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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Rangers im Esszimmer spielen. Habt ihr eine Mikrowelle? Nein? Okay, hast du eine Dose Suppe? Mach sie auf dem Herd warm und gib sie den Jungen. Deine Ausbildung geht vor. Alles klar?«
    »Ahm, ja, okay, ich denk schon. Aber was soll ich machen, wenn das so weitergeht?«
    »Meinst du denn, es bleibt so?«
    »Wenn Ma noch einen zweiten Job hat, schon.«
    »Ich werde mit deiner Mam reden. Muss ich ohnehin. Kannst du meine Telefonnummer aufschreiben? Sag ihr bitte, sie soll mich anrufen, sobald sie da ist.« Als sie meine Handynummer wiederholte, gab ich ihr die Nachricht noch mal durch. Bevor ich auflegte, hörte ich noch, wie Josie ihrer Schwester zuschrie, sie solle sich jetzt sofort um das Baby kümmern, sonst würde sie Maria Ines ins Bett legen. Eine gute Tat hatte ich wohl vollbracht an diesem Tag - zwei sogar, wenn ich die alte Dame mitrechnete, die ich aufgespürt hatte.
    Als ich bei Morrell eintraf, sprangen die Hunde so ekstatisch um mich herum, als sei ich zwölf Monate weg gewesen, nicht zwölf Stunden. Morrell berichtete stolz, dass er mit ihnen am See gewesen war - ein echter Triumph, denn als ich ihn vor sieben Wochen in Zürich abgeholt hatte, hatte er nicht mal die kurze Treppe zu seiner Wohnung hochgehen können. Er brauchte immer noch einen Stock, und Mitch hatte mehrmals sein Gleichgewicht gefährdet. Außerdem musste er sich nach der Unternehmung eine Stunde hinlegen, aber er hatte die vier Blocks hin und zurück ohne Zwischenfälle bewältigt und schien sich wohl zu fühlen.
    »Das müssen wir feiern«, sagte ich enthusiastisch. »Ich habe heute Nachmittag Sherlock Holmes übertroffen und du Hillary am Everest. Fühlst du dich noch fit für einen weiteren Ausflug, oder soll ich uns was holen?«
    Er fühlte sich nicht nur fit genug, sondern war geradezu versessen darauf, gemeinsam auszugehen; dazu hatten wir eine Ewigkeit keine Gelegenheit gehabt.
    Während ich mich duschte und umzog, kehrte Marcena zurück. Als ich wieder auftauchte, saß sie mit einer Flasche Bier auf der Couch und kraulte Mitch die Ohren. Er klopfte ein bisschen mit dem Schwanz auf den Boden, als ich hereinkam, um zum Ausdruck zu bringen, dass er mich kannte, starrte dabei aber Marcena mit dämlich glückseliger Miene an. Ich hätte mir denken können, dass sie im Umgang mit Hunden so gut war wie in allem anderen.
    Sie erhob ihre Bierflasche. »Wie geht's den hoffnungsvollen Athletinnen?« »Machen sich. Übrigens hatten sie sich wegen dir am Montag in den Haaren. Sie vermissen dich. Kommst du bald mal wieder zum Training?« »Ich will es an einem der nächsten Nachmittage versuchen. Ich war tagelang mit meinen Recherchen im Viertel dort beschäftigt.«
    »Und sorgst damit für die Konflikte in der Mannschaft«, versetzte ich trocken. »Nur damit du's weißt: South Chicago ist eines dieser Viertel, in denen jeder Bescheid weiß, was der Nachbar treibt.« Sie verbeugte sich spöttisch zum Dank.
    »Wirklich, Marcie«, sagte Morrell, »du willst doch über diese Leute schreiben. Du kannst da nicht alles durcheinanderbringen, nur damit du eine dramatische Geschichte kriegst.«
    »Natürlich nicht, Schätzchen, aber kann ich was dafür, wenn sie mir zu viel Beachtung schenken? Ich versuche, die Grundstrukturen dieser Community zu erkennen. Aber ich mache auch noch andere Sachen; ich will zum Beispiel zum alten Mr. Bysen vordringen und ihn interviewen. Seine Sekretärin hat mir gesagt, er redet nie mit Journalisten, deshalb suche ich jetzt nach einem anderen Ansatz. Ich hab mir überlegt, ob ich wohl dein Basketball-Projekt als Einstieg benutzen könnte, Vic.«
    »Ich habe über besagtes Basketball-Projekt gerade den Einstieg gefunden«, sagte ich leichthin. »Morgen früh gehe ich zur Gebetsstunde.«
    Sie bekam große Augen. »Meinst du... oh, Hilfe, warte mal kurz.«
    Ihr Handy klingelte. Sie kramte es zwischen den Kissen hervor.
    Mitch war ungehalten, weil sie ihn vernachlässigte, und platzierte eine Pfote auf ihrem Knie, doch sie schenkte ihm keine Beachtung.
    »Ja?... Ja... hat sie wirklich? Das ist ja witzig! Was hat er gemacht? Oh, Pech. Was tust du jetzt? ... Echt? Meinst du wirklich, das ist eine gute Idee?... Was, jetzt?... Oh. Na gut, warum nicht. Bin in einer Dreiviertelstunde da.«
    Sie schaltete mit funkelnden Augen aus. »Apropos South Chicago, das war einer meiner Kontakte. Da findet ein Treffen statt, an dem ich teilnehmen möchte, ich werd euch beide also eurem trauten Glück zu zweit überlassen. Aber, Vic, morgen

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