Feueraugen I. Das Dorf
gedrückt und sucht seinen Schutz.
"Wenigstens?" der alte Mann atmet geräuschvoll durch. "Nagor war zehn Jahre lang draußen im Nebel!"
Baldwin versetzt es einen Ruck. Er wird ganz blass und beginnt zu stammeln. Seine nächste Frage bringt er einfach nicht klar heraus.
"Zehn ... zehn ... zehn Jahre ...?"
"Er ist damals mit einem Fremden aus der Stadt losgezogen. Der Mann hat sich als Forscher ausgegeben und war schon etwas älter. Er kannte die Gegend natürlich nicht und brauchte einen Führer." beginnt der Alte zu erklären. Während er spricht, setzt er sich auf eine Holzbank vor dem kleinen Häuschen des Totengräbers. "Immer wieder sind sie hinaus auf die Ebene. Das ging drei, vier, fünf, sechs oder mehr Wochen lang so ... und dann sind sie eines Tages zurückgekommen. Es war uns gleich klar, dass sie etwas entdeckt hatten - aber wir wussten nicht was. Nagor sagte nichts und der Herr aus der Stadt sprach nie mit einem von uns. Eines Tages zogen sie wieder los und nahmen den Sohn des Krämers mit. Es war dieselbe Jahreszeit wie jetzt. Kühl, feucht und neblig. Zwei Tage später kam der kleine Junge zurück und wir hörten eine unglaubliche Geschichte. Er ist im Morgengrauen aufgewacht und von den beiden Männern 'war gar nichts mehr zu sehen'.
Zehn Jahre später haben einige von uns draußen in der Ebene einen alten Krüppel gefunden. Er lag einfach da - hilflos! Sie brachten ihn ins Dorf. Der Arzt stellte fest, dass er den Verstand verloren hatte - den Verstand und was weiß ich noch. Blind, taub, fast lahm ... verrückt dazu war er. Und das war Nagor. Sein Vater erkannte ihn.
So! Das ist die Geschichte, die ihnen Nagor nicht mehr selbst erzählen kann, meine Herrschaften. Was da sonst gewesen ist ... nur Nagor weiß es und niemand sonst!"
"Dieser ältere Herr aus der Stadt? Der tauchte nie mehr auf?" Ricci will das einfach nicht glauben.
"Nie mehr!" bestätigt jetzt der Totengräber. "Keiner von uns versteht's und's ist auch nicht zu versteh'n!"
Baldwin hat diese Erzählung tief erschüttert. Sowie er sich wieder in den Griff bekommen hat, nähert er sich dem Totengräber.
"Hier ... nehmen Sie das. Ihre Familie hat viel Leid ertragen müssen. Der arme Nagor sicherlich mehr als jeder andere Mensch. Es tut mir sehr leid, dass ich ihnen mit unseren unverschämten Fragen gekommen bin. Ich kann nichts für Sie tun - aber mit diesen Freikarten können Sie sich und ihrer Familie doch wenigstens ein paar schöne Stunden machen." damit reicht Baldwin dem Totengräber ein paar Billetten. Der nimmt diese und betrachtet sie ungläubig.
"Freikarten! – Können Sie in jedem Kino ein-lösen ... ist so gut wie bares Geld!" erklärt der Regisseur und legt noch zwei Karten drauf. "Für zwei Freunde ... heh!?"
Eben in diesem Augenblick wird die Türe hinter dem Totengräber wieder geöffnet. Eine recht hübsche, aber nicht mehr junge Frau erscheint. Sie ist nervös und zerrt den Totengräber am Arm. "Er ist so unruhig!" jammert sie.
Die Türe ist einen Spalt weit offen stehen geblieben und jetzt können einige der Baldwinschen in den Flur des Hauses sehen. Dort in einem Sessel sitzt ein Wesen, dessen Anblick sie entsetzt. Rüttelnd und zuckend versucht sich die jammervolle Gestalt aus dem Sessel zu erheben – ein tierisches Grunzen und Keuchen wird laut.
"Ja ... das ist Nagor! Das ... das ist von ihm übriggeblieben ... von meinem Vater!" murmelt der Totengräber. Zusammen mit der Frau geht er ins Haus.
"Shocking ...!" Dalia wendet sich angewidert ab.
Zeramov seinerseits hat ihr Ziel dafür nicht aus den Augen verloren. "Wann war denn das eigentlich alles?" fragt er den Greis.
"Ach - ich war noch ein junger Kerl. Der Krieg war erst ein paar Wochen aus und ich bin heimgekommen!" antwortet der.
"1945 also?"
"Ja ... im Sommer. Da ist dieser Herr aus der Stadt hier angekommen und wir dachten alle, es wär' ein Polizist. Er hat rumgefragt und wollte was über ein Verbrechen wissen, das damals schon eine Weile zurücklag."
"Ein Verbrechen?" X wird hellhörig.
"Ja ... während dem Krieg war das."
"Was für ein Verbrechen, guter Mann? Erzählen sie. Sie wissen gar nicht, wie viel uns daran liegt, diese Geschichte zu hören. Sie würden uns einen unermesslich großen Gefallen tun. Erzählen sie, bitte!" drängt Zeramov.
"Also gut!" der Greis seufzt. "Der Herr hat Bonhorr ein Geschenk gemacht und das war gut von ihm. Bonhorr kann nichts dafür zurückgeben ... so werd' ich die Geschichte erzählen. Vielleicht
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