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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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richte dich ein und werde glücklich. Finde dich selbst, immer wieder neu. Und schau über das Land, das dein Leben ist.“
    Die Frau löste sich auf und verschwand, als Nana in ihrer Welt erwachte, verwirrt und verwundert und gestärkt zugleich, in einem Leben, das ihr gehörte.
     

Der Duft der Rose
     
    Heute soll er kommen, sie haben es mir geschrieben. Das Wissen darum macht es nicht einfacher. Ich will ihn nicht, ich brauche ihn nicht, auch wenn andere das so bestimmen. Mein Vater hat den Hof mir anvertraut. Warum können sie das nicht auch?
    Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken, ihn einfach nicht hereinzulassen, aber das wäre kindisch, und ein Kind bin ich nicht. Und sie würden Wege finden. Das wäre nicht gut für mich.
    Es ist alles so ungerecht. Ich wünsche mir manchmal, ich könnte weinen, aber das konnte ich nicht einmal, als Vater starb. Vater, der mich versprechen ließ, mich immer gut um den Hof zu kümmern, der mir vertraute, selbst als er mich allein lassen musste. Ich werde mein Versprechen halten.
     
    Es klingelt unten am Eingangstor, und ich frage: „Wer ist da?“, obwohl ich es doch ganz genau weiß. Aber ich will es ihm nicht leicht machen, ihm zeigen, wer hier zuständig ist, gleich, was andere Leute bestimmen.
    „Ronny Landau, ich bin angemeldet.“ Es ist die Stimme eines jungen Mannes, und ich betrachte ihn durch die Überwachungskamera. Schlank, groß, ein wenig ungekämmt, die Kleidung lässig und verwaschen. Er sieht nicht so aus wie jemand im Dienst des Konzerns, und doch ist es der richtige Name.
    „Können Sie sich ausweisen?“, frage ich wieder, und natürlich kann er das. Er hält das Dokument vor die Kameralinse, und ich weiß, er würde auch einen Fingerabdruckscan meistern, wenn ich darauf bestehen würde. Widerwillig öffne ich ihm die elektronische Verriegelung.
    Er greift nach einem abgewetzten Koffer, der neben ihm steht und seltsam deplatziert wirkt in dieser Umgebung, und blickt sich noch einmal um, als wolle er Abschied nehmen von der Welt da draußen, der Welt der Straßen und des Lärms.
    „Nun kommen Sie schon“, drängele ich. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Ich muss mich um die Plantagen kümmern.“
    Er nickt nur höflich und kommt herein, betritt mein Reich und meine Welt. Mit einem leisen Summen schließt sich die Tür, hinter ihm und seinem bisherigen Leben.
     
    „Du bist... Greta“, stellt er fest, ein wenig fragend, ein wenig verwundert. „Man hat mir viel über dich erzählt. Ich war gespannt darauf, dich kennenzulernen.“
    Ich versuche, weniger feindselig zu klingen. „Ihre Zimmer sind rechts den Gang hinunter, die Küche ist links und das Bad dahinter. Durch die Tür dort vorn geht es zu den Plantagen, aber das wissen Sie vermutlich schon alles.“
    „Nenne mich ruhig einfach Ronny“, lächelt er. „Und ja, ich habe die Pläne bekommen, aber ich fände es schöner, wenn du mir alles zeigst. Immerhin lebst du schon lange Zeit hier.“
    „Ich habe zu tun“, behaupte ich wieder.
    „Hör mal, Greta.“ Ronny greift nach seinem alten Koffer. „Man hat mich schon vorgewarnt, dass du nicht einverstanden sein würdest, dass ich hier Alberts Platz einnehme. Albert Monien war ein guter Mann und ein fähiger Chef dieser ganzen Anlage. Ich weiß, dass es verdammt schwer sein wird, in seinen Fußstapfen zu wandeln. Aber gib mir doch wenigstens die Chance, hm?“
    Ich mustere sein junges, unverbrauchtes Gesicht, das noch nicht durch den Konzern verdorben wirkt, und versuche, es ihm noch einmal zu erklären.
    „Es ist nichts Persönliches, Ronny. Aber es stimmt, ich wohne hier schon immer, erst mit meinen Eltern, dann nur noch mit Vater. Als Vater starb, hat er gewollt, dass ich weitermache. Er hat mir vertraut. Er wollte keinen anderen.“
    Ronny schweigt, dann schüttelt er den Kopf. „Albert durfte das nicht entscheiden. Er hat für den Konzern gearbeitet, und die haben das Sagen. Das weißt du doch, Greta. Die sind auch dein Boss.“
    Plötzlich fühle ich mich beengt, weil ich natürlich weiß, dass er Recht hat, weil ich nie wirklich frei sein werde und weil Vater tot ist und ich hier allein bin. Ich will darüber nicht nachdenken müssen. Ich möchte mich davon ablenken.
    „Na gut“, erkläre ich deswegen. „Dann machen wir eben einen Rundgang.“
     
    Und so zeige ich Ronny alles, die ganze Anlage, die wir „Hof“ nennen, obwohl es natürlich keiner ist, sondern ein Turmbau mit lauter Gewächshausterrassen. Nur mein

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