Feuerbluete 01 - Feuerbluete
zusammen, Mädchen!«, raunzte er.
»’tschuldigung - mir ist nicht gut«, sagte Alena, lehnte sich an die Wand und würgte. »Muss von dem Fraß kommen, den ihr Essen nennt.«
Die Männer wichen angeekelt ein Stück von ihr zurück. »Du kannst nicht hier in den Gang kotzen!«, sagte einer von ihnen schroff. »Geh ans Fenster, wird’s bald!«
Alena lehnte sich ein paar Momente ans Fenster, atmete tief, massierte sich mit den Fingerspitzen die Stirn. Dann sagte sie »Geht wieder« und ließ sich mit den anderen zurückbringen ins Verlies. Zurück in die feuchte Dunkelheit, zu dem Gestank nach zu vielen Menschen und Kot, dem Husten und Stöhnen, den kleinen Blutsaugern, die ihnen nachts in die Kleider krochen. Beim Gedanken daran, hier zwanzig Winter zu verbringen, wünschte sich Rena einen Moment lang mit Tjeri tauschen zu können.
Sofort als die Wachen gegangen waren, wurde Alena wieder munter. Keine Spur mehr von Müdigkeit und krank wirkte sie auch nicht mehr. Ihre Augen hatten einen gefährlichen Glanz. »Ich bleibe keine zehn Winter hier drin, ihr Urteil können die sich sonst wohin stecken.«
Obwohl Rena das Entsetzen über das Urteil noch immer in den Knochen steckte, musste sie lächeln. »Was hast du da vorhin für eine Schau abgezogen?«
Alena vergewisserte sich, dass keiner von den anderen Gefangenen sie beachtete, und zog ein Messer aus ihrer Tunika. Es war eine der schmucklosen Waffen, die an die Truppen ausgegeben wurden. Sie musste es der Wache blitzschnell abgenommen haben. »Mein Schwert darf ich nicht ziehen, aber von einem Messer hat niemand etwas gesagt... und das ist doch eine nette Rache für Canos Trick, oder?«
Das Mädel ist noch gerissener, als ich geglaubt habe, dachte Rena mit gemischten Gefühlen. »Hoffentlich merken sie nicht so schnell, dass es fehlt. Wo hast du so was eigentlich gelernt?«
Alena grinste. »Keine Angst, ich habe nicht die Absicht, ernsthaft mit dem Klauen anzufangen. Das haben Cchraskar und ich zum Spaß mal zusammen geübt. Er wartet übrigens draußen.« Schnell zeichnete sie einen Plan in den staubigen Boden der Zelle. »Wir sind auf der Westseite der Garnison. Leider sind die Fenster solide vergittert, hab ich schon geprüft, aber auf dem Weg zum Kommandanten habe ich gesehen, dass es eine Möglichkeit gibt, auf das Dach zu kommen.«
»Nützt uns das was?« Kerrik war skeptisch.
»Kann sein. Ich habe Cchraskar signalisiert, dass er uns ein Seil organisieren soll. Er kann uns das eine Ende von einer zahmen Bolgspinne oder so was hochbringen lassen. Vielleicht schaffen wir es damit, uns vom Dach runterzulassen. Ich fürchte, das ist unsere einzige Chance.«
»Hm«, sagte Rena. »Hat er eine Bolgspinne?«
»Nein, aber die kann man kaufen«, sagte Alena. »Hast du vergessen, dass wir hier in der Stadt sind? Hier kriegst du wahrscheinlich sogar eine zahme Skorpionkatze, wenn du genug Geld hast!«
Es klang für Rena nach einem hirnrissigen Plan. Aber ihr fiel kein besserer ein.
»Das Problem wird nur sein, was wir machen, wenn wir draußen sind und sie auf uns Jagd machen wie auf ein Rudel tollwütige Nachtwissler«, sagte Kerrik nüchtern. »Ins Gartenhaus können wir nicht mehr zurück. Sie werden ganz Ekaterin nach uns absuchen. Wir könnten probieren bei den Gildenlosen unterzutauchen.«
»Nein«, widersprach Rena sofort. »Ihr könnt wetten, dass sie den Schwarzen Bezirk am gründlichsten absuchen. Dumm sind sie schließlich nicht.«
»Aber wohin dann?« Nun sah auch Alena ratlos drein.
»Dorthin, wo zurzeit das Problem liegt«, sagte Rena. »Zur Residenz des Stadtkommandanten.«
Unter falschem Verdacht
Alena war sofort klar, was Rena vorhatte. Aber sie wusste noch nicht, ob sie es gut finden sollte. »Wieso glaubst du, dass er dir zuhören wird? Er ist schließlich nicht so gut auf dich zu sprechen ...«
»Ich werde erst mal gar nicht in Erscheinung treten«, sagte Rena. »Wenn Kerrik zu ihm kommt, der Freund seiner Tochter, wird er ihn wenigstens anhören - sonst muss er damit rechnen, dass er großen Ärger mit Lilas bekommt. Außerdem halte ich Yorkan für einen Mann, der bereit ist sich eine eigene Meinung zu bilden. Lass dich nicht von seiner ruppigen Art täuschen.«
»Außerdem ist er der Einzige, der dieses aberwitzige Urteil noch aufheben kann«, fügte Kerrik hinzu. »Als Stadtkommandant hat er ein Veto-Recht.«
»Gut«, sagte Alena und bemühte sich, nicht an die zehn Winter Verlies zu denken, die ihr sonst drohten. Sie würden
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