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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Smaragd, dachte Alena. Aber dann kam ihr der Gedanke doch zu abwegig vor und sie schwieg.
    Am Abend brachten die Wächter eine karge Mahlzeit und ein paar Eimer Wasser. Die Menschen in der Zelle erwachten zum Leben, rissen sich um die Nahrung wie Tiere. Halb angewidert, halb mitleidig sahen Rena und Kerrik zu. Selbst Alena hatte, obwohl ihr Magen sich schon ein bisschen hohl anfühlte, keine Lust, sich ins Gewühl zu stürzen. Sie beobachtete die anderen Gefangenen. Der fingerlose Alte war zu schwach um sich etwas zu holen. Niemand versuchte ihm zu helfen, die anderen hielten sich von ihm fern, als sei er ansteckend. Er war eben nur ein Gildenloser.
    Rena und Alena tauschten einen Blick. Sie hatten denselben Gedanken. Alena erkämpfte sich eine Schale mit Brei, Rena organisierte einen Becher Wasser und stellte beides vor den Alten hin. Er grinste sie zahnlos an und murmelte seinen Dank.
    »Zu welcher Gilde könnte er gehört haben?«, überlegte Alena, als sie an ihren Platz zurückgekehrt waren.
    »Erd-Gilde nicht«, sagte Rena. »Unsere Augen sind ein bisschen anders, größer...«
    »Vielleicht Feuer«, überlegte Alena. Das an seinem Arm war eindeutig eine Schwertnarbe. »Aber er muss schon vor langer Zeit ausgestoßen worden sein.«
    Später, als Alena die Zelle wie zuvor Kerrik Fußbreit für Fußbreit auf Schwachstellen und Fluchtmöglichkeiten durchsuchte, kam sie noch einmal an dem Alten vorbei. Und diesmal sprach er sie an. »Du hast Recht, Mädchen«, flüsterte er. »Ich war einer von euch. Aber zehn Winter im Eis haben mir das Feuer ausgetrieben. Und mir die Finger genommen. Erfroren sind sie mir.«
    Alena starrte ihn an. Er war nach Socorro verbannt worden! Sie war neugierig, welche schreckliche Tat ihn dorthin gebracht hatte, aber sie wollte ihn nicht danach fragen. Was auch immer es gewesen war - er hatte schon längst dafür gebüßt.
    Als es Nacht wurde, kehrte Ruhe ein in der Zelle. Ein einzelnes Leuchttierchen spendete ein schwaches grünliches Licht. Die anderen Gefangenen legten sich zum Schlafen hin, manche schnarchten. Eine Frau machte ein besonders hässliches, röchelndes Geräusch.
    Auch Rena war erschöpft eingeschlafen. Alena blieb gegen die Wand gelehnt sitzen und beobachtete die anderen, dachte nach. Kerrik sah sie von der Seite an. »Warum schläfst du nicht? Wegen der Träume?«
    Alena nickte schweigend und war dankbar, dass er nicht versuchte sie mit dummen Sprüchen wie »Es wird schon alles gut« oder »Hab keine Angst« zu beruhigen. Wann hatte er aufgehört sie wie ein Kind zu behandeln? Eigentlich nach der schrecklichen Versammlung im Silbernen Bezirk. Auf jeden Fall war es gut, hier im Dunkeln neben ihm zu sitzen.
    »Heute Nacht wird’s für mich auch nichts mit dem Schlaf«, sagte Kerrik und plötzlich klang seine Stimme seltsam. »Irgendwie habe ich doch nicht damit gerechnet, dass es so weit kommen würde. Dass der Heiler vom Berge Menschen ermorden lassen würde. In einer schlimmen Sache stecken wir da drin. Ehrlich gesagt macht mir das Angst.«
    Man merkt, dass er keiner von uns ist - ich kenne niemanden in Tassos, der so was zugegeben hätte, dachte Alena. Aber es gefiel ihr, dass Kerrik so anders war. »Tut es dir Leid, dass du dich eingemischt hast?«
    »Nein«, sagte Kerrik sofort. »Glaubst du im Ernst, ich würde besser schlafen können, wenn ich im Gartenhaus wäre und wüsste, dass ihr beide allein hier unten sitzt?«
    »Immerhin stecken wir so tief in der Scheiße, dass es tiefer nicht mehr geht«, sagte Alena rebellisch. »Wird ein gutes Stück Arbeit, hier rauszukommen. Aber in meiner Gilde heißt es: >Solange der Kopf noch auf dem Hals sitzt, ist nichts verloren ... <«
    Kerrik lachte leise. »Ihr Feuerleute seid wirklich ein zäher Haufen. Das Aufgeben liegt euch nicht. Glaubst du, dass wir es schaffen können, zu fliehen? Auch ohne dein Schwert?«
    »Immerhin habe ich nicht geschworen, dass ich keinen Fluchtversuch unternehmen würde«, gab Alena zu bedenken. Ihr Feuerleute ... sie erinnerte sich daran, was für ein Bündel Elend sie gewesen war, nachdem sie die Meisterprüfung verpatzt hatte. Gut, dass Kerrik sie damals nicht gesehen hatte! Sonst wäre ihm klar gewesen, dass Menschen der Feuer-Gilde auch nicht viel zäher waren als irgendjemand anders.
    Seine Worte brachten sie dazu, intensiver über eine Flucht nachzudenken. Einen Vorteil habe ich gegenüber all diesen elenden Gestalten, dachte Alena. Draußen wartet ein Iltismensch auf mich ... ein Iltis,

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