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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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die Taschenlampe aus, verstaute sie im Rucksack und tastete mich im Dunkeln voran. Ich hörte Schritte. Als ich in Augenhöhe mit dem Fußboden war, verstellte mir eine große Nähmaschine den Blick, aber ich sah einen unsteten Lichtkegel an den Arbeitstischen -jemand, der sich auch nicht auskannte. Hätte die Person sich rechtens hier aufgehalten, dann hätte sie ganz normal das Licht eingeschaltet. Ich sichtete High-Tops, die sich hinter der Nähmaschine hervorbewegten, die Schnürsenkel schleiften am Boden. Ein Amateur - ein Profi hätte sich die Schuhe zugebunden. Ich duckte mich, doch dabei streiften meine Dietriche klappernd das Metallgeländer. Die Füße erstarrten, drehten sich um und liefen davon. Ich hechtete die Treppe hoch und holte den Eindringling an der Tür ein. Er schleuderte seine Taschenlampe nach mir. Ich duckte mich eine Sekunde zu spät und kam ins Schwanken, als das Ding mich am Kopf traf. Als ich mich berappelt hatte und hinter ihm durch den Notausgang rannte, hatte der Bursche den Zaun schon hinter sich gelassen und kraxelte die Böschung zur Autobahn hoch. Ich folgte ihm, lag aber zu weit hinten, um mir noch Mühe mit dem Zaun zu machen; der Typ kletterte bereits über die Betonmauer oben an der Autobahn.
    Ich hörte Hupen und quietschende Reifen, dann das Röhren von Autos, die wieder Gas gaben.
    Wenn er es nicht über alle sechs Spuren geschafft hatte, würde ich in Kürze Sirenen hören. Doch als nach einigen Minuten nichts zu vernehmen war, kehrte ich um. Es war kurz vor sieben, die Morgenschicht würde bald eintreffen. Ich trottete über den matschigen Boden und rieb mir die Stelle am Kopf, an der die Taschenlampe mich erwischt hatte.
    Als ich um die Ecke bog, sah ich Rose Dorrado auf dem Weg zum Vordereingang; ihre roten Haare leuchteten wie eine Flamme im trüben Morgenlicht. Als ich die Tür erreichte, hatte Rose schon aufgeschlossen und war hineingegangen. Einige Leute, die sich leise unterhielten, kamen durchs Tor. Sie zeigten kein sonderliches Interesse an mir.
    Ich fand Rose an den Schließfächern, wo sie gerade ihren Mantel in den Schrank hängte und einen blauen Kittel herausnahm. Die Innenseite der Schranktür war mit Bibelsprüchen beklebt. Roses Lippen bewegten sich; ich war mir nicht sicher, ob sie betete, und wartete ab, bis sie damit aufhörte, bevor ich ihr auf die Schulter tippte. Überrascht und erfreut blickte sie auf. »Sie sind früher gekommen! Da können Sie mit den Leuten reden, bevor Mr. Zamar erscheint.«
    »Jemand anders war auch hier, ein jüngerer Mann. Ich konnte ihn nicht genau sehen, aber ich schätze, er war um die zwanzig. Groß, hatte aber seine Kappe ins Gesicht gezogen, so dass ich nur einen dünnen Schnurrbart erkennen konnte.«
    Rose runzelte besorgt die Stirn. »Ein Mann war hier? Wie ich gesagt habe, ich hab ja versucht, Mr. Zamar zu warnen. Warum haben Sie ihn nicht aufgehalten?«
    »Ich hab es versucht, aber er ist mir entkommen. Wir könnten die Polizei rufen, um nach Fingerabdrücken... «
    »Nur wenn Mr. Zamar zustimmt. Was hat er gemacht, dieser Mann?« Ich schüttelte den Kopf. »Das weiß ich leider nicht. Er hat mich gehört und ist abgehauen, aber ich glaube, er wollte zu der Treppe, die in den Keller führt. Was gibt es da, außer den vielen Stoffballen?«
    Rose war zu verstört, um sich zu fragen, woher ich den Keller kannte oder wo ich mich aufgehalten hatte, als der Eindringling mich hörte. »Alles. Der Boiler, der Trockenraum, der Reinigungsraum, alles Wichtige ist da unten. Dios, sind wir jetzt nicht mehr sicher hier? Müssen wir Angst haben, dass jemand morgens eine Bombe versteckt?«

9
    Vernebelt
    Man trägt immer Risiken in einem Unternehmen. Ich kann das hier gut ohne Ihre Einmischung regeln.« Frank Zamars dickliche Hände bewegten sich so ruhelos über den Tisch wie Vögel, die nicht wissen, ob sie sich auf einem Ast niederlassen sollen. »Laut Rose hatten Sie hier in den letzten Wochen ziemlich zu tun mit Sabotageakten: Ratten in den Heizrohren, Sekundenkleber in den Türschlössern und nun noch jemand, der um sechs Uhr früh einbricht. Macht Ihnen das keine Sorgen?« »Rose meint es gut, das weiß ich, aber sie hatte kein Recht, Sie hierher zu bestellen.« Ich blickte den Mann entnervt an. »Sie möchten also lieber, dass Ihre Fabrik in Flammen aufgeht, als herauszufinden, was hier los ist?«
    »Niemand wird meine Fabrik in Brand stecken.« Sein kantiges Gesicht wirkte plötzlich eingefallen, und sein Blick strafte

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