Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
Stunde zu halten, doch er hatte im Laufe der Jahre genug Erfahrung gesammelt um es seine Studenten nicht merken zu lassen. Andere zu täuschen war eine Sache, sich selbst zu täuschen war ungleich schwerer. Es gelang ihm einfach nicht seine Gedanken von seinem anderen Schüler abzulenken. Natürlich hatte Lex vollkommen recht. Er war nicht sein Vater und nicht für Lex verantwortlich, doch sich das immer wieder zu sagen verscheuchte das Gefühl nicht, dass er sehr wohl für den Sohn seines besten Freundes verantwortlich war. Helmut war die einzige Verbindung die Lex zu seinem Vater hatte und damit auch der Einzige der ihm mit seinem Erbe helfen konnte. Und nicht zuletzt war da doch noch der Brief, indem es Thomas letzter Wunsch war, dass Helmut sich um Lex kümmerte.
Helmut war sich bewusst, dass Lex noch immer nicht das volle Ausmaß seiner Verantwortung kannte und sich noch nicht bewusst war, vielleicht auch noch nicht bewusst sein konnte, dass sein „normales“ Leben beendet war. Noch klammerte er sich daran wie ein Ertrinkender, doch Helmut wusste dass er früher oder später keine Wahl mehr haben würde und die schmerzliche Wahrheit anerkennen musste. Mit seinem Erbe hatte Thomas den Jungen dazu verurteilt sein Leben sozusagen nachzuleben. Thomas war kein glücklicher Mensch gewesen. Sein Leben war geprägt von Gewalt und Angst und er hatte genau gewusst warum er keine Kinder wollte. Doch sogar diese Entscheidung hatte ihm das Schicksal abgenommen. Helmut hatte es schon damals vermutet. Die Familie der Wächter konnte nicht aussterben selbst wenn sie selbst es wünschten.
Seufzend zwang er sich bewusst die letzte Seite des Aufsatzes zu lesen, doch als er eine Beurteilung darunter schreiben wollte fiel ihm auf, dass er sich nicht an den Inhalt erinnern konnte. Es hatte einfach keinen Sinn. Er konnte sich nicht konzentrieren. Er legte den Kugelschreiber zurück auf die Aufsätze, dabei streifte sein Blick das einzige Foto in seinem Büro. Er nahm das Bild hoch. Es zeigte ihn selbst und Thomas. Das Bild war vor beinahe dreißig Jahren aufgenommen worden. Seine Haare waren noch nicht grau gewesen und obwohl er noch immer alles tat um in Form zu bleiben sah er, dass er damals viel kraftvoller gewesen war. Thomas, neben ihm, überragte ihn um mehrere Zentimeter und blickte, wie immer, ernst in die Kamera. Seine schmalen, edlen Züge und der damals moderne dunkle Anzug verliehen ihm eine geheimnisvolle Aura. Die schwarzen Augen und Haare wurden durch das Schwarz weiß Foto noch betont.
Helmut konnte nicht umhin Lex mit seinem Vater zu vergleichen. Leider besaß er kein Foto von Renate, doch er konnte sich noch lebhaft an die hübsche junge Frau erinnern. Beinahe zehn Jahre jünger als Thomas hatte sie ihn vom ersten Moment an verzaubert. Sie waren so gegensätzlich gewesen. Er groß und durchtrainiert, dunkle Haare die in wilden Locken sein Gesicht umrahmten und die schwärzesten Augen die es geben konnte. Sie, klein, blond und blauäugig. Auch sie hatte sich vom ersten Augenblick an in ihn verliebt, doch dem hatte er damals keine Bedeutung zugemessen, denn Frauen flogen von jeher auf den gutaussehenden Thomas. Die beiden waren offiziell nie ein Paar gewesen, doch vor Helmut hatten sie ihre Liebe nicht verborgen gehalten.
Für Renate war es schwer gewesen zu akzeptieren, dass ihre große Liebe keine Zukunft hatte. Erst allmählich, als sie ihn und Thomas eine Weile begleitet hatte begann sie zu verstehen, was es hieß ein Magier zu sein. Er selbst hatte mit ihr über ihre Wünsche gesprochen und wusste, dass sie sich nichts mehr wünschte als mit Thomas ein ganz normales Leben zu teilen, vielleicht eine Familie zu gründen. Es musste schmerzhaft gewesen sein zu begreifen, dass ihr das niemals vergönnt sein würde, doch sie hatte es verstanden. Darum war Helmut auch so überrascht gewesen zu erfahren, dass sie ein Kind von Thomas bekommen hatte. Er war sich sicher, dass sie alle nur erdenkliche Maßnahmen getroffen hatte das zu vermeiden, einfach weil sie die Gefahr kannte, der diese Kind ausgesetzt sein würde.
Helmut musste zugeben, dass er bewunderte wie lange sie Lex geheim gehalten hatte. Wahrscheinlich hatte sie selbst gehofft, dass er von dem Erbe verschont bleiben würde. Leider hatte sie ihm so auch die Möglichkeit genommen sein Erbe schon früher anzutreten. Das weltliche Erbe der von Bühls war nach Thomas Tod zum größten Teil an Stiftungen und entfernte Verwandte gegangen. Von dem Vermögen war
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