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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Atemzüge später hatte Alena eine Stelle entdeckt, die abgenutzt wirkte. Die mittlere Welle eines dreiwelligen Wasser-Gilden-Symbols, das tief aus dem groben Stein der Gangwand herausgemeißelt worden war, glänzte ganz leicht speckig. Alena ließ die Fingerspitzen über den grobkörnigen Stein gleiten, atmete tief ein. Dann griff sie zu und packte die mittlere Wellenlinie.
    Fast ohne ein Geräusch glitt die Platte zur Seite, verschwand in der Wand. Dahinter - Dunkelheit. Alena atmete schnell. Sie hob die Fackel und ging voran.
    Der Raum, den sie betraten, war so groß, dass ihre Schritte von den Wänden widerhallten. Eine hohe Kuppeldecke wölbte sich über ihnen. Schwarz und still, glatt wie ein Spiegel breitete sich eine Wasserfläche vor ihnen aus. In ihrer Mitte eine Insel. Und auf dieser Insel... lag etwas. Im ersten Moment dachte Alena, es seien drei helle Steine. Doch dann sah sie, dass es Schädel waren. Mit den passenden Knochen dazu. Auf diesem Inselchen lagen drei Skelette! Angeordnet wie ein Y, mit den Köpfen zueinander.
    »Vielleicht von Halbmenschen - sie sind ziemlich klein«, sagte Kerrik leise.
    »Aber die Form der Schädel ist menschlich«, sagte Rena. »Es gibt noch eine andere mögliche Erklärung, warum sie so klein sind ...«
    Ein Schauder überlief Alena. »Kinder.«
    Einen Moment lang schwiegen sie alle. Was konnte hier passiert sein? Vielleicht hat er Menschenopfer gebracht, dachte Alena. Aber selbst der Feuergeist verlangte so etwas nicht. War Keldo ein Mörder gewesen?
    »Ich glaube kaum, dass sie zur Wasser-Gilde gehört haben«, sagte Rena leise. »Die Wasserleute bestatten ihre Toten in heiligen Seen. Und die sind weit weg von hier.«
    Eine lange Zeit standen sie schweigend vor den toten Kindern. Dann zogen sie sich zurück. Alena war froh, als sie sich endlich wieder in den staubigen Gängen befanden. Gut, dass dieser Raum ein ganzes Stück von der Wohnhöhle entfernt lag. Es war kein schönes Gefühl, einen solchen Ort des Todes in der Nähe zu wissen.
    »Habt ihr bemerkt, wie seltsam die Knochen aussahen?«, fragte Rena. »Ich fand, sie wirkten irgendwie rötlich. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Das sah wahrscheinlich nur so aus, lag sicher am Licht«, meinte Kerrik.
    »Zu blöd, dass Keldo tot ist«, sagte Alena grimmig. »Wäre nett, ihm jetzt ein paar Fragen stellen zu können.«
    Während Rena noch immer über den eigenartigen Symbolen auf dem Stück Papier brütete, machten sich Alena und Kerrik daran, die vielen hundert Schriftrollen zu sichten. Manches waren Notizen in Keldos Geheimschrift, die sortierten sie aus, um sie später noch einmal gründlich anzuschauen. Viele waren Lehrbücher und Werke über Tiere, Pflanzen und Landschaften der einzelnen Provinzen, aber auch alte Erlebnisberichte, Legenden der Gilden und Dichtung waren dabei. Und natürlich ein Exemplar des Buchs der Morgenröte - viele hundert Winter wurden darin schon Weisheiten gesammelt und es wurde nie fertig, denn jeder konnte ihm weitere hinzufügen. Immer wieder las sich Alena fest und musste sich mit Gewalt wieder losreißen.
    Schließlich brach Kerrik das lange Schweigen. »Du liest gerne, was?«, knurrte er, als sie mal wieder über einer Geschichte die Zeit vergessen hatte.
    »Ah, ja.« Alena merkte, wie sie rot anlief. »Schau mal, er hat einen Band von Siri Jarys ke Nerada. Ein Original.«
    »Ein Original von Siri Jarys? Unglaublich.« Seine großen Hände rollten das Werk geschickt und fast zärtlich auseinander. Alena merkte, dass auch er geschriebene Worte liebte, und das gefiel ihr.
    Nach und nach verlor sich die Verlegenheit zwischen ihnen ein Stück weit. Es war schön, in seiner Nähe zu sein, Seite an Seite mit ihm zu arbeiten. Aber Alena spürte, wie traurig Kerrik noch immer war, wie erschöpft. Wahrscheinlich ist er froh, dass er sich mit den Schriftrollen ablenken kann, ging es ihr durch den Kopf. Ob er oft an Lilas denkt ...? Sie wagte nicht, ihn darauf anzusprechen.
    »Ich wünschte, ich könnte ein paar von diesen Lehrbüchern mitnehmen«, sagte Kerrik und legte die Hand auf einige schwere Rollen.
    Alena blickte auf. Diese Dinger sahen für sie eher abschreckend aus. »Lernst du gerne?«
    »Ja. Aber das ist es nicht nur«, erklärte er. »Als ich aus dem Dschungel kam, war ich nur ein bisschen älter als du - und hatte von meinem Vater praktisch keinen Unterricht erhalten. Kannst dir vorstellen, was die Leute über mich gedacht haben. Sie hatten ja auch Recht.« Kerrik

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