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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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zeigt er sich von seiner besten Seite. Für gewöhnlich ist er ein wortkarger, eher vergrämter Mann, der von den Erträgen seines Ladens mehr schlecht als recht lebt.
    "'Rachass' ist der Name für ein Schloss irgendwo in dieser Gegend ... das heißt: nördlich von diesem Dorf aus!" erklärt Zeramov.
    "Wie ... im Norden?" jetzt steht der Mann nicht mehr lässig und zuversichtlich -weitere Umsatzrekorde erwartend- in der Ladentüre. Sein Lächeln ist verschwunden und das kantige Gesicht wirkt noch kantiger. Irgendwas stimmt da nicht - Zeramov bemerkt es gleich.
    "Ja ... im Norden!" wiederholt er. "Auf einem Berg!"
    "Auf 'nem Berg? - Unmöglich. Hier gibt's weit und breit keine Berge. Erst zweihundert Meilen nördlich beginnt das Küstenhügelland."
    "Na ja ... war auch nur eine Frage!" Baldwin nickt dem Krämer freundlich zu und will sich schon abwenden.
    "Aber sagen Sie..." Zeramov sieht den Krämer scharf an. "... wohin könnte ein Mann verschwinden, wenn er da draußen auf dieser endlosen Ebene übernachtet und im Morgengrauen vielleicht einen Spaziergang unternimmt!"
    "Wie? - In der Nacht draußen bleibt und ...?"
    "Ja! Wir haben uns gestern verfahren und mussten die Nacht im Freien kampieren. Wir sind heute früh erwacht und einer von uns war nicht mehr da."
    Zeramov spricht für alle und daher mischt sich auch keiner ein. Er sagt, was jeder von ihnen sagen würde.
    "Einfach verschwunden?" der Krämer ist nervös geworden. Baldwin bemerkt sogar, wie der Mann unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt.
    "Ja, was kann man dazu sagen? Wir übernachteten im Auto. Einer von uns hat sich draußen mit einem Schlafsack ins Gras gelegt. Heute früh mussten wir warten, bis sich der unheimlich dichte Nebel lichtete. Wir haben gesucht, haben gerufen und bis Mittag gewartet ... aber unser Kamerad ist nicht wieder aufgetaucht."
    "HerrgottimHimmel ... lass das nicht wieder geschehen! - Nur das nicht!" jammert der Mann mit einem Mal los. Plötzlich unterdrückt er seine Erregung und versucht sich in den Griff zu bekommen. "Nebel ... unheimlich dichter Nebel sagen sie? Und dann ist einer von ihnen verschwunden? War's so?"
    "Aber ja! Was sind Sie denn so aufgeregt? Sie kennen unseren Freund doch gar nicht!" Zeramov kann nur staunen.
    "Ich ... ich ..."
    Der Krämer hat die Fassung verloren. Keiner von ihnen versteht das und man wartet ungeduldig auf eine Erklärung. Da werden Schritte laut.
    Mit einem Mal fährt der Krämer herum und vorbei an Dr. Glücklich starrt er mit aufgerissenen Augen die Gasse hinunter.
    Eine hässliche Alte kommt geradewegs auf sie zu. Auf einen Krückstock gestützt schreitet sie doch weit aus und ist schon beim Krämer angelangt, bevor alle sie bemerkt haben.
    "So viele Städter bei uns?" fragt sie mit einer Stimme, die klingt, als ob sie sich ein altes, kaputtes Megafon vor den Mund hält.
    "Es gibt auch in den entlegenen Winkel der Welt viel Interessantes zu erforschen." sagt Marlène, die sich von der Alten angesehen fühlt.
    "Bei uns ganz bestimmt!" das Lachen der Alten klingt noch rostiger als ihre Stimme ohnehin.
    "Wissen Sie vielleicht, wohin ein Mensch verschwinden kann, der draußen in der Ebene übernachtet hat?" fragt Zeramov.
    "Ihnen ist jemand verloren gegangen?" die Alte wirft dem Krämer einen kurzen Blick zu, der diesen völlig aus der Fassung bringt. Keiner kann verstehen, was in dem Mann vor geht. Aber da ist etwas ... er weiß Dinge, die er ihnen nicht sagen will ... darf?
    Zeramov erklärt währenddessen kurz, was geschehen ist.
    "Sehr dichter Nebel, sagen sie, junger Mann?" will die Alte wissen, als Zeramov geendet hat.
    "Erstaunlich dicht!" sagt der und alle Baldwinschen bestätigen dies mit heftigem Kopfnicken - auch X, Dalia und Emma, die gar nicht draußen im Nebel mit dabei gewesen sind.
    "Beten sie, dass Sie nicht selbst einmal im Nebel auf der Ebene verloren gehen, mein Herr!" die Alte lacht grell auf und ihnen allen wird die ganze Situation immer unerträglicher. Was ist da los? Was verheimlicht man ihnen?
    "Was wissen Sie denn, was wir wissen sollten, gute Frau? Wie können wir unseren Freund wiederfinden? - Wenn Sie einen Rat haben, dann helfen Sie uns doch!"
    "Ja, helfen Sie uns! Helfen Sie Rodolphe!" verlangt auch Baldwin, der sich neben Zeramov gestellt hat.
    Immerhin wendet sich die Alte noch einmal um, bevor sie im Laden verschwindet.
    "Geht zu Nagor und lasst Euch die Geschichte erzählen, die Ihr hören wollt, Fremde! - Na, los! - Geht zu Nagor! Los ... dort am

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