Feuerbluete 01 - Feuerbluete
besondere getrocknete Wasserpflanze gesehen hatte. Wenn man sie kaute, verhinderte sie, dass man ein Kind bekam. Diesen Tipp hatte ihr Ralissa einmal gegeben.
Alena beschloss es zu wagen. Ihre Nerven vibrierten, als sie die Decke wieder zurückschlug, aufstand und auf bloßen Füßen in den Gang tappte. Es war dunkel und still in Keldos Versteck, niemand war mehr auf.
Vor Kerriks Zimmer zögerte sie. Es dauerte ein Dutzend Atemzüge, bis sie sich überwinden konnte, den Vorhang beiseite zu ziehen und hineinzuschlüpfen. Der Raum war dunkel, aber sie erkannte den Umriss von Kerriks Körper auf der breiten Schlafmatte. Nervös streifte sich Alena ihr Unterkleid über den Kopf und legte sich zu ihm, schmiegte sich an seinen Rücken.
Kerrik war noch wach. Er richtete sich auf einen Ellenbogen auf, machte aber kein Licht. »Alena!«, flüsterte er. »Was beim Erdgeist...?«
Alena bekam kein Wort heraus. Sie strich über die glatten Muskeln seines Arms und seiner Seite und wartete darauf, was er tun würde. Nach und nach spürte sie, wie er sich unter ihren Händen entspannte. Schließlich drehte er sich zu ihr herum, legte seine Hand auf ihre Wange.
»Bist du sicher ...?«, flüsterte er. Als sie nickte, stieß er einen kehligen Laut aus, ein Zwischending zwischen einem Seufzen und einem Stöhnen. Seine kräftigen Hände legten sich um ihre Taille, zogen sie näher zu ihm heran. Schon nach wenigen Atemzügen merkte Alena an der Art, wie sanft und geschickt er sie berührte, dass ihre Ahnung sie nicht getrogen hatte. Mit Kerrik zu schlafen war mit dem, was sie bisher gekannt hatte, nicht zu vergleichen. Ganz und gar nicht.
Zurück im Palast
Alena wachte auf, als sie Stimmen hörte. Die anderen waren alle schon auf. Oje, sie hatte ganz vergessen, dass sie noch vor Morgengrauen zum Palast der Trauer aufbrechen wollten! Hatten die anderen schon entdeckt, dass sie nicht in ihrem Zimmer war?
Kerrik drehte sich zu ihr und küsste sie. Es fühlte sich herrlich an. »Ich gehe zuerst. Komm am besten in ein paar Atemzügen nach.«
Als er weg war, zündete Alena die Kerze an, kroch aus dem Bett und zog ihr Unterkleid wieder an. Dabei bemerkte sie, dass der Abfallbehälter von zerrissenen Schriftrollen und Papierfetzen überquoll. Neugierig zog sie ein paar davon heraus und versuchte etwas darauf zu entziffern.»... dass ich dich noch immer liebe« stand auf einem Fetzen, »... weiß, dass ich ein Idiot war, Lilas« auf einem anderen.
Wie betäubt starrte Alena auf diese Zeilen. Eine schmerzhafte Leere kroch in ihr hoch, als sie begriff, was das bedeutete. Wenn er Lilas immer noch liebte - was war es dann, was er für sie fühlte?
Sie haben Angst vor dem, was sie heute erwartet, dachte Rena zunächst, als sie sich zu den anderen an den Tisch setzte und eine Sprosse mit Honig in den Mund schob. Doch sie merkte schnell, dass die bedrückte Stimmung in Keldos Versteck nicht allein dadurch zu erklären war. Sie begann zu beobachten und stellte fest, dass Jorak Alena nicht mehr anblickte und nicht mit ihr sprach, dass zwischen Kerrik und Alena eine neue Vertrautheit war und Alena trotzdem traurig wirkte.
Sie haben miteinander geschlafen, wurde es Rena schlagartig klar, als sie die beiden ansah. Mit gemischten Gefühlen musterte sie Kerrik. Wusste er eigentlich, wie jung Alena war? Und anscheinend war dabei irgendwas schief gegangen - oder was gab es sonst für einen Grund für Alenas Verschlossenheit? Und Jorak, folgerte Rena, hat es irgendwie mitbekommen und natürlich ist er nicht gerade begeistert. Insgesamt ein ganz schönes Kuddelmuddel, das sich nicht so einfach klären ließ und jetzt auf die Schnelle sowieso nicht.
»Geht’s dir wenigstens gut?«, fragte sie Tjeri, als sie nach dem hastigen Frühstück in ihrem Zimmer ihre Waffen anlegten.
»So mittel - das wird reichen«, sagte er und gab zu: »Mir fehlen die Seen.«
Rena fehlten sie auch. Und sie hoffte, dass sie ihr Haus in Vanamee tatsächlich noch einmal wiedersehen würden. Sie prüfte zum letzten Mal, ob sie ihr Schwert richtig umgeschnallt hatte. »Wenn wir’s nicht schaffen, dann war’s eine gute Art zu sterben«, sagte sie verlegen. »Wir haben versucht Daresh vor einer schlimmen Zukunft zu bewahren ...«
»Gute Art zu sterben? Brackwasser, du klingst ja schon wie jemand von der Feuer-Gilde!« Tjeri lächelte. »Ich glaube, Alena hat einen schlechten Einfluss auf dich ...«
Getrennt machten sie und die anderen sich auf den Weg, da sie als Gruppe
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