Feuereifer
seine entschiedenen Worte Lügen.
»Haben Sie solchen Schiss vor den Gangs hier, dass Sie die nicht mal anzeigen wollen?
Geht es hier um so genannte >Schutzgeld<-Zahlungen, Zamar?«
»Nein, verdammt, es geht nicht um Schutzgeld.« Er schlug ärgerlich auf den Tisch, was mich aber auch nicht überzeugte.
»Ich würde gerne mal mit Ihren Leuten sprechen, vielleicht hat jemand was zu verbergen. Oder jemand weiß etwas über den Typen, der heute früh hier eingebrochen ist.«
»Unter keinen Umständen werden Sie mit meinen Arbeitern sprechen! Wer hat Ihnen überhaupt aufgetragen, sich in meine Angelegenheiten zu mischen? Meinen Sie, ich werde Sie dafür bezahlen, dass Sie in meinem Unternehmen herumschleichen?« Er murmelte das alles, statt laut zu werden, was ich bezeichnend fand: Zamar fürchtete sich vor dem, was ich erfahren könnte. Ich nickte trotzdem, denn er hatte Recht - keiner würde mich für meinen Einsatz hier bezahlen.
Als ich aufstand, sagte ich beiläufig: »Sie machen das nicht zufällig selbst, oder?«
»Was - Sie meinen, tote Ratten in die Heizungsrohre legen? Sie sind ja verrückt, Sie -
Sie neugierige Kuh! Warum sollte ich so was Dämliches tun?«
»Sie haben in diesem Herbst elf Leute entlassen. Ihr Betrieb ist gefährdet. Sie wären nicht der Erste, der sein Unternehmen an die Versicherung verkauft - würde doch 'ne Menge Probleme lösen, wenn Sie durch Sabotage gezwungen würden aufzugeben.«
»Ich habe Leute entlassen, weil die Wirtschaftslage schlecht ist. Sobald sich die Lage bessert, werde ich sie wieder einstellen. Und nun verschwinden Sie.«
Ich holte eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie auf den Schreibtisch. »Rufen Sie mich an, wenn Sie Lust haben, mir zu erzählen, wer Ihnen solche Angst einjagt, dass Sie Ihr eigenes Unternehmen nicht schützen wollen.«
Ich verließ das Büro und ging zu Roses Arbeitsplatz. Sie war damit beschäftigt, ein kompliziertes Logo in Gold auf eine marineblaue Flagge zu sticken. Sie schaute kurz auf, zog den schweren Stoff aber weiterhin durch die Maschine. Die Nähmaschinen, die riesigen mechanischen Scheren und die Dampfbügelmaschinen machten einen unglaublichen Lärm.
Ich ging in die Hocke, um ihr direkt ins Ohr zu schreien: »Er behauptet, es sei nichts, trotz der Beweise. Meiner Meinung nach fürchtet er sich vor irgendetwas oder jemandem so sehr, dass er nicht reden will. Haben Sie eine Ahnung, wer das sein könnte? «
Rose schüttelte den Kopf, ließ den Stoff nicht aus den Augen.
»Er behauptet, es hätte nichts mit den Gangs zu tun. Glauben Sie das?«
Sie zog eine Schulter hoch und führte mit raschen Bewegungen die Nadel durch die Markierungen.
»Sie kennen die Gegend hier. Hier gibt's viele Gangs. Die Pentas, die Latin Kings, die Lions, die sind zu allem bereit. Aber normalerweise sind die - gewalttätiger, die würden eher Fenster einschlagen als Schlösser zukleben.«
»Und wie ist der Typ heute Morgen hier reingekommen?« Vielleicht hatte ich selbst die Hintertür offen gelassen, als ich mir Zutritt verschaffte; es kam mir unwahrscheinlich vor, aber ich war mir tatsächlich nicht ganz sicher. »Wer hat außer Zamar noch Schlüssel?«
»Der Vorarbeiter - tagsüber ist das Larry Ballatra und in der zweiten Schicht Joey Husack.«
»Und Sie, oder? Sie sind doch schon oft so früh hier.«
Ein nervöses Lächeln spielte um ihre Lippen. »Ja, aber ich versuche ja nicht, der Fabrik Schaden zuzufügen, im Gegenteil.«
»Oder Sie wollen Zamar beweisen, dass Sie unentbehrlich sind, damit Sie nicht bei den nächsten Entlassungen dabei sind.«
Zum ersten Mal gerieten ihre Hände ins Stocken, und sie bewegte den Stoff nicht schnell genug weiter. Sie zischte einen Fluch, als er vor der Nadel Falten warf. »Jetzt schauen Sie, was mir wegen Ihnen passiert ist. Wie können Sie so was nur sagen? Sie sind Josies Trainerin! Sie vertraut Ihnen. Ich habe Ihnen auch vertraut.« Plötzlich packte mich eine Hand an der Schulter und riss mich hoch. Wegen des Maschinenlärms hatte ich den Vorarbeiter nicht kommen hören. Er hielt zwar mich fest, sprach aber mit Rose. »Rose, seit wann dürfen Sie am Arbeitsplatz Besuch empfangen? Passen Sie auf, damit Sie am Ende des Tages nicht im Rückstand sind.«
»Werde ich nicht sein«, erwiderte Rose, noch immer rot im Gesicht vor Zorn. »Und sie ist kein Besuch, sondern Detektivin.«
»Die Sie hierher bestellt haben! Wo sie nicht hingehört. Der Boss hat ihr gesagt, sie soll verschwinden. Wieso
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