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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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quatschen Sie dann mit ihr?« Er schüttelte mich. »Der Boss hat gesagt, Sie sollen verschwinden, und das tun Sie jetzt auch.«
    Er marschierte mit mir zur Tür und schob mich mit solchem Karacho raus, dass ich mit einem Mann zusammenstieß, der gerade reinkommen wollte.
    »Hoppla, nur die Ruhe.« Er fing mich auf und hielt mich fest. »Sie trinken doch wohl nicht bei der Arbeit, Schwester?«
    »Nein, Bruder, heute nicht, obwohl mir im Moment durchaus danach zumute wäre.« Ich löste mich von ihm und wischte mir die Schultern ab.
    Er sah verblüfft aus, dann besorgt. »Sind Sie vielleicht entlassen worden?«
    Er hatte einen leicht hispanischen Akzent, dessen Herkunft ich nicht einschätzen konnte - es mochte Mexiko, Puerto Rico oder sogar Spanien sein. Wie viele Leute, die hier arbeiteten, war er dunkelhäutig und untersetzt, aber der dunkle Anzug und die Krawatte sahen nicht nach Fabrik aus.
    »Ich bin eine Detektivin, die Mr. Zamar nicht beauftragt hat und mit der er auch nicht reden will. Wissen Sie etwas über die Sabotageakte in der Fabrik?« Als der Mann nickte, fragte ich ihn, was er gehört hatte.
    »Nur dass einige Mitglieder der Gemeinde beunruhigt sind. Ist heute wieder was vorgefallen?«
    Ich beäugte ihn prüfend und fragte mich, ob ich ihm trauen sollte - aber falls er schon Bescheid wusste über den Eindringling, war es schließlich auch nichts Neues für ihn. Als ich ihm von meinem Erlebnis berichtete, sagte er nur, Mr. Zamar habe viele Probleme und könne es sich nicht erlauben, die Fabrik zu verlieren. »Und warum will er die Polizei raushalten?« »Wenn ich das wüsste, wäre ich ein Weiser. Aber ich werde ihn fragen.«
    »Falls Sie eine Antwort bekommen, seien Sie doch so nett und weihen Sie mich ein.« Ich nahm eine Karte aus meinem Etui und reichte sie ihm. »V. I. Warshawski«, las er langsam. »Und ich bin Robert Andres. Guten Tag, Schwester Warshawski.«
    Zu dieser merkwürdig förmlichen Verabschiedung schüttelten wir uns die Hand. Den Rest des Tages brachte ich mit Arbeit für meine zahlenden Klienten zu, aber ich musste immer wieder an Frank Zamar und Fly the Flag denken. Ich fragte mich besorgt, ob ich Rose unnötig verstört hatte, indem ich ihr die Sabotageakte unterstellte. Bevor ich Zamar kennen lernte, konnte ich es mir vorstellen, weil Rose so besorgt war um ihren Job, dass sie sich vielleicht als unentbehrlich erweisen wollte: Sie kam früh zur Arbeit, fand Ratten in den Heizungsrohren, holte Hilfe - und stellte sogar eine Detektivin ein! Wer könnte denn schon so eine hilfreiche Mitarbeiterin feuern? Nach meiner Unterredung mit Zamar war ich von dieser Theorie abgekommen. Der Mann war viel zu beunruhigt wegen dieser Ereignisse. Der Bursche, den ich an der Tür getroffen hatte, Robert Andres, wusste vielleicht mehr darüber. Ich hätte mir seine Telefonnummer geben lassen sollen, aber ich war so damit beschäftigt gewesen, mich über den rüden Rausschmiss durch den Vorarbeiter zu ärgern, dass ich sogar die Basics vergessen hatte.
    Vielleicht war Zamar in Rose verliebt und machte sich Sorgen, weil er glaubte, sie stecke hinter der Sabotage. Oder Roses Tochter Julia mit ihrem Baby - er hatte Jacken fürs Aufwärmtraining gespendet, er hatte sie spielen sehen. War er womöglich der Vater des Kindes? Wollte Rose die Firma zerstören, um sich zu rächen? »Gib's auf, Warshawski«, sagte ich laut. »Wenn du so weitermachst, schreibst du bald Drehbücher für Seifenopern.«
    Ich war in den Suburbs im Westen unterwegs auf der Suche nach einer Frau, die ein Bankschließfach mit Inhaberschuldverschreibungen im Wert von acht Millionen Dollar zurückgelassen hatte und verschwunden war; ich brauchte meine ganze Konzentration für diesen Auftrag. Ich machte die Tochter der Frau und den Schwiegersohn ausfindig, die mehr zu wissen schienen, als sie sagen wollten. Meine Klientin betrieb einen kleinen Lebensmittelladen, der besagter verschwundener Frau gehörte, und hatte sich Sorgen gemacht, als die Besitzerin nicht mehr erschien. Kurz vor drei fand ich die Frau schließlich in einem Pflegeheim, wo man sie zwangseingewiesen hatte. Ich rief die Klientin an, die sofort in Begleitung eines Anwalts herkam. Als ich nach South Chicago brauste, um pünktlich zum Nachholtraining mit meiner Mannschaft zu erscheinen, war ich müde, aber äußerst zufrieden.
    Die Mädchen spielten gut, sichtlich inspiriert von ihrer sauberen Halle. Zum ersten Mal wirkten sie wie eine eingeschworene Mannschaft -

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