Feuereifer
gehört hab, war diese Tante aus England so gei... so klasse und interessant, der könnt er nicht widerstehen.« Mir fiel ein, dass der junge Mr. William unbedingt erfahren wollte, wer Marcena durch die South Side chauffiert hatte. »Wusste Grobian von ihr?« »Denk ich nicht«, sagte der Schnauzer. »Wenn Pat Bescheid gewusst hätte, dann hätt Bron nicht mehr am Steuer gesessen.«
»Darüber hat der Mexe wahrscheinlich mit Bron gequatscht«, ergänzte Harley-Jacke. Mir blieb fast das Herz stehen. »Was für ein Mexe denn?«
»Weiß nicht, wie der heißt. Hängt immer hier in der Gegend auf Baustellen rum und versucht, was zu klauen oder abzustauben. Mein Sohn, der geht auf die Bertha Palmer, der hat sie mir gezeigt, Bron und den Mexen. Letzte Woche oder die Woche davor, weiß nicht mehr genau, da hab ich meinen Jungen nach 'nein Spiel abgeholt - spielt Football an der Schule -, und da hing der Mexe auf dem Parkplatz rum, und Bron und die englische Lady waren auch da. Der Mexe hat sich wohl gedacht, Bron schiebt ihm ein paar Kröten rüber, wenn er der Firma nicht pfeift, dass er die Lady im Truck hat.« Der dritte in der Runde lachte lauthals und sagte: »Hat sich vielleicht gedacht, Bron bezahlt, damit er der Alten nichts erzählt. Ich hätt jedenfalls mehr Schiss vor Sandra Czernin als vor Pat Grobian.«
»Geht mir auch so.« Ich grinste, obwohl ich in Gedanken bei Freddy war, dem chavo, der an Baustellen herumhing und auf Beute lauerte. Erpressung, das passte gut zu Freddys unerfreulichem Charakter. Das ergab Sinn. Aber ob Freddy Bron und Marcena überfallen hätte? Vielleicht hatte Romeo - Bron, ich sollte mich an seinen echten Namen gewöhnen -, vielleicht hatte Bron ihm gedroht, ihn wegen Erpressung verhaften zu lassen, und da hatte Freddy den Kopf verloren?
»Ich glaub nicht, dass Bron sich erpressen lässt«, meinte der Dritte.
»Vielleicht hat der Mexe ihn verpfiffen«, äußerte Schnauzer. »Grobian und Czernin haben ja ordentlich zugelangt am Montagnachmittag. «
»Sie haben sich geprügelt?« Meine Augenbrauen schössen in die Höhe.
»Gestritten«, stellte Schnauzer klar. »Ich hab auf meine Pa piere gewartet, Bron war da drin, und die beiden haben sich 'ne gute Viertelstunde lang angeschrien.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht - Bron wollte um Unterstützung bitten für die Krankenhausrechnungen seiner Tochter.«
»Bei Grobian?« Nolan mit der Harley-Jacke schnaubte verächtlich. »Billy ist wohl der einzige Typ unter der Sonne, der glauben mag, dass Grobian sich um die Tochter von irgendjemand schert. Ist natürlich eine superüble Geschichte mit der Kleinen von Czernin, aber Grobian denkt nur an eines, und das ist, sich bei den Bysens einzuschmeicheln. Und er weiß, dass er mit den Arztrechnungen für irgendwen niemals durchkommen würde bei denen - obwohl Czernin seit über zwanzig Jahren für die Firma arbeitet.«
»Die haben sich vielleicht gestritten, als Czernin reinging, aber dann müssen sie sich wieder vertragen haben, denn als Czernin in seine Kutsche stieg, war er bester Laune«, berichtete der Dritte.
»Hat er irgendwas gesagt?«, fragte ich.
»Nur dass er vielleicht das große Los gezogen hat.«
»Los?«, wiederholte ich. »In der Lotterie, meinte er?«
»Ach, der hat sich völlig bescheuert aufgeführt«, sagte Schnauzer. »Ich hab ihn dasselbe gefragt, und er hat gesagt, >ja, in der Lotterie des Lebens<.«
»Und dann ist 'ne Lotterie des Todes draus geworden«, äußerte Nolan düster.
Alle versanken in Schweigen, als ihnen bewusst wurde, dass Bron nicht mehr lebte. Ich ließ den Männern einen Moment Zeit mit ihren Gedanken, dann fragte ich, ob sie wüssten, wo Billy the Kid sich aufhielt.
»Hier jedenfalls nicht. Hab ihn die ganze Woche nicht gesehen, fällt mir da auf. Ist vielleicht zurück nach Rolling Meadows.«
»Nein«, setzte ich sie ins Bild. »Er ist verschwunden. Die Familie hat eine große Detektei beauftragt, die nach ihm sucht.«
Die drei blickten sich mit großen Augen an. Das war zweifellos eine Neuigkeit für sie, und neuer Tratsch war stets willkommen. Harley-Jacke meinte allerdings, Billy sei erst kürzlich hier gewesen.
»Heute?«, fragte ich.
»Nee. Das letzte Mal, als ich hier war - müsste Montagnachmittag gewesen sein. Ich hab gemerkt, dass ihm irgendwas schwer zu schaffen gemacht hat, aber ich hätt nicht gedacht, dass er sich traut, von der Familie abzuhauen.«
Keiner der drei konnte sich vorstellen, was Billy zu schaffen
Weitere Kostenlose Bücher