Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
Zwieback, Schläge mit Marlspieke und neunschwänziger Katze, und immer wieder die Takelage hinauf bis zur Toppflagge. Aber er hielt es durch. Er ließ sich einen Schnurrbart wachsen. Er war blond und eher zu hübsch«, sie lachte, »und vielleicht mußte er um seine Unschuld - oder wie das bei den Männern heißt - zwischen den Hängematten kämpfen. Aber man sieht es an seinem Gesicht, an dieser Falte zwischen den Augen und an seinem gutgeformten Kopf, daß er ein Mann war, der es zu etwas brachte.« Sie machte eine Pause und trank hastig aus. »Hören Sie mir überhaupt zu? Langweilt es Sie nicht, wenn ich von Hero erzähle?«
    »Ich bin nur eifersüchtig. Weiter.«
    »Und dann fuhr er durch die ganze Welt - Indien, China, Japan, Amerika . Er hatte viele Mädchen, bestand viele Faust- und Messerkämpfe. Nach Hause schrieb er regelmäßig - an seine Mutter und an eine verheiratete Schwester in Dover. Sie wollten, daß er heimkäme, um ein nettes Mädchen zu heiraten. Aber er wollte nicht. Sehen Sie, er bewahrte sich für ein Traummädchen, das so aussah wie ich. Und dann kamen die ersten Dampfschiffe auf, und er ging auf ein Panzerschiff - da, rechts, ist es abgebildet. Nun war er Bootsmann und ein wichtiger Mann. Er legte Geld von seiner Heuer zurück und ließ sich diesen schönen Bart wachsen, um alter und bedeutender auszusehen, und setzte sich mit Nadel und farbigen Fäden hin und machte dieses Bild von sich. Er war gerade fertig, als er sich entschloß, die Marine zu verlassen, in der Blüte seines Lebens. Er mochte Dampfer im Grunde nicht. Gerade damals ging ihm der Goldfaden aus, er konnte das Seil um den Rettungsring nicht beenden, und so mußte er es abschneiden. Da rechts können Sie’s sehen, wo das Seil die blaue Linie kreuzt. Und er kam an einem goldenen Abend heim, nach einem herrlichen Leben auf See, und das war so traurig, so schön und romantisch, daß er beschloß, aus diesem schönen Abend noch ein anderes Bild zu machen. Mit seinen Ersparnissen kaufte er eine Kneipe in Bristol, und am Morgen, noch ehe die Kneipe öffnete, arbeitete er an dem Bild, bis es fertig war, und da kann man das kleine Segelschiff sehen, das ihn von Suez heimgebracht hatte, mit einem Seesack voll Seide und Muscheln und holzgeschnitzten Andenken. Und das ist der Leuchtturm, der ihm an diesem schönen, ruhigen Abend den Hafen weist. Wissen Sie, ich trug Heros Bild immer bei mir, bis schließlich alles schiefging und ich zurück nach Italien mußte. Dort konnte ich mir keine Players mehr leisten.«
    Bond mochte sie in dieser Stimmung. So fragte er: »Aber was geschah mit Heros Bildern? Wie sind die Zigarettenleute auf sie gekommen?«
    »Sehen Sie, eines Tages kam ein Mann in Angströhre und Gehrock mit zwei kleinen Jungen in Heros Kneipe. Hier«, sie hielt das Paket seitlich, »das sind sie: >John Player & Sons<. Sehen Sie, der Text besagt, daß ihre Nachfolger jetzt das Geschäft führen. Ja, sie hatten eines der ersten Automobile, einen Rolls-Royce, und das hatte draußen vor Heros Kneipe eine Panne. Sie gingen in die Kneipe, und Mr. John Player und seine Buben bewunderten die beiden wunderschönen Teppichbilder an der Wand. Und weil dieser Mr. Player im Tabak-und Schnupfgeschäft tätig war und man die Zigaretten eben erst erfunden hatte, wollte auch er sie zu fabrizieren beginnen. Aber er konnte um nichts in der Welt draufkommen, wie er sie nennen und welches Bild er auf das Paket geben solle. Und plötzlich hatte er eine herrliche Idee. Er fuhr in die Fabrik zurück und sprach mit seinem Direktor, und der Direktor kam zur Kneipe mit, und er sah Hero und bot ihm hundert Pfund dafür, die beiden Bilder für die Zigarettenhülle kopieren zu dürfen. Es machte Hero gar nichts aus, denn er brauchte gerade die hundert Pfund, um zu heiraten.« Sie machte eine Pause. Ihre Augen waren weit entrückt. »Sie war erst dreißig, nett, und eine gute, einfache Köchin, und ihr junger Körper hielt ihn warm, bis er viele Jahre später starb. Nun, jedenfalls wollte Mr. Player auf der einen Seite seiner Pakete Hero im Rettungsring haben, und den schönen
    Abend auf der anderen. Aber der Direktor zeigte ihm, daß dann für all das« - sie drehte das Paket um - »für das >GehaItvoll, kühl< und für das >Navy Cut Tobacco< kein Platz mehr bleiben würde. Und da sagte Mr. Player: >Nun denn<, sagte er, >dann drucken wir eben ein Bild über das andere.< Und genau das taten sie auch. Und ich muß sagen, es paßt recht gut, nicht wahr? Die

Weitere Kostenlose Bücher