Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
Gürtel aus der Hose, Schleife für Schleife wurde er länger, länger als ein normaler Gürtel. Als er ihn heraus hatte und sich an den Gitterstäben des kleinen Fensters in der Tür zu schaffen machte wusste ich, was er tat. Ich wollte meine Hand ausstrecken und den Mann daran hindern zu tun, was er zweifellos schon getan hatte. Als ich meine Hand ausstreckte fühlte ich etwas Merkwürdiges. Ein Kribbeln, ein Knistern. Gebannt sah ich zu, wie der Mann seinen Kopf durch die Schlinge schob. Noch immer weinte er und in seinen Augen lag eine solche Verzweiflung, dass ich mit einemmal wusste was hier geschah. Er handelte nicht aus freiem Willen. Eine fremde Macht zwang ihn dazu, sich selbst das Leben zu nehmen. Das Knistern wurde lauter und ich hörte plötzlich die ruhige Stimme, die diesen Mann in den Tod schickte. Der befehlende Klang war so eindringlich, dass auch ich mich unwillkürlich zur Tür bewegte. Im letzten Moment versuchte ich den Blick abzuwenden, die Vision zu beenden, doch ich konnte nicht. Unfähig zu helfen sah ich zu, wie der Mann sein Leben aushauchte. In grotesker Haltung hing er an der Tür und versuchte die Beine auf dem Boden abzustellen, doch der Fremde befahl ihm, sie mit aller Kraft anzuziehen und sich so zu strangulieren. Erst als die Vision zu Ende war, bemerkte ich, dass ich den Atem angehalten hatte und an der Stelle stand, wo der Mann auf so ungewöhnliche Weise ermordet worden war. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen.
Samstag, 26. April
Irgendwann sah ich wieder zur Uhr. Es war drei Uhr. Ich musste lange so dagestanden haben, versunken in der Betrachtung der Stelle des Mordes. Ich konnte den Nachhall der Befehle spüren. Ich war sicher, dass Von Wellerswerde diesen Mann ermordet hatte.
Nach einer Zeit, die mir wie eine Unendlichkeit vorkam, fand ich wieder in meine Welt zurück. Ich wischte mir über die Wangen. Noch mehr Tränen. Am liebsten hätte ich Altenhof alles erzählt. Dann hätte er einen Mörder erwischt. Leider würde er mir nicht glauben. Ein neuerlicher Blick zur Uhr zeigte mir, dass die Unendlichkeit lediglich eine Stunde gedauert hatte. Vier Uhr. Kein Wunder, dass ich langsam Mühe hatte, die Augen offen zu halten. Auch taten mir sämtliche Muskeln weh, vom langen stillstehen. Eine weitere Stunde saß ich auf der Pritsche. Hoffte, dass irgendetwas passieren würde. Dabei musste ich doch eingeschlafen sein.
Ich erwachte als die Tür meiner Zelle geöffnet wurde. Kovic erklärte das Verhör werde nun fortgesetzt. Müde richtete ich mich auf und sah auf die Uhr. Es war fünf.
„ Sie schlafen wohl nie“, begrüßte ich Altenhof.
„ Mehr als Sie. Gehen Sie immer erst um vier zu Bett?“
Ich beschloss mich dumm zu stellen.
„ Woher wissen Sie wann ich schlafe? Gibt es hier denn keine Privatsphäre?“, Altenhof lachte.
„ Natürlich nicht und wir wissen auch, dass Sie die Kamera gesehen haben.“
Ich betrachtete Altenhof genauer. Er sah so aus, wie ich mich fühlte. Es schien als hätte er sein Büro nicht verlassen und genauso wenig geschlafen wie ich. Er wartete, dass ich etwas sagte, doch ich tat ihm den Gefallen nicht. Es war Altenhof der zuerst sprach.
„ Was ist so interessantes an der Tür? Sie haben Sie eine geschlagene Stunde angestarrt“
Also hatte er mich tatsächlich die ganze Zeit beobachtet. Ich stand auf, berührte noch einmal die Stäbe, die Von Wellerswerde für einen kaltblütigen Mord benutzt hatte. Eine Sekunde dachte ich darüber nach, Altenhof darauf anzusprechen. Doch der einzige Schluss, den er aus meinem Wissen ziehen konnte war, dass ich noch tiefer in seinen Fall verstrickt war als er bisher angenommen hatte.
Lächelnd drehte ich mich um. Altenhof und Kovic sahen mich beide mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht an. Sie wussten sehr genau, was hier geschehen war, auch wenn sie nicht wissen konnten, wie direkt Von Wellerswerde an diesem Todesfall beteiligt gewesen war.
„ Ich war nur müde, wissen Sie?“
Altenhof blickte mir forschend ins Gesicht.
„ Haben Sie noch mal über mein Angebot nachgedacht?“
Ich schüttelte den Kopf.
„ Ihre Anwesenheit hier hat einiges Aufsehen erregt. Ein Herr Winkler mit seinem Anwalt war hier und Von Wellerswerde wollte für Sie Kaution stellen.“
Verwundert blickte ich ihn an. Woher konnte Von Wellerswerde wissen, dass ich verhaftet worden war? Altenhof hatte mein Aufhorchen bemerkt.
„ Von Wellerswerde ist ein mächtiger Mann. Ich kann Sie nur schützen, wenn Sie
Weitere Kostenlose Bücher