Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
ausgibst!«
Andrew nickt. »Das ist mir nicht entgangen. Vernünftig betrachtet habe ich mein Geld jedoch nicht in Josie, sondern in Miss Kent investiert. Der Vorfall am gestrigen Abend wäre vermeidbar gewesen. Diesbezüglich stimmst du mir zu?«
Sie stöhnt entnervt, doch dann murmelt sie ein »Ja.«
»Wie bitte?«
Nach einem hastigen Räuspern (einschließlich der üblichen Aversion in ihrem Blick) wiederholt sie sich, diesmal deutlicher. »Ja.«
Seltsames Wesen.
»Hätte ich dafür gesorgt, dass du ein Handy hast, wäre es dir möglich gewesen, Hilfe zu holen. Deine Eltern beispielsweise. Richtig?«
Die Antwort erfolgt sofort. »Ja.«
Er nickt erneut. »Also ist das weniger ein Geschenk von Andrew an Josie, als vielmehr eine überaus notwendige Leihgabe von Mr. Norton an seine Assistentin. Was mich betrifft, ist die Angelegenheit damit erledigt.«
Darauf weiß sie tatsächlich keine Erwiderung.
Norton, du Arschgeige, das Auto ...
Ja, richtig! Wie beiläufig platziert Andrew seine Hand auf ihrem Bein. Die Reaktion ist vorprogrammiert, aber er ignoriert alles. Während er spricht, wandert sie höher – nicht unter den Rock! – ohne Frage.
»Dein Wagen steht im Moment in der Tiefgarage?«
Sie bejaht, offenbar nicht vollständig bei der Sache.
»Was ...« Ergeben schließt er die Augen. Was ist er doch für ein Idiot! Selbstverständlich! Weshalb ist ihm dieses rostige Ungeheuer nie zuvor aufgefallen? Ganz simpel: weil es nie zuvor dort stand! »Das kannst du vergessen!«, knurrt er schließlich und sieht sie wieder an.
»Was?«
»Dein Auto! Es ist nämlich keines!«
Prompt schiebt sich Josies Kinn vor. »Natürlich ist es das! Es hat mich von Orono bis hierher gebracht ...«
Sie ist eintausendfünfhundert Meilen durch die Staaten gereist? Ohne Schutz, mit dieser Rostlaube? Und sie ist hier angekommen? Lebend, nicht in einem Leichensack? Ihm wird übel, wenn er nur darüber nachdenkt! Nein, sie ist eindeutig lebensuntüchtig! Irgendwie scheint sie Gefallen daran zu finden, sich in lebensgefährliche Situationen zu bringen. Er darf ihr keine Entscheidungen überlassen! Das grenzt ja an Beihilfe zum Selbstmord! Aber Andrew bleibt ruhig – mit Mühe.
Ich bin begeistert, Norton, du Niete. Offenbar kommst du endlich zu dir ...
»Du kannst dieses Fahrzeug nicht mehr nutzen. Es ist unzuverlässig.«
»Nein, das Benzin ist mir nur ausgegangen«, erwidert sie bedeutend zurückhaltender.
Oh, das wird ja immer besser! Langsam kämpft er doch mit seiner Beherrschung. »Also nur, um das zusammenzufassen ...«, grollt er. »Du bist nicht nur mit dieser Schrottmühle auf den verdammten Straßen unterwegs, nachdem du damit einmal die Staaten durchquert hast. Nein! Darüber hinaus fährst du auch noch mit einem beinahe leeren Tank los, ist das korrekt?«
Sie ist blass geworden, doch das hindert Josie nicht daran, ihn erneut anzuzischen. »Es ist ein gutes Auto!«
Entschieden schüttelt er den Kopf. »Falsch, Josephine! Es ist überhaupt keines. Das Teil konnte man vor dreißig Jahren so bezeichnen. Wie war das mit dem Benzin?«
»Ich hatte kein Geld!« Ihre Augen blitzen vor Verachtung, Zorn und all den Dingen, die ihn wie üblich total aus der Bahn werfen und so reißt er seine drohend auf.
»Fuck! Dann hättest du vielleicht mal etwas sagen müssen! Das sieht man dir nämlich nicht an der Nasenspitze an!«
Eine patzige Antwort bleibt aus, stattdessen schaut sie nach unten und schweigt, aber ihre Hände haben sich inzwischen zu kleinen Fäusten geballt.
»Du wirst es nicht mehr nutzen!«, setzt er noch eins drauf und erreicht endlich ihren Zenit.
Prompt starrt sie ihn wütend an. »Das. Ist. Mein. Auto!« Diesmal gerät das Zischen beachtlich lauter – und durchdringender. Umso leiser klingt Andrew. »Ich werde nicht dulden, dass eine meiner Angestellten mit einer solchen Schrottlaube ihr Leben riskiert. Auch Sie nicht, Miss Kent!«
Sie macht Anstalten wieder zu fauchen, besinnt sich allerdings und schließt die Lider. »Er. Ist. Sicher!«
Bellend lacht er auf. »Wenn die Schrottmühle sicher ist, bin ich der Papst! Außerdem besitzt du ja ohnehin kein Geld für das Benzin. Also wie gedenkst du, zur Arbeit und nach Hause zu gelangen?« Mit zur Seite geneigtem Kopf und erhobenen Augenbrauen mustert er sie. »Irgendwelche Vorschläge?«
»Da fährt ein Bus ...«, seufzt sie.
»Josie!« Nur mit Mühe hält er sich davon ab, sie abermals zu schütteln. In diesem Augenblick fahren sie jedoch in die
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