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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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gerannt, auf die Plattform. Sie wusste, dass der »Heiler vom Berge« seine Spitzel in dieser Menge hatte, dass er jedes Wort erfahren würde, das sie sprach.
    »Cano, hör gut zu!«, brüllte Alena und ihre Hand krampfte sich um den Griff ihres Smaragdschwertes. »Wir sind vom gleichen Blut. Trotzdem sage ich dir: Wenn du meinen Vater sterben lässt, wenn du meinen Freunden noch weiter schadest, werde ich dich finden und töten - irgendwie!«
    Erst als sie schwer atmend schwieg, wurde ihr bewusst, wie theatralisch ihre Worte geklungen hatten. Wie lächerlich. Der Aufstand eines Wurms, der gleich von einem Dhatla zertreten wird.
    Sie drehte sich um und eilte Rena nach ins Zelt. Hinter sich hörte sie erstaunte, neugierige Stimmen aufbranden. Sie kümmerte sich nicht darum.
    Das Zelt war leer - bis auf die Frau der Erd-Gilde. Sie hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen. Schluchzer schüttelten ihren zierlichen Körper.
    »Sag ihnen doch einfach, dass es gelogen ist!«, schrie Alena sie an. »Los, geh da raus und sag es ihnen!«
    »Das ... kann ich ... nicht.« Rena rührte sich nicht.
    »Wieso nicht, verdammt noch mal?!
    »Weil manches davon wahr ist.«

Wahrheit ist Ansichtssache
    Nach einer Weile spürte Rena ihre Schluchzer verebben. »Ich glaube, ich sollte dir die ganze Geschichte erzählen«, sagte sie müde.
    »Ist es wieder so etwas, was man aus zwei Blickwinkeln sehen kann?« Alenas Stimme klang heiser.
    »So in etwa.« Rena sah, dass einer der Beamten hereinkommen wollte, doch nach einem Blick auf die beiden Frauen zog er sich hastig zurück. »Ein paar Winter, nachdem Tjeri und ich uns in Vanamee niedergelassen hatten, wurde ich schwanger. Doch es lief nicht gut, ich bekam Mondfieber und war lange krank. Als das Kind geboren wurde, war es ... war es ... missgebildet. Es war ein furchtbarer Schock. Natürlich dachten wir auch einen Moment lang, es habe etwas damit zu tun, dass wir verschiedenen Gilden angehören. Aber es war wohl eher das Mondfieber.«
    Beim Erdgeist, wie weh es tat, sich an all das zu erinnern. Es tat so weh, als wäre es erst gestern passiert. Und es war so schwer, darüber zu reden. Rena wusste, dass sie es vor dieser Menge nie schaffen würde. »Ich habe es nicht getötet«, fuhr sie fort. »Wir haben versucht es zu retten. Aber es ist noch vor Sonnenaufgang gestorben. Danach bin ich nie wieder schwanger geworden. Für Tjeri war es besonders hart. Er hatte sich ein ganzes Rudel Kinder gewünscht.«
    »Wie hat Cano überhaupt davon erfahren können?«
    »Die Hebamme hat nicht dichtgehalten. In Vanamee haben es ein paar Leute gewusst. Aber damals wurde aus Respekt vor uns nicht darüber getratscht. Tjeri ist sehr beliebt im Seenland.«
    Sie verließen den Silbernen Bezirk auf Umwegen und kehrten in Lilas’ und Kerriks Haus zurück. Traurig, zu Tode erschöpft setzte sich Rena an Tjeris Bett und strich ihm über die Wange. Hier lag ihr einziger verbliebener Zeuge für das, was damals wirklich geschehen war - die Hebamme war vor ein paar Wintern bei einem Sturm ums Leben gekommen. War das der Grund, warum er den Weißen Panther hatte sehen müssen? Damit Tjeri sie nicht verteidigen konnte?
    Inzwischen ahnte Rena, warum Cano sie nicht direkt töten ließ. Es war zu gefährlich, sie war zu bekannt - es konnte Ärger verursachen. Alena hatte Recht. Bestimmt machte es ihm viel mehr Spaß, sie erst noch zu quälen. Schließlich hatten sie noch eine Rechnung offen miteinander.
    Schweigend saß Alena bei ihr, bis Rena sie bat: »Lass mich eine Weile mit ihm allein, ja?«
    Das Mädchen nickte und ging lautlos davon.
    Alena brauchte Zeit zum Nachdenken. Was sie in den letzten Tagen erlebt hatte, war einfach zu viel gewesen. Zu viel in zu kurzer Zeit. Sie brauchte Stille. Was hätte sie dafür gegeben, jetzt in ihren Phönixwald wandern zu können! Schließlich zog sie sich in eins der vielen leeren Zimmer des Gartenhauses zurück, legte sich so, wie sie war, auf den harten Boden und starrte zur Decke. Ließ die Gedanken strömen, dachte über alles nach, was geschehen war.
    Sie hörte, dass die anderen sie suchten, aber Cchraskar, der sie sofort hätte finden können, wusste, wann er sie in Ruhe lassen musste.
    Als sie schließlich aus ihrem Versteck kroch, bekam sie gerade noch mit, dass die anderen sich zum Aufbruch rüsteten. Alena jagte die Wendeltreppe hinunter.
    Im Vorraum stand Rena. Sie hielt sich sehr aufrecht, ihre Augen waren wieder klar und entschlossen. Sie trug ihre Tunika mit den

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