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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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machte oder wohin er ausgerissen sein könnte. Mitten in einer lebhaften Diskussion darüber, ob Las Vegas oder Miami vorzuziehen sei, wenn man abhauen wollte, ging die Tür zu Grobians Büro auf. Zu meinem Erstaunen erblickte ich Mr. William in Begleitung von Tante Jacqui, die heute ganz geschäftsmäßig bekleidet war mit einer Art Uniformjacke und einem schräg geschnittenen Seidenrock, der ihr um die Knie wirbelte.
    »Unsere Glückswoche«, murmelte Harley-Jacke. »Wenn dieser Hampelmann zweimal die Woche hier auftaucht, muss Grobian was verpatzt haben.«
    Keiner der Männer sprach Mr. William an. Sie hatten ihn vielleicht sogar schon gekannt, als er in Billys Alter war, aber er war nicht von der Sorte, mit der man herumalbern konnte wie mit seinem Sohn.
    »Warten Sie auf Ihre Aufträge? Sie können reingehen«, sagte William knapp. Er ging an mir vorbei, ohne mich zu bemerken — mit dem Schutzhelm und den zerrissenen Hosen ordnete er mich wohl als Trucker ein, aber Tante Jacqui war aufmerksamer. »Wollen Sie sich bei Patrick als Fahrer bewerben? Uns fehlt ein Mann, jetzt, wo Romeo Czernin tot ist.«
    Die drei Trucker blieben in der offenen Tür stehen. Der Schnauzer runzelte die Stirn über die Bemerkung, aber keiner mischte sich ein.
    »Sie sind die Königin des Feingefühls, nicht wahr?«, konterte ich. »Während wir uns hier amüsieren, fehlt Ihnen nicht nur ein Fahrer. Haben Sie nicht auch einen Zulieferer verloren?«
    William blinzelte und versuchte, mich einzuordnen. »Oh. Die polnische Ermittlerin. Was tun Sie hier?«
    »Ermitteln. Was unternehmen Sie denn nun wegen der Bettwäsche und Handtücher mit Sternenbanner, die Sie von Fly the Flag bekommen sollten?«
    »Was wissen Sie darüber?«, fragte William ungehalten.
    »Dass der Besitzer von Fly the Flag einen Vertrag unterschrieb, dann merkte, dass er mit dem Angebot nicht auskam, und noch einmal verhandeln wollte.« Jacqui lächelte strahlend. »Wir verhandeln nie zweimal. Das ist Daddy Bysens wichtigstes Geschäftsprinzip. Ich habe das dem Mann... wie war sein Name gleich wieder, William? Naja, einerlei - ich habe ihm das gesagt, und er hat sich schließlich auf unsere Preisvorstellungen eingelassen. Letzte Woche sollten wir die erste Lieferung bekommen, doch wir hatten zum Glück einen Ersatzzulieferer und sind deshalb nur fünf Tage hinter dem Zeitplan.«
    »Ersatzzulieferer?«, wiederholte ich. »Ist das die Person, die in den Kirchen in South Chicago Bettwäsche verkauft?«
    Jacqui gab ihr maliziöses Lachen zum Besten, das jedem aus der Bysen-Familie zuteil wurde, der eine schlechte Figur machte. »Jemand ganz ganz anderer, Ms. polnische Detektivin. Wenn Sie diese Bettwäsche zurückverfolgen wollen, landen Sie in einer Sackgasse.«
    Mr. William blickte sie missbilligend an, sagte aber: »Ich habe Zamar immer für unzuverlässig gehalten. Vater sagt ständig, wir sollen hier unten in der South Side Verträge abschließen, weil er hier groß geworden ist. Aber er will nie hören, dass die Unternehmer unseren Anforderungen nicht gerecht werden.« »Es ist wahrhaftig unzuverlässig, bei dem Brand umzukommen, der die eigene Fabrik in Schutt und Asche legt«, sagte ich.
    Mr. William blickte mich finster an. »Von wem haben Sie überhaupt von diesem Vertrag erfahren?«
    »Ich bin Detektivin, Mr. Bysen. Ich stelle Fragen, die Leute beantworten sie. Manchmal sagen sie sogar die Wahrheit. Apropos: Sie waren am Montagnachmittag hier und Ihr Sohn auch.«
    »Billy?«
    »Haben Sie noch andere Söhne? Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben, sich zu verfehlen. Haben Sie ihn wirklich nicht getroffen?«
    William presste die Lippen zusammen. »Wann war er hier?« »Etwa um diese Zeit. Halb fünf, fünf. Ich denke mir, dass Sie vielleicht etwas zu ihm gesagt haben, das ihn veranlasst hat, davonzulaufen.«
    »Sie denken falsch. Wenn ich gewusst hätte, dass er hier war -verflucht, man könnte meinen, ich wäre einer der Buchhalter und nicht der kaufmännische Leiter dieses Unternehmens. Ich erfahre von niemandem auch nur das Geringste.«
    Er stieß die Tür zu Grobians Büro auf. »Grobian? Weshalb zum Teufel haben Sie mir nicht gesagt, dass Billy am Montagnachmittag hier war?«
    Die Trucker vor Grobians Schreibtisch traten beiseite, damit William freie Sicht auf den Chef des Lagerhauses hatte. Grobian war sichtlich verblüfft.
    »Ich hab ihn nicht gesehen, Chef. Er hat sein Schließfach ausgeräumt, aber das wissen Sie ja schon. Offenbar hat er nur das

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