Feuerbluete 01 - Feuerbluete
nur einer von ihnen diese Begegnung überleben würde. Alena umklammerte ihr Smaragdschwert. Cano stand genau zwischen ihr und den Feuerblüten. Seine Augen lagen im Schatten, doch Alena wusste, er beobachtete sie. Aber ahnte er auch, dass noch jemand anders sie beobachtete? Der Palast selbst?
»Moriann?«, flüsterte Alena, ohne Cano aus den Augen zu lassen. Eine einzelne schwarze Natter huschte vorbei, warf ihr einen Blick aus rubinroten Augen zu. Was bedeutete das? War der Palast auf ihrer Seite?
Bis sie das herausgefunden hatte, musste sie Cano ablenken, hinhalten. »Wieso hast du mich angelogen?«, fragte sie. »Du hast den Panther sehr wohl unter deiner Kontrolle. Er hat in deinem Auftrag Schaden angerichtet.«
»Wenn man eine Waffe besitzt, ist es Dummheit, sie nicht zu benutzen«, sagte Cano gelassen.
»Aber woher hast du diese Waffe?«
Cano schien es nicht eilig zu haben. Zu Alenas Überraschung antwortete er ihr. »Es war eigentlich Zufall. Wir wussten, dass es die Eisdämonen gab, sie hatten schon einige der Verbannten getötet«, erzählte er ohne den Blick von ihr zu wenden. »Dann bin ich auf der Flucht vor einem Schneesturm in eine Höhle geraten, in der mir dieser eigenartige Kristall aufgefallen ist... ich habe ihn mitgenommen und entdeckt, dass er mir Macht über die Dämonen verleiht. Kummer, Sorge, Schmerz gab es genug unter den Verbannten, sodass es kein Problem war, dem Dämon immer wieder Kraft zufließen zu lassen.«
»Du kannst ihm also befehlen, wen er ins Koma fallen lassen soll und wen nicht?« Alena spürte, wie der Hass wieder in ihr hochquoll. »Wieso hast du Rena und mich zuerst verschont?«
»In Socorro habe ich Geduld gelernt. Und es hat sich gelohnt, zu warten. Durch euch habe ich es endlich geschafft, Keldo ausfindig zu machen und zu erledigen. Außerdem wäre es für Rena ein zu leichter Tod gewesen.«
Alena schauderte. »Was für ein Reich wolltest du ... willst du ... wirklich erschaffen? Bestimmt keins der Liebe!«
»Liebe ist Schwäche«, sagte Cano kühl. »Das hättest du auch irgendwann begriffen. Um ehrlich zu sein - ich habe meine Pläne seit damals nicht geändert. Außer den Feuerleuten hat keine Gilde Platz auf Daresh. Ich werde Daresh reinigen mit Feuer und Schwert und es zu einem besseren Ort machen. Ich habe gehofft, du könntest mich verstehen...«
Ohne Warnung griff Cano an, sein Schwert sauste auf sie zu - der Kampf hatte begonnen! Mit einem Schrei, der durch die leeren Säle hallte, riss Alena ihre Klinge hoch und fing den Schlag ab. Stahl krachte auf Stahl. Schon attackierte Cano wieder, schnell und gnadenlos wie ein Raubtier. Laut hallte das Klirren der Waffen durch den Palast.
Nach zehn Atemzügen hatte Alena ihren Rhythmus gefunden. Sie kämpfte mit voller Konzentration, mit jedem Quäntchen ihrer Kraft und ihres Könnens. Gedankenschnell folgten Angriff und Konter aufeinander, flossen in eine einzige Bewegung. Und doch trieb Cano sie immer weiter zurück und schien sich dabei nicht einmal anzustrengen. Ein paarmal schaffte Alena es erst im letzten Moment, seine Attacken abzuwehren. Schon jetzt spürte sie, wie ihre Armmuskeln von der Anstrengung vibrierten. Eisig kroch die Angst in ihr hoch. Gegen einen solchen Kämpfer hatte sie kaum eine Chance!
Warum griff Moriann nicht ein, das Mädchen aus dem Spiegel? Sah aus, als würde sie abwarten, beobachten. Überall lugten die schwarzen Schlangen hervor.
Jetzt waren sie in der Nähe des Wasserfalls auf der Rückseite des Saals, Alena konnte sein sanftes Rauschen hören. Das Wasser strömte zwei Stockwerke in die Tiefe, nur ein spinnwebdünnes Seil umgab den Schacht. Alena versuchte wegzukommen von dieser gefährlichen Stelle - und rutschte auf einer Wasserlache aus, fiel an den Rand des Schachts. Sofort stürzte sich Cano auf sie. Alena rollte weg, die Spitze von Canos Schwert klirrte auf den Steinboden. Alenas Herz raste. Hastig kam sie wieder auf die Füße, schob sich vom Abgrund weg. Mit müheloser Eleganz setzte Cano ihr nach, die Waffe erhoben. Sein Umhang wehte hinter ihm her wie ein dunkler Flügel.
Der Fall hatte Alenas Kampfrhythmus gebrochen. Ihr Atem ging ungleichmäßig, der Griff des Smaragdschwertes war schweißnass geworden. Jetzt kämpfte sie um ihr Leben.
»Moriann!«, schrie Alena verzweifelt. »Bitte hilf mir!«
Cano runzelte die Stirn - er wusste nicht, mit wem sie sprach. Wieder griff er an, drängte sie zurück. Sie näherten sich dem Thron, die hohen silbernen
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