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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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meine, vor anderthalb Stunden, als ich heimkam. Ich hatte mich eine halbe Stunde auf die Couch gelegt und bin dann nach hinten, um alles vorzubereiten für Rawlings' Detective. Bei der Gelegenheit hab ich festgestellt, dass jemand in meinem Arbeitszimmer gewütet hat wie ein Orkan.«
    »Woher weißt du, dass sie Marcenas Computer mitgenommen haben? Hatte sie ihn nicht vielleicht bei sich?«
    »Er war auf dem Küchentresen. Ich hab ihn an ihr Bett gestellt, als ich am Sonntagabend aufgeräumt habe. Und jetzt ist er verschwunden, genau wie meine USB-Stecker. Soweit ich feststellen kann, fehlt sonst nichts.«
    Seine USB-Stecker, die kleinen, schlüssel großen Dinger, auf denen er jeden Abend seine Daten speichert. Dann werden sie, ordentlich beschriftet, in einem Kästchen auf seinem Schreibtisch verstaut.
    »Deinen Lap haben sie nicht mitgenommen?«
    »Ich hatte ihn im Krankenhaus dabei, weil ich dachte, ich könnte ein bisschen arbeiten, während ich an deinem Bett sitze. Was ich dann nicht getan hab, aber es war trotzdem gut - auf diese Weise hab ich ihn noch.«
    Ich erkundigte mich nach den anderen elektronischen Geräten. Seine teure Stereoanlage war unangetastet, ebenso Fernseher und DVD-Player.
    Morrell hatte sofort beim Revier ins Evanston angerufen, als er den Einbruch entdeckte, aber dort glaubte man offenbar an Beschaffungskriminalität. »Aber die Tür wurde nicht aufgebrochen. Ich meine, die müssen einen Schlüssel gehabt haben, denn die Schlösser sind erstklassig. Das sieht nicht nach Drogensüchtigen aus, und die hätten davon abgesehen auch Sachen wie den DVD-Player zum Verhökern mitgehen lassen.« »Also wollte jemand, der gut gerüstet ist für Einbrüche, Marcenas Material und nur das, und es ist den Betreffenden auch einerlei, ob du das weißt«, dachte ich laut. »Ich hab Rawlings angerufen, und er schwört, es war niemand von seinen Leuten«, sagte Morrell. »Kann ich das glauben?«
    »Es sieht ihm gar nicht ähnlich«, sagte ich, »und wenn er schwört, dass er nichts damit zu tun hat - ich weiß nicht. Er ist bei der Polizei, und die Welt ist so verdreht dieser Tage, dass man nicht mehr recht weiß, wem man vertrauen kann. Aber er ist im Grunde ein anständiger Kerl; ich möchte gern glauben, dass er nichts damit zu tun hat und jedenfalls nicht lügen würde, wenn es so wäre. Soll ich zu dir kommen und die Nachbarn befragen?« »Daran hab ich noch nicht mal gedacht. Woran man sehen kann, wie mich das aus der Fassung gebracht hat. Nein, bleib du an deinen Sachen dran; ich fühle mich weniger hilflos, wenn ich selbst mit den Nachbarn rede. Und dann werde ich mir neue USB-Stecker kaufen und in der Unibibliothek arbeiten, wo mich keiner wegen meines Laps überfallen kann. Was machst du gerade?«
    »Ich bin in South Chicago. Ich will noch mal mit dem Pastor reden und mit Sandra Czernin. Vielleicht hat Josie Dorrado April verraten, wo sie und Billy sich verstecken wollten.«
    »Vic, du gibst auf dich Acht, ja? Sei bitte nicht leichtsinnig und geh keine Risiken ein. Du bist körperlich nicht gerade gut drauf - und ich bin nutzlos zurzeit.« Aus dem letzten Satz sprach eine Bitterkeit, die untypisch war für Morrell. Ich hatte ihn bisher noch nicht einmal über seine Verletzung klagen hören. Er machte diszipliniert seine Krankengymnastik, arbeitete an seinem Buch und pflegte seine Kontakte. Nun wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie schwer es für ihn sein musste, dass er mir nicht zur Seite stehen konnte, wenn ich in Schwierigkeiten steckte.
    Ich versprach, ihn anzurufen, wenn ich nicht auf die Minute genau um halb acht bei ihm sein könnte. Als das Gespräch beendet war, blickte ich stirnrunzelnd auf mein Handy. Etwas war mir durch den Kopf gegeistert, als ich ranging. Doch bevor ich versuchen konnte, mich daran zu erinnern, klingelte es wieder.
    Diesmal war Conrad dran, der wissen wollte, ob Morrell womöglich Marcenas Computer versteckt hatte, damit seine Leute ihn nicht in die Finger bekamen. »Er behauptet, bei ihm sei eingebrochen worden, aber woher soll ich wissen, ob das stimmt? Ich hab meine Leute trotzdem hingeschickt, aber Papiere durch die Gegend werfen kann jeder.«
    Ich lachte, was Conrad nicht witzig fand. »Morrell hat mir grade genau dieselbe Frage in Bezug auf dich gestellt. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ihr beide die Wahrheit sagt.« Conrad stimmte zögernd in mein Lachen ein und äußerte dann denselben Gedanken, den Morrell und ich gerade erörtert hatten: dass jemand es auf

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