Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Cano schon zeigen, dass sie nicht so leicht kaltzustellen waren! Aber erst einmal hieß es für sie warten. Sie mussten Cchraskar Gelegenheit geben, Seil und Spinne zu beschaffen.
Nun hätte sie endlich Zeit, sich die eigenartige Botschaft vorzunehmen, die kurz vor ihrem Aufbruch für sie abgegeben worden war. Alena murmelte »Bin gleich wieder da« und arbeitete sich hinüber zu dem Käfig mit dem Leuchttierchen. Sie stieg vorsichtig über ausgestreckte Beine, rutschte auf etwas Glitschigem aus - Alena wollte gar nicht wissen, was es gewesen war -, tappte durch Stroh, das so faulig war, dass es nicht mehr raschelte. Die anderen Gefangenen rührten sich kaum, in ihren trüben Augen war schon lange keine Neugier mehr.
Im fahlen Licht des Tierchens rollte Alena die Botschaft aus. Gutes Papier, weich und glatt unter ihren Fingern, nur ein bisschen zerknittert. Darauf wenige Sätze in einer rauen, kantigen Handschrift:
Glückwunsch zu deinem kleinen Auftritt. Sehr inspirierend. Wenn du mich noch immer finden und töten willst, dann wäre es vielleicht ein guter Anfang, wenn du in zwei Tagen zum Aufgang des dritten Mondes zum Herztor kommen würdest. Allein.
Die Nachricht war nicht unterzeichnet. Aber das war auch gar nicht nötig.
Ich hatte Recht, raste es durch Alenas Kopf. Bei der Versammlung im Silbernen Bezirk waren reichlich Spitzel in der Menge, er hat alles erfahren. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Wut Cano amüsieren würde. Ihm so gefallen würde, dass er sie einlud. Wozu einlud? Ihn kennen zu lernen? Sie fühlte, wie ihr vor Aufregung das Blut ins Gesicht schoss. Gut, dass es hier dunkel war und niemand es bemerkte.
Langsam kehrte sie zu ihren Freunden zurück und reichte Rena die Nachricht. Es war zwar fast völlig finster, aber angeblich sahen Menschen der Erd-Gilde gut im Dunkeln.
Es schien zu stimmen - Rena überflog die Zeilen ohne Probleme. »Blattfraß und Wurzelfäule!«, entfuhr es ihr. »Damit hätte ich nicht gerechnet!« Sie gab die Rolle an Kerrik weiter.
»Na ja, außer mir hat er nicht mehr viele Verwandte übrig«, sagte Alena. »Um nicht zu sagen, gar keine.«
Rena schnaubte. »Du glaubst nicht im Ernst, dass ihn so etwas interessiert, oder? Er hat versucht deine Mutter - seine Schwester - zu töten!«
»Anscheinend gefällt Alena ihm aber«, wandte Kerrik ein. »Das ist Glück. Jetzt hat sie die Chance, zu ihm vorzudringen. Von uns schafft das ja keiner.«
»Das kommt gar nicht in Frage!« Zum ersten Mal erlebte Alena, dass Rena ihre Autorität herauskehrte. Sie sprach so laut, dass ein paar andere Gefangene auf sie aufmerksam wurden. »Sie ist ihm nicht gewachsen! Ich bin mir ja nicht mal sicher, dass ich ihm gewachsen bin.«
»Es ist mein Risiko - und damit meine Entscheidung«, sagte Alena kühl. Sie war enttäuscht, dass Rena ihr so wenig zutraute. Der Gedanke an ein Treffen mit Cano kitzelte verführerisch. Den Heiler vom Berge aus der Nähe zu erleben ... war das allein nicht schon die Mühe wert? Und wenn Cano wirklich ein solches Monster war, wie Rena behauptete, dann war es sicher spannend, dabei zu sein, wenn er die Maske fallen ließ. Vielleicht sollte sie ihr Smaragdschwert entscheiden lassen, ob er gut oder böse war. So was schien es ja zu können.
Beunruhigend huschte der Gedanke an den Weißen Panther durch ihren Kopf. Noch hatte sie keinen Weg gefunden ihn zu besiegen. Vielleicht hätte sie schlafen, hätte sie sich dem Kampf stellen sollen. Heute Nacht musste sie träumen, sich vorbereiten ...
»Wann ist diese Nachricht abgegeben worden?«, fragte Kerrik plötzlich. »Das ist jetzt schon einen Tag her, oder?«
»Rostfraß, du hast Recht«, sagte Alena erschrocken. »Dann ist es schon heute Nacht. Noch ein Grund mehr, warum wir schleunigst hier rausmüssen.«
Sie lauschte, ob irgendein Zeichen von außen kam. Auf der Straße hustete jemand dreimal, sie hörten es nur ganz schwach durch die dicken Mauern. »Das klingt ganz nach Cchraskar!«, flüsterte Alena aufgeregt. »Ich würde sagen, es ist alles bereit!«
Sie ließ sich ins Stroh zurücksinken und begann sich in überzeugenden Bauchkrämpfen zu winden. Rena begriff sofort und rief nach einem Heiler. Widerwillig kamen zwei Wachen um festzustellen, was los war. Während der eine in der offenen Tür stehen blieb, beugte sich der andere über Alena - und hatte einen Atemzug später das Messer, das sie der anderen Wache gestohlen hatte, an der Kehle.
»Trau nie jemandem von der Feuer-Gilde!«,
Weitere Kostenlose Bücher