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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Schwimmen verletzt?«
    Sie blickte ihn ernst an. »Nein. Das eine Bein ist um zwei Zentimeter kürzer. Stört es Sie?«
    »Im Gegenteil, ich finde es hübsch. Es gibt Ihnen etwas Kindliches.«
    »Und nichts von einer alten, ausgehaltenen Frau, nicht wahr?« Sie sah ihn herausfordernd an.
    »Kommen Sie sich so vor?«
    »Auf das läuft es doch hinaus, nicht? Jedenfalls denken das alle in Nassau.«
    »Davon hab’ ich noch nichts gehört. Außerdem bilde ich mir meine Meinung über die Menschen lieber selbst. Wenn man andere fragt, bekommt man fast immer eine abfällige Auskunft. Die Welt liebt eben die üble Nachrede. Möchten Sie gern wissen, was ich von Ihnen denke?«
    Sie lächelte. »Jede Frau hört gern von sich sprechen. Also sagen Sie’s schon! Wenn es aber unwahr klingt, höre ich Ihnen nicht mehr zu.«
    »Nun, Sie sind eine junge Frau, jünger als Sie selbst wissen, jünger als Sie sich kleiden. Sie sind sorgsam erzogen worden, in einem Haus mit roten Samtvorhängen und dicken Perserteppichen. Aber dann wurde Ihnen der Teppich unter den Füßen weggezogen, und Sie standen mehr oder weniger auf der Straße. Und da haben Sie begonnen, sich wieder zum Teppich und den Samtvorhängen zurückzuarbeiten. Sie benutzten Ihren Körper, er war ein wundervolles Mittel dazu - aber indem Sie ihn benutzten, mußten Sie Ihre Gefühle beiseite lassen, die auch jetzt noch nicht abgestorben, sondern nur verstummt sind. Ja, und jetzt haben Sie wieder alles, was Sie wollten.« Bond berührte leicht ihre Hand, die zwischen ihnen auf der Sitzbank lag. »Und vielleicht ist es Ihnen fast schon über.« Er lachte. »Aber ich soll nicht zu ernst werden! Was ich im übrigen über Sie zu sagen habe, ist Ihnen bekannt. Nur der Ordnung halber: Sie sind schön, sinnlich, herausfordernd, unabhängig, eigenwillig, leidenschaftlich und grausam.«
    Sie blickte ihn nachdenklich an. »Ich finde an all dem nichts besonders Geistreiches, das meiste davon habe ich Ihnen selbst gesagt. Sie kennen sich eben mit italienischen Frauen aus. Aber warum grausam?«
    »Wenn ich beim Spiel verliere, einen Schlag hinnehmen muß wie Mr. Largo, und eine Frau, meine Frau sitzt dabei und schaut zu, ohne mir ein Wort des Trostes oder der Ermutigung zu geben, dann sage ich, sie ist grausam. Männer verlieren nicht gern vor ihren Frauen.«
    Ungeduldig sagte sie: »Ich muß so oft dabeisitzen und zusehen, wie er angibt! Ich wollte, daß Sie gewinnen! Sie haben nämlich eines nicht erwähnt: meine
    Ehrlichkeit. Entweder ich liebe ganz und gar - oder ich hasse ganz und gar. Im Augenblick stehe ich mit Largo in der Mitte zwischen beidem. Er ist nicht mein Beschützer, sondern er hält mich aus. Aber ich hab’ genug davon, ich bin dieses Handels müde. Er benutzt die Frauen, aber er liebt sie nicht. Es wird mir immer schwerer, meinen Teil des Handels einzuhalten - zu . sagen wir: zu singen für mein Nachtmahl.«
    Nach einer Pause fuhr sie fort. »Geben Sie mir noch ein Glas Champagner, das Gerede macht mich durstig. Und dann möchte ich eine Packung Players.« Sie lachte. » Please , wie es in der Reklame heißt. Ich hab’ genug davon, nur immer Rauch zu rauchen. Ich brauche meinen >Hero<, meinen Helden.«
    Bond kaufte ein Paket beim Zigarettenmädchen. Er fragte: »Was meinen Sie mit Ihrem Helden?«
    Mit einem Male war sie ganz verändert. Bitterkeit und Spannung waren aus ihren Zügen gewichen. »Ach, das wissen Sie nicht? Meine einzige wahre Liebe! Der Mann meiner Träume! Der Matrose vorn auf der Players-Packung.« Sie rückte näher und hielt Bond das Paket vor die Augen. »Sie verstehen die Romantik dieses wunderbaren Bildes nicht, eines der großen Meisterwerke der Welt. Dieser Mann«, sie zeigte auf den Matrosen, »war der erste, mit dem ich gesündigt habe. Ich nahm ihn mit in den Wald, ich liebte ihn im Schlafsaal, fast mein ganzes Taschengeld hab’ ich für ihn ausgegeben. Dafür brachte er mir die große weite Welt in die Enge der Mädchenschule Cheltenham. Er machte mich erwachsen, er nahm mir die Befangenheit gleichaltrigen Jungen gegenüber, er war da, wenn ich mich allein oder zu jung fühlte. Ist Ihnen noch nie die Romantik dieses Bildes aufgegangen? Nichts ist darauf zu sehen - und doch ist ganz England da!« Sie nahm Bond lebhaft beim Arm. »Hören Sie die Geschichte von >Hero<, sein Name steht ja auf seiner Matrosenkappe!
    Am Anfang war er ein Schiffsjunge auf dem Segelschiff, da, hinter seinem rechten Ohr ist es. Das war eine schwere Zeit! Maden im

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