Feuerbluete 01 - Feuerbluete
sie durch die Tür führte. Es war ein eigenartiges Gefühl. Sie hörte den Stolz in seiner Stimme, als er sagte: »Das ist Alena, meine Nichte. Ich habe euch von ihr erzählt.«
Die zwei Frauen und vier Männer, die im angrenzenden Wohnraum saßen, blickten ihr neugierig entgegen und nickten ihr zur Begrüßung zu. Ein paar wirkten müde, einer von ihnen gähnte - hatte Cano sie gerade erst aufgeweckt? Es war Alena nicht ganz recht, dass Cano sie so präsentierte, als hätte sie sich schon für ihn entschieden. Aber sie sagte nichts.
Interessiert bemerkte Alena, dass nicht alle der Feuer-Gilde angehörten. Eine der Frauen trug ein Amulett der Luft-Gilde und einer der Männer war ein Gildenloser. Cano zählte ihre Namen auf, doch Alena war so aufgeregt, dass sie sich kaum einen davon merken konnte. Nur drei blieben in ihrem Gedächtnis kleben: Einer der Feuerleute, ein muskulöser Mann mit sanftem Blick, hieß Lexos - er wurde Lex genannt. Auf einen Blick stellte Alena fest, dass er ein Schwert von hervorragender Qualität trug. Arm war er jedenfalls nicht...
»Schön, dass du dabei bist«, brummte Lex.
He, Moment mal! Alena öffnete den Mund um zu widersprechen, doch Cano unterbrach sie: »Das hier ist Vinja. Sie hat erzählt, dass sie dich schon mal in der Stadt gesehen hat...«
Vinja, die Luft-Gilden-Frau, nickte. »Im Roten Bezirk. Bei dir war ein Iltismensch.« Sie war groß und hatte lange blonde Haare. Sie trug eine Armbrust, die Lieblingswaffe der Menschen aus Nerada. Auf Anhieb sympathisch war sie Alena nicht. Irgendwie verbittert sah sie aus. »Ja, äh, ich wollte mich mal da umschauen. Der Iltismensch ist ein Freund von mir.«
Der Gildenlose hieß Tobai. Er war noch jung, sein Blick stolz und voller Energie. Kein Zweifel, das war keiner von denen, die sich im Elend des Ausgestoßenseins aufgegeben hatten! Als Alena ihm zunickte, lächelte er. Ich wette, der hat Canos Botschaft bei uns abgegeben, dachte Alena. Anscheinend war der Gildenlose, der sie im Schwarzen Bezirk beobachtet hatte, doch keiner von Canos Leuten gewesen.
»Entschuldigt uns, wir reden noch einen Moment unter vier Augen«, sagte Cano und sie kehrten in die Schmiede zurück. Unruhig ging Alena umher und nahm abwesend die frisch geschmiedeten Waffen, die herumlagen, in Augenschein. Sie war hergekommen um Antworten zu erhalten und stattdessen tauchten ständig neue Fragen auf. Konnte sie es sich vorstellen, mit diesen Menschen Seite an Seite zu kämpfen? Mit diesen Fremden?
Cano beobachtete sie. »Vielleicht kann ich deinem Vater und diesem Mann der Wasser-Gilde helfen«, sagte er plötzlich. »Ich habe zwar keine Kontrolle über den Eisdämon - aber es gibt ein Gegenmittel gegen seine Macht. In Socorro habe ich vieles gelernt über solche Dinge.«
Alena fuhr herum. »Es gibt ein Gegenmittel? Was ist es?«
Er antwortete nicht direkt. In Gedanken versunken betrachtete er die Klinge eines halb fertigen Dolchs. Dann blickte er ganz plötzlich auf. »Bleib«, bat er. »Wir richten eine Kammer für dich her.« Seine Botschaft war klar. Wenn sie seine rechte Hand wurde, rettete er ihren Vater und Tjeri - obwohl er Tavian hasste.
Damit ist es entschieden, dachte Alena und es war eine Erleichterung, endlich Klarheit zu haben. Die Zerreißprobe in ihrem Inneren war beendet. Sie würde in Canos Dienste treten. Es war ihr Schicksal. Es kam nicht in Frage, ihren Vater sterben zu lassen, und eine andere Lösung war nicht in Sicht. Sicher war es besser so. Alena gestand sich ein, dass sie neugierig war auf das Leben mit Cano.
Aber sie musste noch einmal zurück. Sie konnte nicht hier bleiben, ohne Kerrik noch einmal wiedergesehen, ohne sich von ihm und Rena verabschiedet zu haben! Auch wenn die beiden fassungslos sein würden ...
»Also, was ist?« Cano wurde ungeduldig.
»Ich brauche noch Zeit«, wich Alena aus.
Einen Moment lang sah es so aus, als wolle Cano sie weiter drängen. Sie nicht noch einmal gehen lassen. Doch dann sagte er: »Gut. Komm einfach zum Herztor, wenn du bereit bist.«
Alena nickte und ließ zu, dass ihr wieder die Augen verbunden wurden. Am Herztor verabschiedeten sich ihre Begleiter. Es dämmerte bereits - wahrscheinlich waren ihre Freunde schon wach und hatten gemerkt, dass sie verschwunden war. Vorsichtig lief Alena auf dem Rückweg zu Keldos Versteck Umwege, damit ihr keiner von Canos Leuten folgen konnte. Außerdem benutzte sie den Notausgang am Kornmarkt.
»Wo warst du?«, fragte Kerrik, als sie sich erschöpft
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