Feuereifer
Frauenbasketballmannschaft der University of Illinois wie bei Josie. Ich fragte mich, wie sie den Schmerz aushalten würde, allmorgendlich mit der Erinnerung an ein Sportlerleben, das es für sie nicht mehr gab, konfrontiert zu sein.
»Sagt dir der Name Marie Curie was?«, fragte ich unvermittelt. »Nein? Ich werd dir mal ihre Biografie mitbringen. Sie war Polin und wurde eine weltberühmte Wissenschaftlerin. Basketball hat in ihrem Leben keine Rolle gespielt, aber mit ihrer Arbeit hat sie ein ganzes Jahrhundert beeinflusst.«
Ich zog die Tagesdecke von Aprils Bett. Darunter kamen dieselben Laken mit dem Sternenbanner zum Vorschein, die ich schon bei Josie und Julia gesehen hatte. War das Ausdruck ihrer Solidarität mit Team USA oder was?
»Kauft ihr immer die gleiche Bettwäsche, du und Josie?«, fragte ich, als ich ihren Bären zudeckte.
»Ach, wegen der Bezüge, meinen Sie? Die haben wir aus der Kirche. In meiner Kirche gab's die zu kaufen und auch in Josies Kirche und in anderen. Die meisten Mädchen aus der Mannschaft haben welche - hatte irgendwas damit zu tun, dass im Viertel Ordnung gemacht wurde oder so, ich weiß nicht mehr, aber sogar Celine hat welche gekauft. War so 'ne Mannschaftssache.«
Ich hielt Ausschau nach einem Firmennachweis, aber auf dem Schildchen stand nur »Made in USA - mit Stolz«. Ich versorgte April mit allem, was sie brauchte - Wasser, einer Trillerpfeife, damit sie im Notfall ihre Mutter rufen konnte, ihrem CD-Player. Sogar ihre Schulbücher legte ich ihr zurecht, falls ihr nach Lernen zumute war. Auf halber Höhe der Treppe fiel mir Billys Handy ein. Ich hatte es in der Reinigung aus meiner Seemannsjacke genommen und vorerst in meiner Handtasche versteckt, ohne konkreten Plan.
Jetzt holte ich es raus und gab es April. »Der Akku ist noch ziemlich voll. Ich weiß nicht, ob Billys Eltern es abmelden werden, aber Billy hat es deinem Dad gegeben, er wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn du es benutzt. Ich bring dir noch das Ladegerät vorbei.« Ich gab ihr eine meiner Karten. »Ruf mich an, wenn du mich brauchst. Du machst eine schwere Zeit durch.«
Sie strahlte vor Freude über das Handy. »Josie hatte so ein Glück, dass sie mit Billy zusammen war, weil der diese ganzen Sachen hatte, die wir sonst nur in der Schule benutzen können.
Er konnte mit seinem Handy online gehen, und sie durfte seinen Laptop benutzen. Er hat uns geholfen, Blogs zu finden, in denen wir schreiben konnten, und hat uns Nicknames gegeben. In dem einen Blog hat er mit seinem Nickname Kontakt gehalten mit seiner Schwester, obwohl seine Eltern das nicht wollen. Wenn Josie und ich dann an die Uni kommen, kennen wir uns schon aus mit dem, was die anderen so machen.« Ich nahm mir vor, mit der stellvertretenden Direktorin über Aprils Schullaufbahn zu sprechen. Das Mädchen war so ehrgeizig, die Schule musste ihr irgendwie helfen. Im Runtergehen hörte ich, wie April sagte: »Ja, Billy Bysen hat mir erlaubt, sein Handy zu benutzen, bis er es wieder braucht. Gehst du zum Training?« Unten rief ich Richtung Küche, dass ich April oben zu Bett gebracht hatte, und verzichtete auf weitere Abschiedsfloskeln.
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Und die Reichen sind auch nicht glücklich
Al s ich durch den adretten Vorgarten marschierte und der Wind mir um die Ohren pfiff, fragte ich mich, ob Sandra Recht hatte. Wurde Bron getötet, weil er mit Marcena zusammen war, oder hatte man Marcena wegen Bron überfallen? Der Diebstahl von Marcenas Computer wies daraufhin, dass sie hier die Schlüsselfigur war. Was bedeutete, dass Bron noch am Leben sein könnte, wenn er nicht durch mich die englische Reporterin kennen gelernt hätte. Und wenn Marcena sich nicht immer in jedes Abenteuer gestürzt und Bron sich nicht auf die exotische Fremde gehechtet hätte. Ich wollte mich nicht verantwortlich dafür fühlen, dass diese beiden zusammen im Bett gelandet waren, aber ich wollte unbedingt in Erfahrung bringen, was sie in Billys Miata zu suchen hatten, als der Montagnacht unter der Autobahnbrücke landete. Und ich wollte wissen, welche Rolle Nicaragua und Fly the Flag bei alledem spielten; nur an diese beiden Äußerungen von Billy konnte April sich erinnern. Vielleicht hatte Frank Zamar seine Produktion nach Nicaragua verlegen wollen, um den Vertrag mit By-Smart finanziell durchhalten zu können. Was gewiss Pastor Andres auf die Barrikaden brachte, der den Verlust von Arbeitsplätzen im Viertel verhindern wollte. Aber Rose war Vorarbeiterin der Nachtschicht in
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