Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Prägungsphase abbrechen sollte. Aber dann konnte sie das Schwert wegwerfen oder als Altmetall verkaufen. Diese einzigartige Waffe, die ihr Vater für sie geschmiedet hatte! Nein, das kam nicht in Frage. In einer stillen Ecke der Straße zog sie die Waffe, sah die Smaragde am Griff blitzen. Alles fühlte sich völlig normal an.
Cchraskar war still heute, als sie den Weg zum Roten Bezirk einschlugen. Er wusste genauso gut wie sie, dass sie wahrscheinlich beobachtet wurden. Es gab keine andere Möglichkeit, wie Cano und seine Leute so schnell hatten erfahren können, dass sie mit dem Mann aus der Goldenen Lanze gesprochen hatten. Doch Alena wusste auch, dass sie das Experiment mit ihrem Schwert, das sie plante, trotzdem durchführen musste, hier in der Öffentlichkeit. Sie musste um jeden Preis mit ihrer neuen Waffe klarkommen. Früher oder später würde ihr Leben davon abhängen, dass sie sie beherrschte.
Sie lief so lange in den Gassen des Roten Bezirks umher, bis endlich jemand auf die Idee kam, zudringlich zu werden. Alenas Finger schlossen sich um den Griff ihres Meisterschwertes, fast wie von selbst glitt es aus seiner ledernen Hülle. Leicht und elegant schnitt die Klinge durch die Luft. Sie hätte dem Kerl die Hand abtrennen können, bevor er überhaupt begriff, was geschah. Doch sie tat es nicht. Die Drohung reichte. Entsetzt stolperte der Mann davon.
»Lass unsss heimgehen jetzt, heimgehen«, sagte Cchraskar brummig.
Spielerisch fuhr sie mit dem Schwert in der Hand zu ihm herum, wollte ihn erschrecken. Sofort lag ihre Waffe wieder wie Blei in ihrer Hand. Betroffen ließ Alena sie sinken. »Es will nicht! Es hätte nicht zugelassen, dass ich dich verletze.«
»Was sollte das eigentlicch werden? Wolltest du mir die Ohrenspitzen abrasieren oder so was?«
»Quatsch. War doch nur Spaß.« Verlegen winkte Alena ab. »Was ich sagen wollte: Als ich mich verteidigen musste, hat es mitgespielt. Jetzt fühlt es sich ganz anders an. Wie eins von den Dingern, die ich im ersten Lehrjahr geschmiedet habe.«
»Es ist ein Sccchwert, das mitdenkt, das ist es.« Cchraskars Augen blitzten amüsiert.
»Ein Schwert sollte keinen eigenen Willen haben, beim Feuergeist! Stell dir mal vor, ich bin darauf angewiesen und es ist leider nicht meiner Meinung! Außerdem kapiere ich nicht, wie so was möglich ist.«
»Es muss deine Gedanken anzapfen ...«
Ihre Gedanken? Alena schauderte. Das wurde ja immer schlimmer. »Du hast Recht. Es kann ja sonst nicht wissen, in welcher Situation ich bin. Andererseits hätte es dann gewusst, dass ich dich nur erschrecken wollte.«
Niedergeschlagen kehrten sie in den Grünen Bezirk zurück.
In dieser Nacht wehrte sie sich lange gegen den Schlaf, bis ihre Müdigkeit doch noch gewann. Diesmal tauchte der Weiße Panther nicht in ihren Träumen auf. Alena war erleichtert. Jeder Schlaf ohne die schrecklichen Bilder in ihrem Kopf war ein Segen.
Am liebsten hätte Rena den Tag in Lilas’ Garten verbracht und sich mit jeder einzelnen Pflanze bekannt gemacht - jedenfalls mit denen, die nicht bissen oder mit Gift spritzten. Aber das ging nicht. Sie mussten dringend die Suche nach Keldo fortsetzen. Diesmal hatten sie sich den Blauen Bezirk vorgenommen. Cchraskar hatte sich bereit erklärt, die Runde unter den Halbmenschen zu machen, und Kerrik und Lilas wollten mit Händlern reden, die sie persönlich kannten.
Der Blaue Bezirk faszinierte sie alle. Sie entdeckten einen Waffenmarkt, auf dem an Dutzenden von Ständen blitzende Äxte, Schwerter, Messer und Armbrüste angeboten wurden. Alena konnte sich kaum davon losreißen. Auf dem Gewürzmarkt zogen Rena tausend verschiedene Düfte in die Nase. Auf dem Tiermarkt roch es dagegen nach Stroh und Futter, die Luft vibrierte von Kreischen, Pfeifen und Grunzen. Während Rena mit den Verkäufern plauderte, spähte Alena neugierig in jeden Käfig und tätschelte die spitze Schnauze eines Kanilos. Tjeri dagegen war in düsterer Stimmung. Wahrscheinlich bedrückt es ihn, so viele Tiere in Käfigen zu sehen, dachte Rena.
Schon bald merkten auch Alena und Tjeri die schrägen Blicke, die die Menschen Rena seit neuestem zuwarfen. »Bin ja wirklich gespannt, was bei der Versammlung heute Nachmittag rauskommt«, sagte Alena kopfschüttelnd.
Als sie den Küchenmarkt erreicht hatten, machte Tjeri schlapp und bat um eine Pause. Er sah erschöpft aus. »Ja, lasst uns einen Moment hier bleiben, gute Idee«, meinte Alena und warf gierige Blicke auf einen Stand mit
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