezeichnung.
Sie nickt.
»Und heute wolltest du wieder gehen?«
Erneut bejaht sie, diesmal mit reichlich Trotz untermalt.
»Wie oft bist du schon gegangen?«
»Einige Male ...«
»Wie oft?«
Hörbar atmet sie aus, und als sie antwortet, ist das Zischen zurück, einschließlich eines Fauchens. Eine Kombination, die Andrew bislang ebenfalls noch nicht kannte. »Einige Male, das sagte ich bereits! Warum habe ich gerade das Gefühl, verhört zu werden?«
Der Ton ist wirklich unangenehm und schmerzt in seinen Ohren. Schon läuft er Gefahr, etwas Grobes zu erwidern, doch dann besinnt er sich. Sie will partout nicht über dieses Thema reden, was er verstehen kann. Auch er behält die Tatsache für sich, dass er eine wandelnde Leiche ist. Gut, im Grunde tauscht er sich für gewöhnlich überhaupt nicht mit fremden Menschen aus. U nd da zu besagter Kategorie so ungefähr jeder Homo sapiens auf diesem Planeten gehört, hat Andrew meist so ziemlich seine Ruhe.
Sofern man von dem DS mal absieht.
Sein Dad schickte ihn nach jenem Ereignis vor mehr als zwei Jahrzehnten in ‚Therapie‘. Niemals wird er diesen beschissenen Idioten von Quacksalber vergessen, der ihn in den folgenden vierundzwanzig Monaten behandelte, um seinem Vater und seiner Stiefmutter dann Andrews vollständige Genesung zu verkünden. Zu diesem Zeitpunkt stand der kurz vor dem Wahnsinn, was Doktor Quacksalber selbstverständlich entging. Ungefähr zur gleichen Zeit tauchte erstmals der DS auf: Er hat den damaligen Jungen gerettet, nur das Problem mit dem Schlafen konnte er nie lösen. Niemand ist sich im Klaren darüber, weder Andrews Eltern noch dessen Geschwister – gut, Julia bedingt. Aber nur das Notwendigste. Auch seine ehemaligen Geliebten erfuhren nie davon. Es ist sein Geheimnis und geht keinen etwas an. Mr. Norton – Konzernchef – hat niemanden zu interessieren! Ausschließlich deshalb lässt er Josie gewähren, obwohl sie sich ihm irgendwann öffnen muss. Denn nur so werden sie ihr Problem langfristig gesehen lösen können.
Er ruft die Bedienung, eine Mittvierzigerin mit aufdringlicher Miene und schlecht gefärbtem blondem Haar, um zu zahlen.
Als die beiden aus dem Café treten, will Josie zum Wagen gehen, doch Andrew wählt einen anderen Weg.
Norton, du Idiot! Hand! Sie muss wissen, zu wem sie gehört!
Das ist Andrew für einen Moment entfallen. Es fühlt sich so ungewohnt an, denn normalerweise zelebriert er keinen öffentlichen Körperkontakt, im Gegenteil, Nähe ist ihm in den allermeisten Fällen eher lästig. Hastig nimmt er die kleine Hand und registriert erfreut, dass er diesmal keinen erstaunten Blick dafür erntet. Lächelnd haucht er einen sanften Kuss auf ihren Mund, sein Ärger über ihren Ausbruch im Café ist beinahe vergessen. Beinahe ...
Er muss ihr unbedingt beibringen, ihm zu vertrauen. Sonst werden sie noch enorme Probleme bekommen. Außerdem hat Josie ihm nicht zu widersprechen. Niemandem räumt er diese Freiheit ein, was auch Miss ich treibe meinen Boss allein mit meinem kurzen Rock in den Wahnsinn! Kent mit einbezieht.
Sie schlendern die Einkaufsstraße entlang, bis Andrew das gesuchte Geschäft gefunden hat und sie hineinzieht. Verwirrt sieht das Mädchen sich um, sagt jedoch nichts, während er mit dem Verkäufer verhandelt, sich die verschiedenen Exemplare vorführen lässt und am Ende für das Hochwertigste entscheidet.
Selbstverständlich.
Es sendet ein GPS–Signal aus, alles andere ist ihm relativ egal. Ab diesem Moment wird er jedenfalls wissen, wenn Miss ich habe eine Affinität, mich ständig in lebensbedrohliche Situationen zu bringen, Kent, in Schwierigkeiten gerät.
Wieder draußen bleibt er stehen und reicht ihr das Handy.
»Einstecken!«
»Nein!«
Was? Mit
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