Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
skeptischen Schluck und hebt erstaunt eine Braue. Beim Nächsten ist alle Vorsicht vergessen. Mit angehaltenem Atem beobachtet Andrew, wie sie trinkt und ihn schließlich erstaunt ansieht. »Ich wusste nicht, dass er so gut schmeckt!«
»Nicht jeder«, schränkt er ein. »Es gibt nicht viele Personen, die in der Lage sind, den passenden Wein zum Essen auszuwählen.«
»Du schon?«
Andrew neigt lächelnd den Kopf. »Ich denke ja.«
»Natürlich.«
»Wie meinst du das?«
» Natürlich kennst du dich mit Weinen aus«, erklärt Josie, wieder leicht grantig. »Wenn du nur in solchen Restaurants isst.«
Andrew betrachtet das geschmackvolle Ambiente des Raumes. »Ich denke nicht, dass meine Weinkenntnisse auf die Auswahl meines Stammrestaurants zurückzuführen sind«, bemerkt er schließlich. Anstatt zu antworten, hält sie sich lieber an ihr Glas. Bald ist es halb leer und ihr Gesicht gerötet. Er ist versucht, eine ganze Flasche zu bestellen. Sie scheint Alkohol tatsächlich nicht gewöhnt zu sein. Verflucht, warum müssen sie zurück ins Büro?
Geht das schon wieder los?
Nein! Es war eher eine rhetorische Frage. Andrews Ton fällt etwas kurz angebunden aus. »Trink aus, wir sollten gehen!«
Mary hat seinen erhobenen Finger bereits gesehen und wenig später ist sie mit seiner Kreditkarte verschwunden. Josie beschäftigt sich inzwischen weiter mit der Vernichtung ihres Weines. Je mehr sie trinkt, desto satter gerät die Färbung ihrer Wangen. Plötzlich hat er es verdammt eilig, zum Wagen zu kommen, denn er brennt darauf, zu erfahren, wie sie unter Alkoholeinfluss reagiert. Im Allgemeinen löst er. Doch bei dem Mädchen existiert kein ‚im Allgemeinen‘. Sie verhält sich völlig unkalkulierbar. Gestern noch wäre sie bei jeder unüberlegten Berührung beinahe erstickt, und heute saß sie auf ihm und hat ihn geküsst. Nein, es gibt keine anwendbaren Gesetze bei Josephine Kent. Man kann nur versuchen, probieren, erfolgreich sein oder sich die Finger verbrennen und von vorn beginnen. Genau das liegt in seiner Absicht, und er wird zur Not Tag und Nacht experimentieren, weil er sie endlich in seinem Bett will.
Endlich? Endlich, du hirnloser Sack? Du kennst sie seit zwei Tagen!
Das ist Andrew scheißegal. Er will sie. Punkt! Und zwar so schnell wie möglich. Immer wieder! Inzwischen hat er den Verdacht, nie genug von ihr zu bekommen.
Wow, wow, wow! Sachte, Junge. Jetzt fährst du ja bereits die ganz schweren Geschütze auf! Wer sagt dir denn, dass du nicht nach einer Woche von ihr die Schnauze gestrichen voll hast? Ist nicht das Vorspiel stets das Wichtigste?
›Im Allgemeinen sicher‹, erwidert Andrew ironisch. Doch nicht bei ihr. Nein, nicht bei Josephine.
Mary händigt ihm seine Karte aus, er dankt, ohne den Blick von Josie zu nehmen, und nachdem er aufgestanden ist, reicht er seiner Rettung die Hand. Nicht das geringste Zögern macht er bei ihr aus, als sie seiner Aufforderung folgt. Und noch während sie das Restaurant verlassen, taumelt sie. Mit einem verhaltenen Schmunzeln führt er sie zum Wagen, wo Johnson ihnen mit unbewegter Miene die Tür aufhält. »Wir müssen erst in zwanzig Minuten zurück sein«, informiert Andrew seinen Chauffeur, als das Mädchen eingestiegen ist. »Sorgen Sie dafür, dass wir so lange benötigen.«
Unbewegte Miene Johnson nickt. »Sehr wohl, Sir.«
Kaum sind sie ungestört, betrachtet er ihr erhitztes Gesicht, und als sie lächelt, schwillt endgültig etwas in ihm an. Er ist nicht sicher, worum es sich handelt, aber bereits nach Sekunden scheint es ihm komplett die Luft zu rauben.
Verdammter Mist!
Einladend nimmt er seine Arme auseinander und sie kommt, ohne zu zögern. Doch der Wein hat sie nicht besonders wild und leidenschaftlich gemacht. Anstatt ihn nämlich zu überfallen – wie Andrew insgeheim gehofft hat – schmiegt sie sich in seine Umarmung und schließt die Augen. Auch das ist in Ordnung bemerkt er mit einiger Verwunderung, da er nicht die geringste Enttäuschung in sich ausmachen kann. Ihr Kopf liegt an seiner Brust und er streichelt ihren Rücken. Mehr denn je macht sie auf ihn den Eindruck eines schutzbedürftigen Kindes. Seltsam, welche unterschiedlichen Gefühle diese Frau in ihm zum Vorschein bringt. Andrew ist mit dem festen Vorhaben in den Wagen gestiegen, sie halb besinnungslos zu küssen, und jetzt überlegt er, ob es nicht besser sei, sie in ein Bett zu legen. Schließlich hat er auf den Wein bestanden, im vollen Bewusstsein, wie schwer dieser
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