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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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war eindeutig eine Mobilfunknummer vermerkt.
    Sie wird blass. »Ich hab es in Orono vergessen.«
    »Du hast nicht bei deinen Großeltern gelebt?«
    »Nein, während des Studiums wohnte ich in Orono.« Es kommt schnippisch.
    »Aus welchem Grund bist du hierher gezogen?« Langsam begreift Andrew. Wenn er ein Thema anschneidet, das ihr nicht gefällt, wird sie trotzig, manchmal erscheint sogar Hass. Er beginnt, diese speziellen Fragen zu speichern. Vermutlich sind ihre Antworten nicht ehrlich oder nicht umfassend genug.
    »Meine Mutter lebt in der Stadt ...«, faucht sie schließlich.
    »Warum wohnst du nicht bei ihr?«
    Prompt verschwindet die Abneigung und ihre Erwiderung kommt so unbekümmert wie ein Sommerfalter in der lauen Brise. »Oh, das Haus ist viel zu klein!« Egal, was ihr widerfahren ist, es betrifft nicht Tampa. Also zurück in den Osten ...
    »Und deine Großeltern? Wie war es bei ihnen?«
    Diesmal wirkt ihr Lächeln wehmütig, und er atmet auf. Der Gedanke, mit ihrem Großvater abrechnen zu müssen, hätte ihm nicht sonderlich gefallen. Nicht, dass er deshalb nicht gestorben wäre, wenn Andrew ihn als das Schwein entlarvt hätte, das ihn derzeit daran hindert, mit ihr glücklich zu sein. »Sie sind ... sehr besorgt«, meint sie. »Besonders mein Grandpa. Als meine Mom hierher zog, blieb ich bei ihnen, und ich glaube … na ja, ich schätze sie haben vergessen, dass ich ihre Enkelin bin und nicht die Tochter. Ihnen gefiel nicht, dass ich allein am College war, obwohl das totaler Blödsinn gewesen ist!« Die letzten beiden Sätze kommen widerwillig.
    Erstens: Josies Großvater ist Andrew sympathisch. Fast fühlt er sich ihm verbunden. Der Mann passt definitiv auf seine Enkeltochter auf. Zweitens: Das Problem liegt eindeutig in Orono ...
    »Wo lebtest du während deines Studiums? Bewohntest du dein eigenes Appartement?«
    »Ja, auf dem Campus. Aber allein ...«
    »Und hattest du einen Freund ...?«
    Treffer! Seitdem er sie kennt, hat Andrew noch nicht so viel lodernden Hass in ihren Augen gefunden, und das soll tatsächlich etwas heißen. Also ein zu aufdringlicher Typ. Wie aufdringlich? Seine Hände beginnen leicht zu beben und er versteckt sie eilig unter dem Tisch.
    »Nein!«
    Sie hat ihn abgewiesen und der Typ sah das anders! Wie weit ist er gegangen? Es war definitiv keine Vergewaltigung, soviel weiß Andrew inzwischen. Hat das Schwein sie verfolgt? In die Enge getrieben? Zu Handlungen genötigt, die sie nicht wollte? Womöglich begrapscht? Unvermutet sieht er eine dunkle, schmale, stinkende Gasse bei Nacht vor sich. Das Mädchen allein und ängstlich, gejagt von diesem Stalker. Hat er sie womöglich angesprochen?
    Oh, là, là, Baby ...
    So laufen die Dinge doch im Allgemeinen ab, oder? Bevor die Monster zuschlagen. Diesmal nicht mit einem Messer, aber ...
    Norton, du Mimose! Reiß dich zusammen!
    Er holt tief Luft. Richtig. Hastig kontrolliert er Josies Miene, ihr scheint sein kurzfristiger Aussetzer allerdings entgangen zu sein. »Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass sich niemand für dich interessiert hat.« Glücklicherweise klingt er auf den Punkt genau so spöttisch wie beabsichtigt.
    Diesmal senkt das Wesen mit den nicht nachvollziehbaren Stimmungsschwankungen den Blick. »Doch ...« Ihr Murmeln ist fast unverständlich.
    Andrew neigt den Kopf zur Seite. »Wie bitte?«
    Hastig sieht sie auf. »Doch!«
    Sehr schön, Norton – Higgins. Deine Erziehungsmaßnahmen zeigen Wirkung.
    »Und?«, hakt er nach.
    »Ich war nicht interessiert!«
    Ein Fauchen, aber egal. Jetzt folgt nämlich die Masterfrage: »Und er hat sich einfach so abweisen lassen?«
    »Nein!« Definitiv ein Zischen und die Augen blitzen grell vor Hass. Nicht die Art, wie sie ihn mustert, sondern grenzenlose, beißende, todbringende Abscheu, in der mit Sicherheit auch nicht die leiseste liebevolle Note vorhanden ist. Längst befinden sich fest geballte Fäuste in seinem Schoß, doch bisher kontrolliert er wenigstens seine Stimme. Irgendwie. »Was hat er getan?«
    Josies verwirrte Miene lässt darauf schließen, dass Andrew wohl keineswegs so gefasst ist, wie er gern glauben will. Fernab von seinem üblichen Standard. Im Normalfall merkt ihm niemand seinen Zorn an, weil er nämlich überhaupt keinen empfindet. Abermals seufzt er – diesmal innerlich. Nichts, was mit diesem Mädchen zu tun hat, entspricht seinem üblichen Standard. Aber sie ist ihm die Antwort schuldig geblieben und diesmal lässt er sie nicht vom Haken. Es ist

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