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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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besänftigte ihn auf ihre Weise. Das wiederum kam bei der Wirtin nicht sonderlich gut an ... und hier stehen wir!" Alles lacht laut auf. Emma Killmayer ist ihnen sympathisch!
    "Weniger amüsant finde ich meinen Hunger! Woher bekommen wir was zum Beißen?" Zeramov spricht aus, was fast alle denken.
    "Unsinn! Jetzt rede ich einmal mit dem Mann. Das war doch nur ein dummer Scherz. Man kann ihn bestimmt besänftigen!" Michel stolziert siegessicher auf die Herberge zu. Emma verfolgt ihn mit einem flammenden, bewundernden Blick.
    'Dös is a Mann!' denkt sie sich.
    Es dauert genau fünf Minuten, dann hat der Wirt vom Geflirte dieses Fremden mit seiner Frau Wind bekommen. Wenig später türmt sich ein Kofferberg vor den Baldwinschen Wagen.
    "Immerhin haben wir noch Glück gehabt, dass dieser Wüterich unsere Klamotten nicht einfach aus dem Fenster auf die Straße geworfen hat." stellt Baldwin missmutig fest. "Bestaunenswert, ihre Strategie, Mônsieur!"
    Immerhin einigt man sich rasch darauf, dass die Herberge sowieso unter aller Kritik sei.
    "Die Betten sind bestimmt verwanzt!" argwöhnt der Signore sogar.
    "Ja, vielleicht hat es so sein sollen!" räumt Baldwin ein. "Aber was jetzt?"
    "Wir brauchen Proviant. Das Wetter ist stabil und ich habe alles in meinem Wagen, um jeden von uns mit Geschirr und Besteck für ein Picknick im Freien auszustatten." erklärt X. "Also kaufen wir etwas ein."
    Dieser Vorschlag wird gerne angenommen.
    Dass Michel seinen Platz im Ford räumen will, bringt dann wieder eine kurze Verzögerung mit sich. Marlène macht dem Charmeur eine Szene.
    "Das ist doch nur wegen dieser kleinen Killmayer! Schon bis über beide Ohren verschossen? - Oh, canaille! Das zahle ich dir heim, Michel!"
    Emmas Freude über diese Eifersuchtsszene kann man sich vorstellen. Sie versucht es auch gar nicht zu verbergen, dass ihr Michel wirklich sehr gut gefällt.
     
    *         *         *
     
    Zuerst überfallen die Baldwinschen die Tankstelle. Alle drei Wagen benötigen Benzin. Der Signore lässt sich zudem eine Reservebatterie in den Kofferraum legen.
    "Für alle Fälle!" erklärt er Zeramov, der ihn gefragt hat, wozu denn eine zweite Batterie gut sei. "Auf meine Nachrichten im Radio möchte ich nicht verzichten!"
    Dann statten sie der bis auf die Basis rationalisierten Version eines Supermarktes einen Besuch ab und kaufen, was immer ihnen auch nur im Entferntesten als nötig, nützlich und vor allem nahrhaft in die Finger gerät. Dr. Glücklich verhandelt zudem eine Viertelstunde lang mit dem Inhaber und schlägt schließlich einen Rabatt von stolzen fünfzehn Prozent raus.
    Die Metzgerei daneben sieht sich überfordert. Diversen Wünsche der fremden Kundschaft ('Haben Sie auch gut abgehangenes Shirloin-Steak? Prosciutto di Parma? Schinken vom Eichelschwein? Weißwürscht'l?') kann man nicht erfüllen. Schließlich findet Zeramov heraus, dass dem Geschäft ein Bauernhof angeschlossen ist. Er regelt alles Weitere – doch muss das Lamm erst geschlachtet werden, von dem Baldwin träumt. Er möchte es im Ganzen über dem offenen Feuer braten.
    "Wie zu meiner Pfadfinderzeit, meine Freunde!" erklärt er hierzu. "Ihr werdet staunen, wie ich mich aufs Feuermachen verstehe!"
    Der nächste Besuch gilt der Bäckerei. Einige Tüten voller Brötchen, fast das ganze Angebot an großen runden Bauernbroten und dergleichen wandern zu der wachsenden Zahl von Kartons im Wagen des Mr. X.
    Zuletzt halten die Wagen vor dem Laden eines Gemischtwarenhändlers in einer der wenigen Seitenstraßen. Das Aushängeschild hätte man beinahe übersehen. Man kauft noch einige Kleinigkeiten, gibt dem Krämer, nachdem ihn der Doktor um gut zehn Prozent runtergehandelt hat, ein fürstliches Trinkgeld und will dann wieder in die Wagen. Da hat Ricci einen Einfall.
    "Wir sollten daran denken, dass Rodolphe vielleicht in Gefahr schwebt. Ich weiß ja nicht, aber die Menschen hier sind vielleicht gewalttätig. Erinnert Euch nur an den Wirt. Vielleicht hat Rodolphe irgendwelche Bauern getroffen ... und man kennt ja seine freundliche Art ... auf jeden Fall sollten wir uns bewaffnen!" schlägt er vor. "Ich ... ich habe ja einen Revolver bei mir - aber ihr?"
    "Na, ich bin immer ausgerüstet!" sagt X und gewährt ihnen einen kurzen Blick auf sein privates Waffenarsenal, welches er immer bei sich trägt – in mehreren Taschen und Laschen auf der Innenseite seines Trenchcoats. Die Innentaschen dieses Spezialmantels sind, wie sie wissen, mit allmöglichen

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