Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Vater kurz und richtete sich dann auf. »Er ist ins Koma gefallen. Ich hoffe, dass wir es schaffen, ihn da wieder rauszuholen.«
Am liebsten wäre Alena nicht mehr von seiner Seite gewichen, aber sie wusste, dass das unmöglich war. Was war besser - hier zu sitzen und ihn bis zum Tod zu begleiten oder etwas dagegen zu unternehmen? »Wir müssen sofort los«, brüllte sie und ihre Stimme hallte von den metallenen Wänden der Schmiede wider. »Wir müssen Keldo suchen!«
Rena fand zwei Männer aus dem Dorf, die sich gegen Bezahlung dazu bereit erklärten, Tavians Schmiede bis zu ihrer Rückkehr Tag und Nacht zu bewachen. »Sicher ist sicher«, sagte sie. Währenddessen fing Tjeri das Dhatla ein, auf dem er hergekommen war. Mit einem Reittier würden sie schon in wenigen Tagen in Ekaterin sein. Mit gewaltigen Schritten trug sie das riesige Reptil voran, während sie sich auf seinem Rücken festklammerten. Natürlich war Cchraskar mit von der Partie; er hing die meiste Zeit quer über dem Rücken des Dhatlas wie ein Fellvorleger und ließ die Pfoten auf beiden Seiten herunterbaumeln.
Sobald sie aus dem Dorf heraus waren, trug Alena ihr neues Schwert offen. Den Griff hatte sie mit schwarzem Stoff umwickelt, sodass man die Edelsteine nicht sah. Die meisten Leute würden sicher gar nicht merken, dass es ein Meisterschwert war. Und wenn doch - sie sah älter aus als fünfzehn, schließlich würde sie in ein paar Tagen sechzehn werden. Wenn jemand nicht zu genau nachforschte, konnte sie als Meisterin durchgehen.
Natürlich fiel es Rena schon sehr bald auf. »He, was ist denn das für ein Schwert? Das hast du doch vorher nicht getragen?!«
Alena hatte keine Lust sie anzulügen. Dazu kannten sie sich inzwischen zu gut. »Das ist mein Meisterschwert.«
Renas Mund blieb einen Moment offen stehen. Alena stellte fest, dass es ihr immer noch Spaß machte, Menschen aus der Fassung zu bringen.
»Wurzelfäule und Blattfraß«, stöhnte Rena. »Warum hast du das gemacht? Wenn jemand das merkt, dann ... o Scheiße.«
»Keine Panik. Es merkt schon keiner. Außer, du verrätst mich.«
Das kam natürlich nicht in Frage und sie wussten es beide.
»Zeig mal«, sagte Rena und Alena wickelte stolz den schwarzen Stoff ab.
»Tolles Ding«, sagte Tjeri, aber sein Blick war forschend. »Was sind das für Edelsteine am Griff?«
Alena hob die Schultern. Ihr entging nicht, dass Rena und Tjeri Blicke tauschten. Konnte es sein, dass die beiden etwas über die Steine wussten - und es ihr nicht sagen wollten?
Mit dem Dhatla kamen sie schnell voran und die Reise nach Norden dauerte nur wenige Tage. Alena war aufgeregt, als sie in Ekaterin ankamen. Sie war noch nie in einer Stadt gewesen. Die ersten Außenbezirke waren bedrückend, dort hatten sich die Ärmsten der Armen wackelige, zusammengestückelte Hütten errichtet, manche lebten sogar nur in überdachten Erdhöhlen. Ein Gestank nach verdorbenem Essen und Fäkalien wehte zu ihnen herüber. »Mmmh, lecker!« Cchraskar grinste.
»Kannst ja absteigen, wenn du es so toll findest!« Alena hielt sich die Nase zu, die andere Hand krallte sie in den Rückenpanzer des Dhatlas um nicht herunterzufallen.
»Das ist der Schwarze Bezirk, hier leben fast nur Gildenlose«, sagte Rena. »Er ist leider ziemlich gewachsen, seit ich zuletzt da war.«
Oje, dachte Alena. Zum ersten Mal wurde ihr wirklich bewusst, was sie durch die Sache mit ihrem Meisterschwert riskierte. Jemand, der ausgestoßen wurde, durfte nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren und musste mit den anderen Gildenlosen leben.
Aber dann gab sich Alena einen Ruck. Ich stehe zu meiner Entscheidung, dachte sie. Außerdem ist es sowieso zu spät. Die Prägungsphase hat begonnen. Jetzt darf ich das Schwert drei Monate lang nicht ablegen!
»Wann warst du denn zuletzt hier?«, fragte sie Rena um sich abzulenken.
»Vor zehn Wintern«, sagte Rena und Tjeri meinte: »Bei mir ist’s noch länger her. Damals war ich Agent für meine Gilde.«
Auf einer Straße aus fest gestampftem Lehm, die breit genug für zwei Dhatlas war, bewegten sie sich in die Stadt hinein. Immer dichter wurde die bunte Menge, die sie umgab. Vollmenschen, Halbmenschen und Dhatlas wimmelten um sie herum. Ihr Reittier versuchte nicht auszuweichen und schlurfte in gleichmäßigem Tempo voran, schob nur hin und wieder mit dem schweren keilförmigen Kopf ein Hindernis aus dem Weg. Seine armlangen Grabkrallen hinterließen deutliche Spuren in der Straße, aber Rena meinte: »Das
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