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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ein halbes Erdnussbutter-Sandwich einzuheimsen, bevor ich sie erbost zurückpfiff. Als ich sie wieder im Mustang verstaut hatte, begab ich mich in das alte Gebäude der Sozialwissenschaften, um mich zu säubern; ich konnte schließlich nicht als Halloween-Ghoul bei April auftauchen. Als ich mich vom Spiegel abwandte, sah ich, dass meine Jacke an der Schulter aufgeschlitzt war, von der Notaufnahme. Ich sah nicht wie ein Ghoul aus, sondern wie eine Stadtstreicherin.

18
    Besuchszeit
    Die alten Flure des Kinderkrankenhauses waren gesäumt von Luftballons und Stofftieren; sie wirkten auf mich wie verzweifelte Opfergaben für die Gottheiten, die ihr launisches Spiel mit dem menschlichen Glück trieben. Als ich durch endlose Flure wanderte und Treppen hinaufstieg, kam ich an Nischen vorüber, in denen Angehörige saßen, reglos und stumm. Aus den Krankenzimmern waren betont muntere Stimmen zu vernehmen, Mütter, die all ihre Kraft aufboten, um ihre Kinder zu heilen. Aprils Zimmer im vierten Stock war nicht schwer zu finden, denn in einer der Nischen im Korridor hielten sich Bron und Sandra Zoltak auf und stritten weithin vernehmbar. »Du vögelst mit irgendeiner Schlampe rum, während unser Kind fast stirbt!« Sandra versuchte, leise zu sprechen, aber es gelang ihr nicht. Eine Frau mit einem Kleinkind an einem Tropf blickte nervös zu ihnen hinüber und versuchte, das Kind schnell außer Hörweite zu bringen. »Um Mitternacht bist du hier aufgekreuzt! « »Ich bin gekommen, sobald ich es wusste. Hab ich seither das Krankenhaus auch nur eine Sekunde verlassen? Du weißt verdammt genau, dass ich auf dem Handy im Wagen keine Anrufe kriegen darf, und als ich heimkomme, bist du weg, das Kind weg, keine Nachricht. Ich dachte, ihr seid ausgegangen und du kaufst ihr wieder irgendwelchen Mist, für den wir kein Geld haben.
    Ich existier doch für dich überhaupt nicht, ich bin nur der Scheck, der die Rechnungen bezahlt. Du hast nicht mal genug Anstand und rufst mich an, den Vater. Vom Anrufbeantworter hab ich die Nachricht gekriegt, und da warst nicht mal du drauf, sondern diese elende Warshawski-Kuh. So hab ich erfahren, dass mein Mädchen schwer krank ist, nicht von meiner eigenen Frau, Mrs. Zu-vornehm-für-alles. Die Jungfrau Maria war auch nicht keuscher als du, und da wunderst du dich noch, dass ich woanders nach menschlicher Wärme suche.«
    »Du kannst wenigstens sicher sein, dass April auch von dir ist, was Jesse Navarro oder Lech Bukowski von ihren Kindern nicht behaupten können, weil du ständig mit deren Frauen zusammensteckst, und jetzt, jetzt sagen sie, April hat was mit dem Herzen und kann nicht mehr Basketball spielen.« Sandras Gesicht war schmerzverzerrt. »Basketball? Sie ist todkrank, und du regst dich auf, weil sie diesen verdammten Sport nicht mehr machen kann? Was ist los mit dir?« Bron schlug mit der flachen Hand an die Wand.
    Eine Schwester kam vorbei, blieb stehen, um die Situation einzuschätzen, und ging dann kopfschüttelnd weiter.
    »Es geht mir doch nicht um den verdammten Sport!«, versetzte Sandra mit erhobener Stimme. »Das ist ihre einzige Chance zu studieren, du - du Versager. Du weißt verdammt genau, dass dein Geld dafür nicht reicht. Ich will nicht, dass sie so leben muss wie ich, verheiratet mit einem Mistkerl, der seinen Hosenschlitz nicht zulassen kann, schuften bei By-Smart, weil man keinen besseren Job kriegt. Schau mich doch an, ich seh so alt aus wie deine Mutter, und ich soll auch noch zu Kreuze kriechen und Dank heucheln, weil ich dich heiraten durfte, dabei kannst du nicht mal dein Kind durchbringen.«
    »Was soll das heißen? Du hast doch nur Scheiße im Kopf, Alte! Ist sie jemals hungrig zur Schule gegangen oder...?«
    »Hast du auch nur ein Wort gehört von dem, was der Arzt gesagt hat? Es kostet hunderttausend Dollar, wenn man ihr Herz operiert, und dann noch die Medikamente, und die Versicherung zahlt davon zehntausend Dollar. Wo willst du das denn hernehmen, kannst du mir das sagen? Das ganze Geld, das wir hätten sparen können, wenn du es nicht für Drinks mit deinen Kumpels und die Huren ausgegeben hättest, mit denen du rumvögelst und... «
    Brons Kopf schien vor Wut anzuschwellen. »Ich werd das Geld für April auftreiben!
    Hör auf, einfach zu behaupten, dass ich meine Tochter nicht liebe.«
    Die Frau mit dem Kleinkind trat vorsichtig zu den beiden und sagte schüchtern:
    »Könnten Sie ein bisschen leiser sprechen, bitte? Meine Tochter weint, weil Sie so laut

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