Feuereifer
vielleicht hatte der Streit sie tatsächlich zusammengeschweißt. Wir machten ein kurzes Training, dann zogen sie im Triumph von dannen, stolz auf mein Lob und ihre Leistung. Als ich auf dem Heimweg im Rushhour-Stau stand, rief ich meinen Anrufdienst an und vernahm erstaunt, dass Billy the Kid sich bei mir gemeldet hatte. Als ich ihn auf seinem Handy anrief, stammelte er, er habe seinem Großvater von mir und dem Basketball-Training an der Bertha Palmer erzählt. Wenn ich wollte, könnte ich morgen früh in der Firmenzentrale an der Gebetsstunde teilnehmen, mit der jeder Tag begonnen wurde. »Wenn Großvater Zeit hat, wird er danach mit Ihnen reden. Er konnte mir noch nicht versprechen, ob er Zeit für Sie hat oder etwas für Sie tun kann, aber er meinte, Sie könnten da hinkommen. Die Sache ist bloß, dass Sie schon gegen Viertel nach sieben da sein müssten.«
»Prima«, sagte ich begeisterter, als mir zumute war. Ich muss zwar häufig früh aufstehen, finde diese Uhrzeit aber keineswegs so toll wie Benjamin Franklin. Ich fragte Billy nach dem Weg zur Firmenzentrale in Rolling Meadows. Er beschrieb ihn mir. »Ich werde übrigens auch da sein, Ms. War-sha-sky, weil ich ein bisschen mithelfe beim Gottesdienst. Der Pfarrer kommt von der Mount Ararat Church of Holiness, wissen Sie, mit der meine Kirche den Austausch macht, und er hält die Morgenpredigt. Tante Jacqui kommt wahrscheinlich auch, Sie treffen also nicht nur fremde Leute. Ich werd Herman anrufen, den Wachmann der Morgenschicht, und ihm sagen, dass er Sie reinlassen soll. Und Großvaters Sekretärin sag ich auch Bescheid, für den Fall, dass Großvater Zeit hat, mit Ihnen zu reden, wissen Sie. Wie geht's mit dem Basketball-Team?«
»Die Mädchen arbeiten fleißig, Billy, aber sie treten natürlich erst im neuen Jahr gegen andere Mannschaften an.«
»Was ist mit Sancia, und, äh, Josie?«
»Was soll mit denen sein?«
»Naja, wissen Sie, die gehen auch zur Mount Ararat, und ich meine, wie machen die sich?«
»Gut, denke ich«, sagte ich langsam und überlegte dabei, ob ich Billy für Josies Schularbeiten einspannen könnte; wenn sie studieren wollte, brauchte sie mehr Unterstützung. Aber ich wusste natürlich nicht, ob Billy überhaupt ein guter Schüler gewesen war, und während man im Stau stand, ließ sich auch nicht gut darüber reden. »Kann ich mal vorbeikommen und beim Training zuschauen? Josie meinte, Sie seien echt streng, was Jungs in der Halle angeht.«
Ich sagte ihm, wir könnten vielleicht eine Ausnahme machen, wenn er es mal schaffte, früher mit der Arbeit aufzuhören, und bedankte mich noch mal ausdrücklich für den Einsatz bei seinem Großvater. Auch wenn ich deshalb um fünf aufstehen und mich durch Chicagoland schlagen durfte.
Nach dem Gespräch dachte ich wieder an meine morgendliche Begegnung mit Rose Dorrado. Ich hatte mich ziemlich dumm benommen und musste mich bei ihr entschuldigen.
Josie nahm das Telefon ab. Das Geheul von Maria Ines hörte sich nah an, und Josie schrie ihrer Schwester zu, dass sie ihr das Baby abnehmen solle.
»Es ist dein Baby, Julia, also kümmer dich gefälligst drum... Hallo? Oh, Coach, oh!«
»Hi, Josie. Ist deine Mam da? Ich würde sie gerne mal sprechen.«
Eine Pause entstand. »Sie ist noch nicht zu Hause.«
Ich beäugte einen klapprigen Chevy, der sich vor mich drängen wollte, und ließ ihn in die Lücke. »Ich war heute Morgen in der Fabrik, hat sie dir das erzählt?«
»Ich hab sie seit dem Frühstück nicht mehr gesehen, Coach, und jetzt muss ich mir überlegen, was ich meinen Brüdern zum Abendessen geben soll und alles.«
Ich nahm den besorgten Unterton in ihrer Stimme wahr. »Machst du dir Sorgen, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte?«
»Nee, nee, das wohl nicht. Sie hat angerufen und so, hat gesagt, sie - ich meine, sie hat gesagt, sie hätte noch was zu tun, mehr Arbeit oder so, denke ich, aber sie hat nicht gesagt, was, nur dass ich den Jungen Abendessen machen soll und alles. Aber ich mach ihnen schon das Frühstück, weil Ma zur Arbeit geht, bevor wir aufstehen, und jetzt heult das Baby, Julia tut nichts, und ich hab ein Projekt für Biologie.«
Ich konnte mir das Tohuwabohu in der kleinen Wohnung lebhaft vorstellen. »Josie, leg die Kleine ins Bett. Wenn sie ein bisschen weint, ist das nicht so schlimm. Zieh das Fernsehkabel raus und mach deine Aufgaben im Wohnzimmer. Deine Brüder sind groß genug, die können sich eine Dose mit irgendwas aufmachen und mit ihren Power
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