Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
sind.«
    Sandra und Bron sahen die Frau an; das kleine Mädchen weinte stumm, was viel herzzerreißender war als lautes Schluchzen. Die beiden schauten wieder weg, wobei Brons Blick auf mich fiel.
    »Da ist ja die verdammte Tori Warshawksi. Was zum Henker hast du dir dabei gedacht, meine Kleine so zu scheuchen, dass sie zusammenbricht?« Er brüllte so laut, dass Schwestern und Eltern aus den Zimmern gelaufen kamen. »Hi, Bron, hi, Sandra, wie geht es ihr?«, sagte ich.
    Sandra wandte sich ab, aber Bron kam aus der Nische geschossen und stieß mich so heftig an, dass ich gegen die Wand prallte. »Du hast meine Tochter auf dem Gewissen! Ich hab dich gewarnt, Warshawski, wenn du April was zuleide tust, kriegst du's mit mir zu tun!«
    Entsetzt sahen die Umstehenden zu, wie ich mich langsam aufrichtete. Der Schmerz in meinem linken Arm war so übel, dass mir Tränen in die Augen schössen, aber ich blinzelte heftig, um sie zurückzuhalten. Ich würde mich bestimmt nicht auf eine Keilerei einlassen, nicht in einem Krankenhaus, nicht mit dem linken Arm in einer Schlinge und nicht mit einem Typen, der so verstört und hilflos war, dass er jeden anpöbelte, der ihm in die Quere kam. Aber ich legte auch keinen Wert darauf, dass er mich weinen sah.
    »Ja, ich hab dich gehört. Ich weiß aber nicht mehr, was du tun wolltest, wenn ich ihr das Leben rette.«
    Bron schlug sich mit der Faust in die andere Hand. »Du ihr das Leben rettest! Du kannst mich mal.«
    Ich wandte mich zu Sandra. »Du hast gerade gesagt, es sei ihr Herz. Was ist passiert? Sie hatte bisher beim Training nicht mal eine Konditionsschwäche.« »War ja klar, dass du das sagen würdest«, versetzte Sandra. »Du würdest alles sagen, um deinen Arsch zu retten. Mit ihrem Herz stimmt was nicht, von Geburt an, aber du hast sie zu sehr getriezt, deshalb ist sie zusammengeklappt.«
    Vor Bron fürchtete ich mich nicht, aber jetzt packte mich die kalte Angst: Das klang wie das Vorspiel zu einem Prozess. Aprils Behandlung würde über hunderttausend Dollar kosten; sie brauchten Geld; sie konnten mich verklagen. Meine Taschen waren nicht tief, gaben aber jedenfalls mehr her als die der Czernins.
    »Wenn sie das seit ihrer Geburt hat, hätte sie jederzeit und überall zusammenbrechen können, Sandra«, sagte ich so ruhig wie möglich. »Wie kann man sie behandeln?« »Gar nicht. Sie muss sich ausruhen, bis wir die Kohle auftreiben, um die Ärzte zu bezahlen. Die Schwarzen haben es leicht, die brauchen nur ihre Sozialhilfekarten vorzuzeigen und kriegen alles, was sie für ihre Kinder brauchen, aber unsereins, Leute, die hart arbeiten, was können wir vorzeigen?«
    Sandra blickte aufgebracht zu der Frau mit dem Kleinkind hinüber, die schwarz war, als habe das vierjährige Mädchen die Gesundheitsbehörden gegründet. Eine Schwester, die aus einem Krankenzimmer gekommen war, wollte schlichten, aber die Czernins befanden sich in ihrer eigenen Welt, ihrem Universum des Zorns, zu dem keiner Zugang fand. Die Schwester wandte sich wieder ihrer Tätigkeit zu, aber ich harrte tapfer auf dem Schlachtfeld aus.
    »Und ich bin hier mit dem Traumprinzen verheiratet, der sich die ganze Woche nicht zu Hause hat blicken lassen und nun tut, als sei er der heilige Joseph, der tollste Vater aller Zeiten.« Sandra sah Bron erbittert an. »Es wundert mich ja, dass du ihren Namen noch weißt, ihren Geburtstag hast du dieses Jahr jedenfalls vergessen, als du mit dieser Schlampe aus England rumgezogen bist, oder war es Danuta Tomzak aus Lazinskis Bar?«
    Bron packte Sandra an ihren knochigen Schultern und schüttelte sie. »Ich liebe meine Tochter, du elende Fotze, und du hörst auf, was anderes zu behaupten, hier nicht und anderswo auch nicht. Und ich krieg das Scheißgeld für ihr Herz zusammen. Sag diesem Scheißkerl von einem Arzt, er soll sie bloß hier lassen, bis Dienstag hab ich das Geld locker beisammen.«
    Er stürmte den Flur entlang und polterte durch eine Schwingtür, die zu einer Treppe führte. Sandra presste die Lippen zusammen.
    »Maria hatte den Friedensfürsten, ich hab den Schwanzfürsten abgekriegt.« Sie blickte mich finster an. »Will er diese Schlampe aus England nach dem Geld fragen?« Ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob sie welches hat.« Und wer rückt schon hunderttausend Riesen raus für die Tochter eines Mannes, der nur als gute Geschichte für die Freunde zu Hause dient? Das sagte ich natürlich nicht. Sandra hielt sich an Strohhalmen fest,

Weitere Kostenlose Bücher