Feuerbluete 01 - Feuerbluete
entzündete Alena eine der Fackeln in den Wandhaltern. »Wir müssen wieder Kontakt zu Moriann aufnehmen, vielleicht hilft sie uns noch mal. Ich gehe gleich mal hoch in den Thronsaal und hole die Feuerblüten ...«
Rena nickte. »Moriann!«, rief sie. Ihre Stimme echote von den steinernen Wänden. Es kam keine Antwort und von den Schlangen war nichts zu sehen. Stattdessen hörten sie ein Rumoren, das aus dem Kellerbereich kam.
»Wurzelfäule und Blattfraß, ich wette, es gibt unten Dienstboteneingänge«, stöhnte Kerrik und hob seinen schweren Holzstock vom Boden auf. Er hatte ihn vorhin fallen lassen, um die Hände für das Tor freizuhaben »Gleich geht’s rund!«
So war es. Mit gezückten Waffen hasteten Canos Leute vom Kellergeschoss herauf.
Rena fand sich Vinja gegenüber, der hoch gewachsenen blonden Frau der Luft-Gilde. Rena merkte schnell, dass ihre Gegnerin mit dem Schwert nur genauso mittelprächtig umgehen konnte wie sie selbst. Vinjas eigentliche Waffe - die Armbrust - hing über ihrer Schulter. Auf so kurze Entfernungen konnte sie sie nicht gegen einen Schwertkämpfer einsetzen. Aber gnade uns der Erdgeist, wenn sie es schafft, oben auf die Galerie zu kommen, dachte Rena. Dann schießt sie uns in Ruhe einen nach dem anderen ab!
Rena manövrierte sich zwischen Vinja und den Treppenaufgang. Wütend griff die Frau sie an, versuchte ihre Deckung zu durchbrechen. Aber Rena hatte dazugelernt seit ihren ersten Unterrichtsstunden mit Alix vor sechzehn Wintern. Sie wehrte die Schläge ohne Mühe ab, begann dann selbst anzugreifen. Verdutzt, dass eine Frau der friedlichen Erd-Gilde überhaupt kämpfte, und das sogar ganz passabel, ließ sich Vinja zurückdrängen. Rena konnte es sich erlauben, aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihre Freunde und deren Gegner zu werfen.
Kerrik hatte es mit dem muskulösen Schmied aufgenommen. Sie hatte Kerrik Unrecht getan, wurde Rena klar - er wirbelte den Stock so geschickt herum, dass er den Schmied schon ein paarmal hart erwischt hatte. Fluchend versuchte Lex den ungewohnten Kampfstil mit dem Schwert zu kontern und hatte wenig Erfolg damit.
Tjeri dagegen war in Schwierigkeiten. Nur mit einem Messer bewaffnet stand er einem dunkelhaarigen Schwertkämpfer der Feuer-Gilde gegenüber. Erleichtert sah Rena, wie Alena ihm zu Hilfe kam. Sie kämpfte mit kühler Präzision, und der Mann merkte bald, dass er dieses Mädchen ernst nehmen musste, wenn ihm sein Leben lieb war.
Jorak schien einen gefährlichen Gegner zu haben - Tobai, der junge Gildenlose, umkreiste ihn in der geduckten Haltung des erfahrenen Messerkämpfers.
Währenddessen hatte sich Cchraskar die beiden anderen Angreifer vorgenommen, sie bluteten schon aus mehreren Bisswunden. Gewandt tänzelte der Iltismensch um den Mann und die Frau herum und wartete nur auf eine neue Gelegenheit, seine Fangzähne einzusetzen. Um den musste Rena sich keine Sorgen machen!
Aber vielleicht um sich selbst. Denn nun steigerte Vinja ihr Tempo. Sie war sichtlich in ihrem Stolz getroffen, dass eine Gegnerin, die einen Kopf kleiner war als sie, überhaupt länger als ein paar Atemzüge gegen sie durchhielt. Verbissen versuchte Rena mitzuhalten und sich keine Blöße zu geben.
Sie bemerkte, dass Alena ihren Gegner erledigt hatte. Blutend lag er in einer Ecke und hielt sich das Bein - der würde vorerst nicht mehr kämpfen können. »Geh nach oben!«, schrie Rena ihr zu. »Wir kommen hier schon irgendwie klar - hol du die Feuerblüten!«
Alena zögerte, nickte dann und schwang sich auf die gewundenen Treppen. Sie lief hoch in Richtung Thronsaal und verschwand in der Dunkelheit des oberen Stockwerks. Als sie gesehen hatte, dass Cano nicht unter den Angreifern war, war ihr klar, was er vorhatte. Er wird es machen wie das letzte Mal - während seine Leute uns verfolgen, wartet er am Ziel auf uns, dachte sie grimmig und hielt ihr Schwert bereit.
Sie hatte sich nicht getäuscht. Als sie die goldenen Türen des Thronsaals öffnete, sah sie Canos Silhouette im Gegenlicht. Ich hätte mich ihm sowieso irgendwann stellen müssen, dachte Alena, plötzlich ganz ruhig. Vielleicht ist auf Daresh einfach kein Platz für zwei Gesetzlose wie uns ...
Mit gleichmäßigen Schritten ging sie ihm entgegen.
»Du bist nicht überrascht«, sagte Cano.
»Nein«, erwiderte Alena. »Besonders einfallsreich warst du diesmal nicht.«
»Ich hatte nicht vor, dich zu überraschen. Nur, dich aufzuhalten. Du weißt, was das bedeutet?«
»Ja.« Es bedeutete, dass
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