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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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komischen Gedanken anzustecken. Zur Strafe in eine Art Einzelhaft.“
    „He“, protestiere ich da. „Einzelhaft? Und was ist mit mir?“
    „Ja, Greta“, sagt er und lächelt schief. „Du bist natürlich noch hier, und auch die Helfer. Aber ihr kennt dieses Leben hier schon. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen.“
     
    Die Zeit vergeht, und ich arbeite viel, wie ich es eigentlich immer mache, und abends rede ich mit Ronny und lerne ihn immer besser kennen. Er erzählt mir viel von sich und seinem Leben, das er einst vor diesem hier geführt hat, und ich höre zu und frage nach, denn ich kann nicht viel von mir selbst erzählen. Ich kenne nur dieses Leben hier, mit meinen Eltern, mit Vater, allein. Dafür weiß ich alles über die Plantagen, über das Geflügel, über Futter und Lagerung, über Dünger und Klima und wann man am besten wässert und wie.
    „Du bist mir wirklich eine große Hilfe, Greta“, bestätigt mir Ronny immer wieder. „Du scheinst wirklich alles zu kennen.“
    Aber das stimmt nicht, ganz und gar nicht. Es gibt Dinge, die mir auf ewig verschlossen bleiben.
     
    Eines Morgens ruft Ronny mich zu sich, weil er etwas gefunden hat. „Sag mal, Greta“, meint er zu mir, „du verwaltest doch alle Bestellungen. Ich bin hier in Alberts Dateien auf etwas gestoßen, das ich nicht verstehe. Wofür brauchte er Rosendünger? Wir haben doch gar keine Blumen, oder?“
    Vielleicht hätte ich die Datei besser löschen sollen, aber ich habe immer noch zuviel Respekt vor Vaters Arbeit, als dass ich mich daran vergreifen will. Und ich kann es Ronny auch genausogut sagen, ich habe jetzt genug Vertrauen gefasst.
    „Doch“, gebe ich daher leise zu. „Die haben wir. Wenn du es dem Konzern nicht verrätst, bringe ich dich hin.“
    Er fährt sich aufgeregt durch das Haar. „Wirklich? Natürlich werde ich es nicht weitersagen, ich bin doch nicht dumm, und das weißt du auch. Bitte, ich möchte sie zu gerne sehen.“
     
    Es ist das erste Mal, dass ich jemand anderem als Vater meinen geheimen Garten zeige, und ich bin etwas aufgeregt, als ich die Tür für uns öffne, die ein versteckter Mechanismus schützt. Vater und ich haben ihn eingebaut, um den einzigen Ort vor dem Konzern zu verbergen, der nur uns selbst gehören sollte.
    „Sie haben bestimmt, dass auf allen verfügbaren Flächen ausschließlich Nutzpflanzen angebaut werden dürfen“, erkläre ich, als ob Ronny das nicht selber wüsste. „Was nicht zur Nahrung dient, ist hier verboten. Aber Vater hat Blumen gemocht, und ich mag sie auch. Er meinte, Nahrung sei zwar für den Leib, aber Blumen wären für die Seele.“
    Ronny schmunzelt und tritt ein, und ich höre, wie es ihm die Sprache verschlägt. „Du hast Rosen!“, ruft er begeistert aus. „Und Lavendel und Malve und Rittersporn... da sind Veilchen und – sind das Sonnenblumen?“
    „All das und noch vieles mehr“, bestätige ich. „Ich mag meinen Garten, er ist gut geworden.“
    „Er ist wunderschön“, lacht Ronny und untersucht alles genau. „Und ihr habt es all die Jahre geheim halten können! Greta, wirst du mir erlauben, zum Zeichnen hierher zu kommen?“
    „Natürlich“, sage ich. „So oft du es willst. Du magst die Blumen, du wirst ihnen nicht schaden.“
     
    Am Abend sitzt Ronny wieder unter der Kuppel und ist ganz vertieft in ein neues Bild, das er unten im Garten begonnen hat. Er hält es mir hin, als ich neugierig schaue, und ich sehe eine der Rosenblüten mit ihren verschlungenen Blätterschichten.
    „Schade, dass man ihren Duft nicht mit einfangen kann“, meint Ronny, mit sich und der Welt zufrieden, während er noch ein wenig herumkritzelt. „Aber sonst ist sie mir gelungen, oder?“
    „Ja“, finde ich und fühle mich seltsam. „Sie sieht wirklich lebendig aus.“
    Ronny legt seinen Block beiseite. „Greta, irgendetwas ist doch mit dir. Möchtest du nicht darüber reden?“
    Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe noch nie über das Fühlen gesprochen.
    Ronny streckt sich auf dem Boden aus, die Arme verschränkt unter dem Kopf, den Blick nach oben in die gläserne Kuppel, in die Schwärze der Nacht hinaus gerichtet. Der Mond ist am Rande gut zu erkennen und wirft silbriges Licht zu uns herein, und viele Sterne blinken wie Lämpchen auf einem Kontrollmonitor.
    „Ach, Greta“, Ronny will freundlich sein. „Schau, das Universum ist groß und fern, und wir beide sind hier unten allein. Da sollten wir doch zusammenhalten.“
    „Ja“, sage ich, und es

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