Feuereifer
musste, um die Hunde zur Ruhe zu bringen. »Es sind deine Hunde«, sagte Morrell. »Aber sie ist deine Freundin.« »Ja, aber sie bellt nicht.«
»Macht aber die Hunde irre«, murrte ich, erhob mich aber schließlich und tappte den Flur entlang, um Mitch und Peppy zu beschwichtigen. Marcena saß mit einem Bier in der Küche und ließ Mitch an ihren Handschuhen zerren. Peppy sprang um die beiden herum und knurrte ärgerlich, weil sie nicht mitmachen durfte. Marcena entschuldigte sich dafür, dass sie uns geweckt hatte. »Hör auf, mit Mitch zu spielen, damit ich sie still kriege«, fauchte ich. »Welche Treffen dauern denn wohl so lange?« Ich nahm Mitch die Handschuhe weg und befahl beiden Hunden, sich hinzulegen.
»Oh, wir haben wichtige Gebäude abgeklappert«, sagte Marcena und zuckte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen. »Wann müssen wir los? Brauchen wir wirklich fast eine Stunde dorthin? Klopfst du bitte an die Tür, wenn ich um sechs nicht auf bin?« »Wenn ich dran denke.« Ich schlurfte ins Bett zurück, wo Morrell bereits wieder fest eingeschlafen war. Ich schmiegte mich schwungvoll an ihn, aber er grunzte nur und legte den Arm um mich, ohne aufzuwachen.
Aus Marcenas anzüglichem Grinsen schloss ich, dass die Feldstudien aus einer Fahrt mit Romeo Czernin in seinem schweren Truck und Sex am Golfplatz neben der Mülldeponie oder womöglich auf dem Parkplatz der Highschool bestanden hatten. Wieso machte sie so ein Getue? Weil er verheiratet war, oder weil er aus der Unterschicht stammte? Es kam mir vor, als hielte sie mich für eine prüde Tante, die solche Anspielungen ungehörig und prickelnd zugleich fand. Vielleicht lag es daran, dass ich ihr vom Gerede der Mädchen über ihre Affäre erzählt hatte - oder wie immer man das nennen wollte.
»Vergiss es«, raunte ich mir im Dunkeln zu. »Vergiss es und entspann dich.« Nach einer Weile dämmerte ich tatsächlich wieder weg.
Morrell schlief noch, als ich um halb sechs aufstand, um mit den Hunden laufen zu gehen. Als ich von unserem kurzen Sprint zum See zurückkam, machte ich die Tür zum Gästezimmer auf und überließ es Mitch und Peppy, Marcena zu wecken, während ich unter die Dusche ging. Danach zog ich mein einziges offizielles Outfit an, das ich bei Morrell deponiert hatte, einen wirklich kleidsamen, umbrabraunen Hosenanzug aus guter Wolle.
Aber als Marcena in einem rotkarierten Swingerjäckchen erschien, kam ich mir in der Tat vor wie eine prüde Tante.
Es gibt keine einfache Route von Morrells Wohnung am See zu der Gegend hinter dem O'Hare-Flughafen, in der sich der Firmensitz von By-Smart befand. Ich konnte die Augen kaum offen halten vor Müdigkeit, als ich mich durch die kleinen Seitenstraßen fädelte, in denen auch um diese Zeit schon viel Verkehr war. Ich hatte das Radio eingeschaltet, hielt mich mit Scarlatti und Copeland wach und bekam zwischendurch immer wieder Werbung und schlimme Meldungen über Verkehrsunfälle zu hören.
Marcena verschlief alles - das Radio, die Frau im Explorer, die uns beinahe rammte, als sie kopflos aus ihrer Ausfahrt geschossen kam, den Mann im Beamer, der an der Golf Road bei Rot über die Ampel fuhr und mir dann den Finger zeigte, als ich hupte. Sie schlief auch - oder tat zumindest überzeugend so -, als Rose Dorrado mich um Viertel vor sieben zurückrief.
»Rose! Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich Ihnen unterstellt habe, Sie könnten an den Sabotageakten beteiligt sein; das war wirklich dumm von mir.«
»Das macht nichts. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.« Sie sprach undeutlich, und ich verstand sie kaum wegen des Verkehrslärms. »Ich glaube - ich glaube, ich mache mir umsonst Sorgen -, ein paar Unfälle, und ich denke schon an was Schlimmes.«
Diese Aussage verblüffte mich derart, dass ich einen Moment nicht auf den Verkehr achtete. Lautes Hupen von dem Auto links von mir brachte mich zur Vernunft. Ich fuhr an den Straßenrand und hielt an. »Wie meinen Sie das? Klebstoff landet nicht durch Zufall in Türschlössern, und ein Sack voll toter Ratten fällt nicht versehentlich in Heizungsrohre.«
»Ich habe keine Erklärung dafür, wie diese Dinge passiert sind, aber ich kann mir keine Gedanken mehr darüber machen. Vielen Dank für Ihre Mühe, aber Sie sollten nicht mehr in die Fabrik kommen.«
Das klang auswendig gelernt und heruntergeleiert, aber sie legte auf, bevor ich weiter in sie dringen konnte. Außerdem konnte ich es mir nicht erlauben, noch mehr
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