Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
diesmal seinen Willen brechen. Dann würde er vielleicht für heute aufhören und ich brauchte mir keine Sorgen mehr um ihn zu machen. Ich ließ seine Energie an mir abprallen. Kurz fühlte ich eine merkwürdige Hitze, dann war der Widerstand verschwunden.
Es war nicht einfach den fremden Geist zu kontrollieren. Ich musste seine Glieder bewusst ansprechen und ständig war ich mir bewusst, dass es falsch war was ich tat. Ich nahm einem Menschen seinen freien Willen. Doch ich schaffte es, ihn aufstehen zu lassen. Ich ließ ihn das Fenster öffnen und sorgte dafür, dass er sich daneben setzte. Ich verließ beinahe hastig seinen Geist. Ich öffnete die Augen und Helmut saß tatsächlich am Fenster. Er sah mich verwirrt an. Wieder war er in Schweiß gebadet und ich hatte einen Moment wirklich Sorge, dass er umkippen würde, doch es dauerte nur Sekunden, bis er sich wieder in der Gewalt hatte.
Er holte sich noch ein Glas Wasser und setzte sich wieder.
„ Das war wirklich beeindruckend, Lex.“, ich lächelte.
Es war einfacher gewesen als ich erwartet hatte, aber auch erschreckend. Den Willen eines Menschen zu brechen verursachte mir jetzt Brechreiz. Ich schluckte mühsam.
„ Ich glaube, das liegt mir nicht. Es tut mir leid, Helmut.“
Fragend sah er mich an.
„ Ich habe jetzt ein richtig widerliches Gefühl. Als hätte ich etwas ganz furchtbares getan.“
Wieder musste ich den Brechreiz nieder kämpfen.
„ Du darfst deine Gabe nie unbedacht einsetzten. Vielleicht ist das etwas, was dir deine Kräfte jetzt zeigen. Oder es ist nur deine Psyche. Jedenfalls warst du sehr gut.“
Noch immer fühlte ich eine leichte Übelkeit. Ich konnte mich über diesen Erfolg nicht richtig freuen, denn ich hatte das deutliche Gefühl, etwas Falsches getan zu haben. Obwohl mir Helmut nichts übelnahm, das Ganze sogar initiiert hatte, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Einem Menschen den freien Willen zu nehmen erschien mir als das Schlimmste, zu was mich meine Kräfte befähigten.
Diesmal war Helmut mindestens so erschöpft wie ich. Schon nach wenigen Minuten stand er auf, wünschte mir eine gute Nacht. Ich wartete bis Helmut das Bad wieder verlassen hatte und machte mich dann selbst fertig. Obwohl ich letzte Nacht nicht viel geschlafen hatte, hatte mich der Mittagsschlaf richtig munter gemacht. Ich würde jetzt noch nicht einschlafen können.
Ich blieb in Helmuts Wohnzimmer. Mit einem weiteren Glas Portwein setzte ich mich in den Sessel. Ich griff nach der Zeitung, ließ die Hand aber gleich wieder sinken. Zum Lesen hatte ich keine Lust. Unentschlossen sah ich aus dem Fenster. Die Nacht war wunderschön klar. Ich stand auf und öffnete die Gartentüre. Draußen war es sehr kalt und windig, aber der Himmel war fantastisch. Schon immer hatte mich die Schönheit des Nachthimmels fasziniert. Ich hatte sogar überlegt Astrophysik zu studieren, aber damals hatte ich mir nicht zugetraut die schwierige Mathematik zu verstehen.
Jetzt genoss ich einfach den Anblick. Der große Bär stand hoch, auch den Herkules sah ich sofort. Als nächstes glitt mein Blick weiter zu Arkturus, dem Hauptstern des Bärenhüters, der mit seiner leuchtend orangenen Farbe sofort auffiel. Nach wenigen Minuten zitterte ich vor Kälte. Ich ging wieder hinein und zog mich um. Ich hatte draußen eine Ruhe gefunden, die ich seit Wochen nicht mehr gefühlt hatte.
Ich ging entspannt und ruhig ins Bett. Ob ich träumen würde oder nicht, ich war sowieso nicht in der Lage es zu ändern, also konnte ich genauso gut entspannt darauf warten. Beinahe unmerklich glitt ich in den Schlaf über.
Donnerstag, 01. Mai
Ich erwachte in einem kleinen, dunklen Raum. Mein Körper schmerzte an jeder Stelle als wäre ich durch einen Fleischwolf gedreht worden. Ich versuchte beide Augen zu öffnen. Das Linke ließ sich nicht bewegen. Vorsichtig tastete ich mich ab. Das Auge war verkrustet und verklebt. Mühsam setzte ich mich auf. Die kleine Anstrengung trieb mir die Tränen in die Augen. Jeder Millimeter meines Körpers schien geschwollen und geprellt.
Wimmernd sank ich in eine liegende Position zurück. Ich versuchte das Chaos hinter meiner Stirn zu lichten, vergeblich. Schließlich wurde mir bewusst, dass ich träumte. Kaum war mir diese Tatsache bewusst geworden öffnete sich die Tür. Gequält wandte ich mich von dem grellen Licht ab, das Schmerzkaskaden in meinem Kopf explodieren ließ.
Hände packten mich und lehnten mich in einer sitzenden Haltung sanft gegen die
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