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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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es umgekehrt?« Er lachte herzhaft.
    Josie sah ihn verwirrt an. »Sie meinen, ob sie ihn verfolgen lassen will? Glaub ich nicht, aber ich weiß es eben nicht genau. Bitte, Coach, es dauert nicht lang, und sie nervt jeden Tag mit >Hast du schon die Trainerin gefragt? Hast du die Trainerin gefragt?<, und jetzt kann ich ihr sagen, dass ich Sie gefragt hab.«
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Zehn vor fünf. Ich musste um Viertel nach fünf am Lagerhaus sein und bei Mary Ann Mc-Farlane vorbeischauen, bevor ich zu Morrell fuhr. Wenn ich Josies Mutter noch dazwischenquetschte, würde ich wieder erst um zehn zu Hause sein.
    Ich blickte in Josies ängstliche schokobraune Augen. »Hat es nicht Zeit bis Montag? Da könnte ich nach dem Training mit ihr reden.«
    »Okay.« Sie entspannte die Schultern, und nur daran merkte ich, wie erleichtert sie war, dass ich eingewilligt hatte.

  4
    Warenberge
    Ich steuerte zwischen den Trucks vor dem Lagerhaus hindurch und hielt Ausschau nach dem Parkplatz. Sattelschlepper hielten vor Ladezonen, kleinere Laster waren auf einer Rampe zum Kellergeschoss unterwegs, Müllwagen nahmen sich der Container an, und überall liefen Männer mit Bierbauch und Schutzhelm herum und schrien den anderen zu, dass sie verflucht noch mal aufpassen sollten, wo sie hinfuhren. Die schweren Lastwagen hatten tiefe Furchen in den Weg gegraben, und mein Mustang wurde durchgeschüttelt und mit Schlamm bespritzt. Es hatte tagsüber immer wieder geregnet, und der Himmel war bleigrau. Seit einem Jahrhundert wird die Sumpflandschaft hier im Süden von Chicago als Abladeplatz für alles von Zyanid bis Zigarettenpapierchen benutzt und hat sich in eine Art trostloses Niemandsland verwandelt. Vor diesem düsteren Hintergrund wirkte das Lagergebäude von By-Smart unheimlich und bedrohlich, wie die Behausung eines gefräßigen Ungeheuers. Es war ein monströs riesiges Gebäude, so groß wie zwei Wohnblocks, ein Ziegelbau, der früher vermutlich mal rot gewesen war, sich im Laufe der Jahre aber grauschwarz verfärbt hatte. Das gesamte Gelände war von einem hohen Drahtzaun umgeben, und wer hineinwollte, musste ein Wachhaus passieren. Als ich von der rd Street abbog, wollte irgendein Knabe in Uniform meinen Ausweis sehen. Ich teilte ihm mit, ich hätte einen Termin bei Patrick Grobian, worauf der Mann in der Behausung des Unholds anrief und mir bestätigte, dass ich erwartet wurde. Der Parkplatz sei gleich geradeaus, ich könne ihn nicht verfehlen.
    Der Mann hatte offenbar ein anderes Richtungsverständnis als ich; nachdem ich um zwei Ecken gefahren war, sichtete ich schließlich die Parkzone, die aussah wie der Abstellplatz eines Gebrauchtwagenhändlers - zwischen den Schlaglöchern waren kreuz und quer irgendwelche alte Schüsseln geparkt. Ich suchte mir ein Plätzchen am Rand, in der Hoffnung, dass dort keiner meinem Mustang in die Seite fahren würde.
    Als ich die Tür aufmachte, blickte ich bestürzt auf den Boden. Der Eingang zum Lagerhaus war ein paar hundert Meter entfernt, und nun sollte ich mit meinen guten Pumps durch Matsch und Pfützen stöckeln. Ich kniete mich auf den Sitz, wühlte in dem Tohuwabohu aus Papieren und Handtüchern auf der Rückbank und förderte schließlich ein Paar Flip-Flops zutage, die ich letzten Sommer am Strand getragen hatte. Ich schaffte es auch mit Strümpfen, sie mir an die Füße zu klemmen, und machte mich peinlich watschelnd Richtung Eingang auf. Als ich dort eintraf, waren jedenfalls nur meine Strümpfe und Hosenaufschläge voller Schlamm. Ich zog die Pumps wieder an und steckte die schmutzigen Flip-Flops in eine Plastiktüte, die ich in meinem Aktenkoffer verstaute.
    Durch hohe Türen gelangte ich in eine Art Konsumentenalbtraum. Regale, so weit das Auge reichte, vollgestopft mit allen nur erdenklichen Waren. Direkt vor mir baumelten Besen, Hunderte von Besen, Strohbesen, Besen mit Plastikstiel, Besen mit Holzstiel, Drehbesen. Daneben warteten Tausende von Schaufeln darauf, im nächsten Winter zum Schneeschippen benutzt zu werden. Rechter Hand Kartons mit der Aufschrift »Enteiser« in Regalen, die fast bis zu der vier Meter hohen Decke reichten. Ich setzte mich in Bewegung und wich wieder zurück, als ein Gabelstapler auf mich zuraste, der Kartons mit Enteiser geladen hatte. Gegenüber der Schaufeln kam er zum Halten. Eine Frau in Overall und leuchtend roter Weste begann, die Kartons aufzuschlitzen, noch bevor sie richtig abgeladen waren, entnahm ihnen kleinere Kartons und

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