Feuerball
gelben Tausend-Dollar-Scheiben. Domino Vitali saß kettenrauchend hinter ihm und sah dem Spiel zu, das Bond aus der Entfernung beobachtete. Largo spielte sehr hoch, sagte »banko«, wann immer er konnte, und ließ die eigene Bank laufen. Er gewann stetig, die Leute scherzten mit ihm und applaudierten bei seinen gelungenen Coups. Er war sichtlich beliebt im Kasino. Domino, in Schwarz mit viereckigem Ausschnitt und einem großen Diamanten an dünner Kette, sah gelangweilt und verdrossen aus. Als die Frau rechts von Largo, die dreimal gegen ihn banko gemacht und verloren hatte, aufstand und den Tisch verließ, schlüpfte Bond auf den leeren Platz. Die Bank betrug 800 Dollar - dank Largo, der den Pott nach jedem Spiel stehenließ.
Für den Bankhalter ist es gut, wenn er den dritten banko überstanden hat. Oft bedeutet das, daß die Bank weiterläuft, was Bond sehr wohl wußte. Weit schmerzlicher war das Bewußtsein, daß sein gesamtes Kapital nur tausend Dollar ausmachte. Aber die Tatsache, daß durch Largos Glück schon alle nervös waren, machte ihn kühn. Schließlich hat ein Tisch kein Gedächtnis, sagte er sich, und dem Mutigen gehört die Welt.
»Banko!«
»Ah, mein Freund, Mr. Bond!« Largo streckte die Hand aus. »Jetzt kommen die Moneten an den Tisch. Vielleicht sollte ich die Bank weitergeben. Die Engländer verstehen sich aufs Eisenbahnspielen. Aber«, er lächelte charmant, »wenn ich schon verlieren soll, dann gegen Mr. Bond!«
Die große braune Hand schlug leicht auf die Kassette. Largo zog die rosa Spielkarte heraus und schob sie über das grüne Tuch Bond zu. Dann entnahm er eine für sich und drückte nochmals für jeden von ihnen eine weitere heraus. Bond nahm seine erste und warf sie aufgedeckt auf den Tisch: Karo-Neun. Er sah zu Largo hinüber und sagte: »Das ist immer ein guter Anfang, so gut, daß ich auch meine zweite aufdecke.« Nachlässig warf er sie neben die Neun. Es war die Pik-Zehn. Ausgezeichnet! Wenn Largos Karten nicht neun oder neunzehn ergaben, hatte Bond gewonnen.
Largos Lachen hatte einen scharfen Beiklang. »Sie zwingen mich, es zu versuchen«, sagte er belustigt und deckte seine Karten auf: Herz-Acht und Treff-König! Largo hatte um einen Punkt verloren. Er lachte übertrieben. »Einer muß der zweite sein«, sagte er zu den Umsitzenden. »Was hab’ ich gesagt? Die Engländer ziehen, was sie wollen.«
Der Croupier schob die Spielmarken zu Bond hinüber, der sie vor sich aufschichtete. Dann wies er auf den Haufen vor Largo: »Das tun die Italiener auch, wie man sieht. Sagte ich Ihnen nicht heute nachmittag, wir sollten Partner werden?«
Largo lachte erfreut. »Nun, versuchen wir’s noch mal! Sie setzen Ihren Gewinn, und ich mache zusammen mit Mr. Snow zu Ihrer Rechten banko! Ja, Mr. Snow?«
Mr. Snow war einverstanden. Bond setzte die 800, und die beiden setzten je 400 gegen ihn. Wieder gewann Bond um einen Punkt, diesmal mit einer Sechs gegen eine Fünf für den Tisch.
Largo schüttelte düster den Kopf. »Das war jetzt tatsächlich die Schrift an der Wand. Mr. Snow, Sie werden allein weiterspielen müssen. Gegen Mr. Bond ist für mich heute nichts zu machen, ich gebe auf.«
Largos Lächeln war jetzt gezwungen. Mr. Snow ging weiter und schob 1 600 Dollar nach vorn, um Bonds Einsatz zu halten. Der dachte: 1600 Dollar in zwei Coups, das sind mehr als 500 Pfund! Wenn ich die Bank jetzt nicht nehme und sie beim nächsten Blatt verliere ... Er zog seinen Einsatz zurück und sagte: »La main passe.« Stimmengemurmel. Dann rief Largo theatralisch: »Tun Sie mir das nicht an! Sagen Sie nicht, daß die Bank beim nächsten Mal umfällt! Wenn ja, erschieß ich mich. Okay, okay, ich kaufe Mr. Bonds Bank, und wir werden sehen.« Er warf ein paar Plaques im Wert von 1 600 Dollar auf den Tisch.
Und Bond hörte sich »banko« sagen! Banko, gegen seine eigene Bank: die dritte Kampfansage an Largo!
Largo drehte sich zu Bond und sah ihn mit besorgter Neugier an. »Aber, mein Bester, Sie verfolgen mich ja, Sie jagen mich! Was ist das? Eine Vendetta?«
Bond dachte: ich möchte doch sehen, ob eine Wortverbindung etwas bei ihm bewirkt. Er sagte: »Als ich vorhin zum Tisch kam, habe ich ein Spectre (Gespenst) gesehen.« Er sagte das Wort ohne jede besondere Betonung.
Das Lächeln wich aus Largos Gesicht, als wäre er geohrfeigt worden. Es war sofort wieder da, aber die Züge waren jetzt gespannt, der Blick hart und wachsam. »Wirklich? Was meinen Sie damit?«
Bond sagte leichthin: »Das
Weitere Kostenlose Bücher