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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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früh möchte ich gerne mitkommen.«
    »Tja«, sagte ich zweifelnd, »ich muss aber schon um halb sieben aufbrechen. Ich soll um Viertel nach sieben da sein und will mir nicht die Chance vermasseln, mit Buffalo Bill zu reden.«
    »Buffalo Bill? So nennen sie ihn? Ach so, weil er wie ein Büffel ist, oder? Kein Problem. Wann stehst du auf? So früh? Wenn du mich um sechs noch nicht siehst, weckst du mich, ja?«
    »Neben deinem Bett steht ein Wecker«, sagte ich grantig.
    Sie warf mir ein breites Lächeln zu. »Aber den höre ich vielleicht nicht, wenn ich zu spät ins Bett komme.«
    Fünf Minuten später war sie verschwunden. Morrell und ich gingen zur Devon Avenue und führten uns Samosas und Curry zu Gemüte, aber die tolle Stimmung von vorher wollte sich nicht mehr recht einstellen.

10
    Gewerkschaften ? Das möge der Himmel verhüten!
    Himmlischer Vater, Deine Macht erfüllt uns mit Ehrfurcht, und doch erbarmst Du Dich unserer mit Liebe. Unentwegt wird uns Deine Liebe zuteil, und als Beweis sandtest Du uns Deinen himmlischen Sohn als kostbare Gabe, die uns Dir näherbringt.« Die Stimme von Pastor Andres war sonor und etwas brummig, und sein hispanischer Akzent und das schlechte Mikrofon taten das ihrige, um ihn schwer verständlich zu machen. Zu Anfang der Predigt bemühte ich mich, ihm zu folgen, aber jetzt begannen meine Gedanken abzuschweifen.
    Als Pastor Andres morgens in Begleitung von Billy the Kid den Versammlungsraum betrat, wurde ich vor Erstaunen kurz munter: Es handelte sich um denselben Mann, dem ich gestern früh bei Fly the Flag begegnet war - und der mich um neun Uhr morgens für betrunken gehalten hatte. Der Gemeinde seiner Kirche, Mount Ararat Church of Holiness in Zion, gehörten Rose Dorrado und ihre Kinder an. Ich wusste, dass die Pfarrer dieser fundamentalistischen Kirchen gewaltigen Einfluss auf das Leben ihrer Gemeindemitglieder ausübten; vielleicht hatte Rose dem Pastor ihre Sorgen wegen der Sabotageakte anvertraut. Und vielleicht hatte Andres nun im Gegenzug den Fabrikbesitzer dazu gebracht, ihm zu erklären, warum er die Polizei aus der Sache raushalten wollte.
    Der Raum war so voll, dass ich mich nicht nach vorne durchdrängen konnte, um vor der Gebetsstunde mit ihm zu sprechen. Ich nahm mir vor, ihn danach abzupassen. Falls die Predigt jemals ein Ende nahm. Ab und an, wenn es einen dramatischen Höhepunkt zu geben schien, schreckte ich kurz auf, aber Andres' Stimme war so getragen und beruhigend, dass ich wieder wegdämmerte.
    »Mit Deinem Sohn zeigst Du uns den Weg und die Wahrheit und das Licht, mit Ihm geleitest Du uns durch alle Widrigkeiten des Lebens zu jenem wunderbaren Ort, an dem es keine Hürden mehr gibt und keinen Kummer und wo Du all unsere Tränen trocknest.«
    Um mich herum beobachtete ich nickende Köpfe, heimliche Blicke zur Armbanduhr, ähnlich wie wir früher bei Arbeiten in der Schule ins Heft der Nebensitzer spähten und dabei der Überzeugung waren, es fiele keinem auf.
    Tante Jacqui, die in der ersten Reihe saß, hatte die Hände fromm im Schoß zum Gebet gefaltet, aber ich sah, dass ihre Daumen sich an irgendeinem Gerät betätigten. Heute trug sie ein schwarzes Kleid, das trotz der Farbe keinen sonderlich heiligen Eindruck machte, denn der Gürtel war eng geschnürt, um ihre schlanke Taille zu betonen, und die Knöpfe vorne endeten auf Schenkelhöhe, weshalb ich feststellen konnte, dass sich das Muster ihrer Strumpfhose lückenlos bis obenhin fortsetzte. Marcena neben mir war tatsächlich eingeschlafen und atmete ruhig, aber ihr Kopf nickte, als bete sie inbrünstig - zweifellos eine Fähigkeit, die sie auf ihrem elitären Mädcheninternat in England erlernt hatte.
    Als wir um halb sieben bei Morrell aufgebrochen waren, war Marcena aschfahl im Gesicht und sackte stöhnend auf dem Beifahrersitz zusammen. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ich jetzt nach drei Stunden Schlaf zur Predigt gehe. Das ist ja wie im Queen Margaret's, als ich die Direktorin davon überzeugen musste, dass ich mich nicht nachts davongeschlichen hatte. Weck mich zehn Minuten bevor wir da sind, damit ich mein Gesicht aufsetzen kann.«
    Ich wusste, wie wenig sie geschlafen hatte, weil ich gehört hatte, wann sie letzte Nacht nach Hause gekommen war: um Viertel nach drei. Worüber ich deshalb im Bilde war, weil Mitch ihr Eintreffen mit gewaltigem Lärm kundtat. Als er zu bellen anfing, machte Peppy natürlich mit. Morrell und ich lagen im Bett und debattierten darüber, wer aufstehen

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