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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Zigaretten wurden sehr gern gekauft, und das verdankten sie dem Bild. Die Leute glaubten, daß etwas mit einem so wundervollen Bild einfach gut sein mußte, und Mr. Player verdiente ein Vermögen, und sein Nachfolger auch. Und als dann Hero alt geworden war und nicht mehr lange zu leben hatte, ließ Mr. Player das Rettungsringbild von dem besten Künstler seiner Zeit kopieren. Es war ganz so wie das erste, nur, daß es nicht in Farben war und Hero viel älter zeigte. Und Mr. Player versprach ihm, daß auch dieses Bild immer auf seinen Zigarettenpaketen sein würde, nur auf der Innenseite. Hier.« Sie zog den Kartonbehälter heraus. »Sehen Sie, wie alt er aussieht? Mr. Player und seine Söhne kamen und schenkten ihm das Bild, bevor er starb. Das muß für ihn vieles leichter gemacht haben, glauben Sie nicht?«
    »Ja, gewiß ... Mr. Player muß ein sehr rücksichtsvoller Mann gewesen sein.«
    Langsam kam das Mädchen aus seinem Traumland zurück. Mit veränderter Stimme sagte sie: »Nun, danke jedenfalls, daß Sie meine Geschichte angehört haben. Ich weiß, das Ganze ist ein Märchen. Aber Kinder sind töricht und haben gern etwas unterm Kopfkissen, bis sie ganz erwachsen sind - eine Stoffpuppe oder ein kleines Spielzeug - irgend etwas. Buben sind genauso. Mein Bruder hatte seinen kleinen Blechtalisman, den ihm seine Amme geschenkt hatte, bis er neunzehn war. Dann erst verlor er ihn. Ich werde nie die Szene vergessen, die er damals gemacht hat. Und dabei war er doch schon in der Luftwaffe, mitten im Krieg!« Sie zuckte die Achseln. »Er hätte keine Angst haben müssen, es ging alles gut. Er war viel älter als ich, aber ich hatte ihn sehr gern. Ich habe ihn auch jetzt noch gern. Mädchen haben was übrig für Gauner, besonders, wenn es die eigenen Brüder sind. Es ging ihm so gut, daß er leicht etwas für mich hätte tun können. Aber er hat nie was getan. Er meinte, jeder müsse im Leben für sich selbst sorgen. Er erzählte gern, sein Großvater sei als Wilddieb und Schmuggler in den Dolomiten so berühmt gewesen, daß er in Bolzano den schönsten Grabstein aller Petacchi bekommen habe. Und er selbst werde einen noch schöneren bekommen.«
    Bond machte einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. Dann fragte er ruhig: »Ihr Familienname ist also Petacchi?«
    »Ganz richtig. Vitali ist nur mein Bühnenname. Er klingt besser. Den richtigen kennt niemand, fast habe ich ihn schon selbst vergessen. Als ich wieder in Italien war, nannte ich mich nur mehr Vitali.«
    »Und was war weiter mit Ihrem Bruder? Wie war sein Vorname?«
    »Giuseppe. Es ging dann bergab mit ihm. Aber er war ein wunderbarer
    Flieger. Als ich das letztemal von ihm hörte, hatte er eben einen hohen Posten in Paris bekommen. Vielleicht wird ihn das endlich zur Ruhe bringen, ich bete jeden Abend darum. Ich habe nur ihn und liebe ihn trotz allem. Können Sie das verstehen?«
    Bond drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Ja, das kann ich«, sagte er. Dann verlangte er die Rechnung.
    16
    Das dunkle Wasser unterhalb des Polizeipiers gurgelte und schwappte an die rostigen Eisenpiloten. Im Schatten der Eisenkonstruktion war Konstabler Santos Bond beim Anschnallen der Aqualunge behilflich. Bond achtete darauf, daß sich das Gurtband nicht mit dem Riemen des Unterwassergeigerzählers verhedderte. Er steckte das Gummimundstück zwischen die Zähne und regulierte die Luftzufuhr. Dann drehte er sie wieder ab und nahm das Mundstück heraus. Die Musik der Stahlgitarren-Band aus dem Junkanoo klang fröhlich über das Wasser herüber.
    Santos, ein riesenhafter Farbiger, war nackt bis auf die Schwimmhose. Bond fragte: »Wie sieht es da unten um diese Nachtzeit aus? Gibt’s große Fische?«
    Santos grinste. »Das übliche Hafenzeug, Sir. Vielleicht ein Barrakuda, womöglich ein Hai. Aber alle faul und überfressen von den Abfällen. Keine Gefahr
    - außer, Sie bluten. Dann gibt’s noch das Kriechzeug auf dem Grund - Hummern, Krabben, ein paar kleinere Seegurken. Außerdem die seegrasbewachsenen Wrackteile und massenhaft Flaschen - ein Dreckhaufen, Sir. Aber das Wasser selbst ist klar, und mit dem Mond und den Lichtern von der Disco wird alles okay sein. Ich schätze, Sie werden so zwölf, fünfzehn Minuten brauchen. Komisch, jetzt schau’ ich schon eine Stunde hinüber, aber keine Deckwache zeigt sich, und niemand ist im Ruderhaus.«
    »Also, dann los! Wiedersehen, in einer halben Stunde!« Bond tastete nach dem Messer im Gürtel, zog nochmals den Riemen zurecht

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