Feuereifer
Marcenas Aufzeichnungen abgesehen hatte. Was bedeutete, dass Morrell nicht alleine sein sollte, weil dieselben Leute, die bei ihm eingebrochen waren, auch glauben mochten, dass er Bescheid wusste über Marcenas Aktivitäten.
Mir lief ein Schauer über den Rücken. Nach dem Gespräch mit Conrad rief ich sofort wieder Morrell an und sagte ihm, wenn er alleine zu Hause sei, solle er die Tür verriegeln. »Und geh eine Weile nicht durch den Hintereingang ins Haus, ja?«
»Ich werde gar nicht erst damit anfangen, in Angst zu leben, V. I. Das zermürbt einen.
Ich werde vorsichtig sein, aber mich nicht in einem Bunker verstecken.«
»Morrell, ich habe Marcena und Bron gesehen. Wer die so zugerichtet hat, verfügt über eine üble Fantasie und einen entsprechenden Charakter. Sei kein Idiot!«
»Oh, herrje, Vic, sag mir nicht, ich soll kein Idiot sein, während du dich an der South Side herumtreibst, wo das alles passiert ist. Wenn jemand über dich herfällt... «
Er brach ab, und wir beendeten das Gespräch, ohne noch etwas hinzuzufügen.
32
Den Pastor ans Kreuz nageln
Die Kolonne hatte deutliche Fortschritte gemacht mit den vier kleinen Häusern, an denen der Pastor arbeitete. Eines sah fertig aus, das zweite, in dem ich Andres vor zwei Wochen gefunden hatte, hatte eine leuchtend rote Haustür bekommen. Die beiden restlichen waren noch immer Betonskelette mit ein paar Brettern, aus denen sich ihre spätere Form nur erahnen ließ.
Während ich durch die South Side kutschierte, zerbrach ich mir den Kopf über den Einbruch bei Morrell. Ich versuchte, mir vorzustellen, was Marcena wohl in Erfahrung gebracht hatte. Morrell hatte ich gewarnt, vorsichtig zu sein, falls ihre Widersacher nun auch hinter ihm her waren, aber irgendwo zwischen der Torrence, wo ich Richtung Norden abbog, und der 89th, auf der ich nach Osten zu der Baustelle fuhr, wurde mir bewusst, dass jemand auf die Idee kommen könnte, auch ich sei im Bilde über Marcenas Recherchen. Schließlich schliefen wir beide bei Morrell, und über mich hatte sie Bron kennen gelernt. Ich sah wieder ihren entstellten Körper vor mir und fing an, alle paar Sekunden nervös in den Rückspiegel zu blicken. Mein goldener Mustang ist leicht zu verfolgen.
Als ich zu der Baustelle kam, fuhr ich daran vorbei und parkte den Wagen zwei Blocks weiter. In den leeren Straßen hier konnte ich Verfolger auf einen Blick ausmachen. Doch als ich die kleinen Häuser erreichte, war ich mir sicher, dass keiner sich an meine Fersen geheftet hatte.
Ich setzte meinen Schutzhelm auf und trat ohne anzuklopfen durch die rote Tür. Drinnen empfing mich der Baulärm - Hämmern, Sägen, Rufe auf Spanisch. Die Trockenwand am Eingang war fertig, aber die Treppe sah noch ziemlich nackt aus. Ich fragte den erstbesten Mann, der mir über den Weg lief, nach Andres, und er wies mit dem Daumen über die Schulter.
Ich spazierte einen kleinen Flur entlang und entdeckte Andres in dem Raum, der die Küche werden sollte. Er zog Drähte durch ein Plastikrohr und schrie durch ein Loch im Boden auf Spanisch einem Mann Anweisungen zu, der die Drähte von unten durchschob. Als ich hereinkam, schaute er nicht auf.
Ich wartete, bis er die Arbeit beendet hatte, und sagte dann: »Pastor Andres, wir müssen uns unterhalten.«
»Sie waren am Sonntag beim Gottesdienst, Frau Detektivin. Sind Sie heute hergekommen, um sich zu Jesus zu bekennen? Für ein solches Ereignis unterbreche ich gerne meine Arbeit.«
Ich hockte mich auf die rohen Bodendielen neben ihn. »Montagnacht wurde Bron Czernin umgebracht.«
»Ich trauere immer über den sinnlosen Tod von einem Kind Gottes.« Andres' Stimme klang ruhig, aber seine Augen waren wachsam. »Vor allem wenn es starb, ohne sich Jesus zugewandt zu haben.«
»Ich glaube kaum, dass sein Priester ihm ein christliches Begräbnis verweigern wird.« »Ein katholisches Begräbnis«, verbesserte Andres. »Kein christliches: Bron Czernin starb in Gesellschaft einer Frau, die einen Keil in seine Ehe getrieben hatte.« »Bron war wehrloser Betrachter des Vorgangs, dass Ms. Love einen Keil in seine Ehe trieb?«
Er runzelte die Stirn. »Er selbst trug gewiss auch Verantwortung daran, aber eine Frau ist... «
»Machtloser, für gewöhnlich«, fiel ich ihm ins Wort, »wiewohl ich in diesem Fall zugebe, dass es sich eher nicht so verhielt. Aber da wir gerade von machtlosen Frauen sprechen: Josie Dorrado ist am Montagabend verschwunden, meiner Ansicht nach zusammen mit Billy the Kid. Wo
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