Feuerbande
Rauschen von Frühlingswind. „Seid willkommen hier auf meiner Wiese, wenn auch nur für jetzt und heute.“
Der Schweinehirt verneigte sich, während das Ferkel mit offenem Maul staunte. „Habt Dank für Eure Begrüßung, Herrin. War es Euer Zauber, der diesen Prinzen traf? Ich gebe ja zu, so gefällt er mir viel besser, aber man sucht überall nach ihm, und das Land kommt nicht zur Ruhe. Könnt Ihr ihn wieder zurückverwandeln?“
Die Herrin lächelte. „Schweinehirt“, antwortete sie, „du bist ein großherziger und gutmütiger Mann, und deshalb hast du auch herfinden dürfen. So etwas konnte man leider bisher von diesem Prinzen nicht sagen. Er ist wild und ungestüm, hat meinem Wald keinen Respekt gezeigt und alles zerstört, was auf seinem Weg lag. Er hätte beinah auch dich getötet, als er mit dem Ast auf dich losgegangen ist. Und nun bittest du um seine Erlösung?“
„Ja“, nickte der Schweinehirt und zupfte sich unbehaglich am Hosenstoff. „Ich glaube, er ist genug bestraft, und ich denke, er hat dazugelernt. Er sollte wieder Mensch sein dürfen.“
„Das habe ich nicht allein zu entscheiden“, meinte die Herrin und machte eine fließende Bewegung mit der Hand. „Damit du uns auch zuhören kannst, habe ich dir nun die Gabe verliehen, die Stimmen der Tiere zu verstehen. Ferkel?“
Der Schweinehirt erwartete, das bekannte Quieken zu hören, doch stattdessen erklang die Stimme des Prinzen. „Gütige Herrin, ich bitte Euch, nehmt diesen Fluch von mir. Ich verspreche, ich werde Euch nie wieder stören, den Wald nicht und nicht das Getier darin.“
Die Herrin nickte und stieß einen Pfiff aus, und zur Verwunderung des Schweinehirten kam das Pferd des Prinzen hinter dem Haus hervorgetrabt.
„Hier ist jemand, der bei mir Zuflucht gefunden hat“, sagte die Zauberin. „Pferd, welche Meinung hast du dazu?“
„Er ist ein harter und ungerechter Herr“, tönte das Pferd mit tiefer Stimme. „Er hat mich getrieben und gehetzt, auch wenn ich schon nicht mehr konnte, und war grob zu den Knechten, die mich versorgten. Er hätte es verdient, ein Ferkel zu bleiben. Aber ich bin nicht so grausam wie er. Er ist ein Mensch und sollte es bleiben dürfen.“
Die Zauberin nickte und wandte sich dem Reh neben ihr zu. „Liebes Reh, was findest du?“
„Er ist ein schlimmer Jäger“, erklärte das Reh mit scheuer Stimme, „den es nicht kümmert, wen er da jagt, und ob Kitze ohne Mütter verhungern müssen. Aber auch er hat eine Mutter. Sie wird sich sicher große Sorgen machen.“
Die Zauberin nickte noch einmal und kniete sich dann vor dem Ferkel nieder. „Du hast es gehört“, bestätigte sie. „Du hattest die Lektion verdient, doch selbst diejenigen, die unter dir gelitten haben, wollen Gnade vor Recht ergehen lassen. Ich hoffe, du hast daraus gelernt und wirst dir an ihnen ein Beispiel nehmen.“ Sie lächelte, aber es war nicht freundlich. „Sonst wird der Fluch zurückkehren, sei dir gewiss.“
Mit diesen Worten machte sie eine weitere, verschlungene Handbewegung, und wo eben noch das Ferkel gestanden hatte, fiel nun der Prinz überrascht zu Boden. Sein Haar war wirr und er war schmutzig, doch er verbeugte sich vor der Herrin des Waldes. „Ich danke Euch“, murmelte er. „Ich habe gelernt.“
Die Zauberin wandte sich wieder dem Schweinehirten zu. „Geht jetzt“, sagte sie, „das Reh wird euch führen. Und zur Belohnung für dein Mitleid und die Großherzigkeit wirst du die Gabe behalten, die Tiere zu verstehen. Ich glaube, das ist es, was du dir immer gewünscht hast.“
Die Augen des Hirten leuchteten. „Ich danke, Herrin“, sagte er noch einmal. „Ich werde den Wald immer achten und ehren.“
Und damit machten sie sich auf den langen Weg zurück, der Prinz, der nun kein Ferkel mehr war, sein wiedergefundenes Pferd und der Schweinehirt, der lauschte, was sich die Vögel erzählten, und glücklich seines Weges ging.
Im Schloss empfing man den Prinzen mit großer Freude, und er wollte den Schweinehirten belohnen, der sich in seiner Hilflosigkeit seiner angenommen hatte. Doch der war schon wieder von dannen gezogen und zu seiner Herde zurückgekehrt. Aber der Prinz besuchte ihn oft und sorgte dafür, dass es ihm an nichts fehlte.
Er war ein anderer Mensch von diesem Tag an, und als die Zeit gekommen war, über das Land zu herrschen, wurde er ein gerechter und weiser Regent, der sich oft mit einem Schweinehirten beriet, von dem niemand wusste, woher er ihn kannte.
Der Wald hat
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