Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Kopf war puterrot. Nach einer Verschnaufpause flogen er und sein Freund zurück um die anderen zu holen. Noch schien es, als hätten die Wachen nicht bemerkt, was vorging. Aber das war nur eine Frage der Zeit. Alena hoffte, dass die Störche sich beeilten.
Kurze Zeit später stand Rena neben ihr. Angespannt beobachteten sie, dass die beiden Storchenmenschen Kerrik nur bis zum Fuß der Garnison bringen konnten.
»Er wird schwimmen müssen - die Landbrücke ist zu gut bewacht«, sagte Alena besorgt.
Erleichtert sah sie, dass inzwischen Cchraskar auf der Insel aufgetaucht war. Verdutzt blickte er sich um. Doch er begriff schnell, was los war, und hielt die Wachen so lange ab, bis Kerrik im Wasser und auf halbem Weg zur Stadt war.
»Na also«, sagte Alena beruhigt. »Dann mache ich mich jetzt mal auf den Weg ...«
Rena blickte beunruhigt. »Unterschätze Cano bloß nicht.«
»Keine Sorge.«
Mit schnellen Schritten, leichtfüßig wie ein Raubtier, machte sich Alena auf den Weg zum Herztor.
Kerrik kannte sich in der Residenz des Stadtkommandanten aus. Schnell und sicher führte er Rena durch die von wenigen Leuchttierchen erhellten Gänge, die mit edlen Teppichen ausgelegt waren. Ihre Schritte verursachten kaum ein Geräusch. Der gute Yorkan hat eine Schwäche für Luxus, dachte Rena. Und man merkt, dass Ekaterin eine reiche Handelsstadt ist...
»Wir werden uns hier bis zum Morgen verstecken müssen«, flüsterte Kerrik und blickte verlegen auf die Tropfspur, die er auf den Teppichen hinterließ. »Jetzt ist hier niemand mehr.«
Doch er irrte sich. Nur ein paar Atemzüge später stießen sie in einem der Gänge auf eine schlanke Gestalt. Im Halbdunkel der Gänge hätten sie sie fast übersehen - Rena erschrak im ersten Moment fürchterlich, als sie bemerkte, dass nur wenige Längen vor ihnen ein Mensch stand. Regungslos und stumm. Cchraskar witterte argwöhnisch, entspannte sich aber dann. »Es ist Gartenfrau«, sagte er. Kerrik begriff als Erster, wen er meinte.
»Lil - was machst du denn hier?«, rief er.
Rena war erleichtert. Von der jungen Heilerin hatten sie nichts zu befürchten. Sie konnten Lilas alles erzählen und gleich am Morgen würde sie ihnen eine Audienz bei ihrem Vater verschaffen.
Doch Rena merkte schnell, dass etwas nicht in Ordnung war. Lilas ging Kerrik nicht entgegen, ihre Haltung war starr. O nein, dachte Rena. Sie glaubt es auch, das mit Keldo. »Ich wollte heute nicht in dem Haus übernachten, in dem wir mal glücklich waren«, sagte Lilas und ihre Stimme war scharf wie Glassplitter. »Wenn ich gewusst hätte, dass du es wagst, dich noch mal hier zu zeigen, im Haus meines Vaters ...«
Kerrik stöhnte. »Lil, die Anklage ist erfunden, wir haben niemanden ermordet! Ich hätte nicht gedacht, dass du so einen Mist glauben würdest...«
»Dass ihr diesen Keldo nicht auf dem Gewissen habt, war mir klar - aber das meine ich nicht«, schleuderte Lilas ihm entgegen. Rena merkte, dass sie den Tränen nahe war. »Ich rede von dir und Alena!«
Kerrik wirkte völlig verblüfft. »Moment mal, was soll mit mir und Alena sein?«
Auch Rena war überrascht. Hatte sie da etwas verpasst? Sie hatte gemerkt, dass Alena Kerrik ein bisschen anhimmelte, aber das war doch alles gewesen. Oder?
»Ich weiß, es fällt dir schwer, treu zu sein - die Diskussion hatten wir ja schon mal«, sagte Lilas und jetzt konnte sie die Tränen nicht ganz unterdrücken. »Aber verdammt noch mal, kann ich dir nicht mal so weit vertrauen? Ein Gast in unserem Haus, ein Mädchen, das so viel jünger ist als du!«
»Wie kommst du überhaupt darauf? Ist etwas passiert?«, drängte Rena und Lilas reichte ihr einen Zettel. »Das habe ich unter ihrer Schlafmatte gefunden, als ich sie heute Morgen lüften wollte.«
Rena erkannte Alenas eigenwillige und trotzdem elegante Handschrift. Schnell überflog sie das Blatt.
Für Kerrik
Deine Berührung lodert in mir,
goldene Flammen, verboten süß -
zu Asche will ich werden unter deinen Lippen.
Wir trinken den Tau der Nacht
und mag er auch giftig sein und uns tausend Tage kosten.
Das Gedicht bewegte Rena. Es war nicht perfekt, aber ein seltener Blick auf das, was unter Alenas rauer Schale lag. Sie hatte nicht gewusst, dass Alena so etwas schrieb, schreiben konnte. Rena musste zugeben, es klang verdächtig. »Du solltest mit Alena reden - vielleicht klärt sich das Ganze auf«, meinte sie zu Lilas, aber sie wusste, es klang schwach.
»Es ist nichts zwischen uns, ich habe das Mädchen
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